Diebach
Vereinsfinanzen

Tiefer Griff in die Vereinstasche

Beim Runden Tisch in Diebach erfuhren die Vereinsvertreter viele interessante Details zur Finanzpolitik des Bayerischen Fußball-Verbandes. An der Kritik an ständig steigenden Kosten änderte dies nichts.
Etwa ein Viertel der Gesamtkosten tragen die Fußball-Vereine unmittelbar zur Finanzierung des BFV-Haushaltes bei. Foto: Jürgen Schmitt
Etwa ein Viertel der Gesamtkosten tragen die Fußball-Vereine unmittelbar zur Finanzierung des BFV-Haushaltes bei. Foto: Jürgen Schmitt
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Der Runde Tisch im Sportheim des SC Diebach zur Finanzpolitik des Bayerischen Fußballverbandes hatte durchaus seine Ecken und Kanten. Und das war gut so, weil sich die Versammlungsleiter und Teilnehmer einer offen geführten Diskussion nicht verweigerten. Rolf Eppelein, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Fußballverbandes (BFV), stellte sich bereitwillig den Fragen der Vereinsvertreter. Und wurde unterstützt von Stefan Hemmerich in seiner Eigenschaft als Konflikt-Manager des BFV. Eine gute Wahl, weil Hemmerich als Vereinsvorsitzender des TSV Reichenberg die Sorgen und Nöte der Vereine aus eigener Erfahrung kennt.

Lag es an der Ferienzeit? Am schönen Wetter? Tatsächlich hatte sich nur ein gutes Dutzend an Vereinsvertretern eingefunden, um mehr zu erfahren über die Finanzpolitik des Verbandes. Alles vor dem Hintergrund steigender Anforderungen für Vereine - eben auch in finanzieller Hinsicht. Und Eppelein machte gar keinen Hehl daraus, dass der gegenwärtige Verwaltungs-Apparat Geld kostet. Sehr viel Geld sogar. Die 650 am Fußball-Spielbetrieb in Unterfranken teilnehmenden Vereine müssen ihr Scherflein dazu beitragen durch eine Reihe von Gebühren, die mitunter in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. In 2011 hatte der Bezirk Unterfranken mit seinen 110 ehrenamtlichen Mitarbeitern zum Gesamt-Haushalt des Bayerischen Fußball-Verbands Zahlungen in Höhe von 947 500 Euro zu erbringen. 25 Prozent davon sind Kosten, die im Bezirk selbst anfallen, die anderen Kosten entstehen rund um die BFV-Zentrale in München.

Einsicht herrschte bei den Vereinsvertretern in der Hinsicht, dass viele Leistungen natürlich Geld kosten - und Sinn machen. Allerdings leiden gerade die kleinen Vereine im Fußball-Kreis Rhön unter ständig steigende finanzielle Belastungen. "Man hat doch teilweise nur die Wahl zwischen Pest und Cholera", findet Siegfried Eyrich (TSV Stangenroth) und prangerte beispielsweise die gestiegenen Pass-Gebühren an.
"Was passiert eigentlich mit den ganzen Millionen, die der Deutsche Fußball-Bund pro Länderspiel kassiert?", fragte Peter Fenn vom VfR Sulzthal provokant. Tatsächlich würden wenige Länderspiele genügen, um den kompletten Etat des BFV für ein Jahr zu finanzieren.

Auch im Modernisierungswahn des Verbandes sehen die Vereinsvertreter eine Gefahr. "Vergällt man nicht die älteren Vereinsmitglieder mit dem Zwang der neuen Technik?", fragte Gerhard Fischer vom FC Eltingshausen in die Runde. Tatsächlich kommt der Vereins-Funktionär von heute ohne EDV-Kenntnisse nicht mehr aus. Und sollte der elektronische Spielberichtsbogen auf Bezirks- oder sogar Kreisebene eingeführt werden, stehen die Vereine vor weiteren Zwangsanschaffungen. Gerade ältere Schiedsrichter dürften mit dieser Neuerung ebenfalls Probleme haben. Auch die steuerliche Belastung von Seiten des Staates war ein Thema. Selbst die Entlohnung einer Putzfrau oder Trikot-Wäscherin kann zur komplizierten Materie werden. Ohne Fachkräfte im Finanzwesen ist Vereinsarbeit kaum mehr zu stemmen. Auch hier wünschen sich die Vereine für die Zukunft kompetente - und bezahlbare Unterstützung.


Leistungen des Fußball-Bezirks Unterfranken am BFV-Haushalt

947 500 Euro Anteilige Gesamtkosten des Bezirks Unterfranken am Gesamt-Haushalt des Bayerischen Fußball-Verbandes (ca. 12 Millionen Euro).
510 000 Euro Dienstleistungskosten der BFV-Zentrale. Relevante Kosten für den Spielbetrieb.
140 000 Euro In Rechnung gestellte EDV-Gebühren.
77 500 Euro Dienstleistungen der Ehrenamtlichen Mitarbeiter im Bezirk.
75 000 Euro Kosten ehrenamtlicher Mitarbeiter im Bezirk. Aufwandsentschädigung von 7,70 Euro pro Tag.
56 000 Euro Talentförderung.
31 000 Euro Kosten der Geschäftsstelle Würzburg.
28 000 Eur o Organisation und Durchführung von Meisterschaften (Halle/Feld).
19 000 Euro Mitarbeiter-Tagung (einmal im Jahr).
6000 Euro Bezirkstage/Kreistage (alle vier Jahre - anteilig)
5000 Euro Ehrenamts-Tage im Bezirk (Vier pro Jahr durch jeden Kreis).