Tempo und Bad Brückenauer Tränen im Derby

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Martina Schrameyer von den Sportfreunden Bad Neustadt entwischt Sabrina Beck vom FC Bad Brückenau (rechts). Die Neuschterin wurde im Rhönderby mit neun Treffern zur Schlüsselfigur. Foto: Sebastian Schmitt
Martina Schrameyer von den Sportfreunden Bad Neustadt entwischt Sabrina Beck vom FC Bad Brückenau (rechts). Die Neuschterin wurde im Rhönderby mit neun Treffern zur Schlüsselfigur. Foto: Sebastian Schmitt

Gegen Bad Neustadt schrammen die Sinnstädterinnen knapp am Remis vorbei. Erste Niederlage für Hammelburgs Frauen.

VfL Sportfreunde Bad Neustadt - FC Bad Brückenau 26:25 (16:13).

Ein irres, emotionsgeladenes Rhönderby lieferten sich die Sinnstädterinnen im Duell mit den Neuschter Sportfreundinnen. Mit dem letzten Konter wenige Sekunden vor Schluss hätten die Brückenauerinnen das hochverdiente Remis klar machen können. Die Enttäuschung über die bittere Niederlage nach einem rasanten Schlagabtausch auf Augenhöhe war so groß, dass Tränen getrocknet werden mussten und Coach Michael Pragmann die "Bad Brückenauer Mädels" nach der Schluss-Sirene noch einmal zu einer emotionalen Ansprache im Kreis versammelte. Es war so viel drin in dieser hochdramatischen Partie, dass dem Tabellen-Schlusslicht ein Punktgewinn zu wünschen gewesen wäre. "Die Sportfreunde spielen einen tollen, temporeichen Handball. Dass sie weit oben in der Tabelle stehen, ist absolut gerechtfertigt. Aber wir hätten sie diesmal schlagen können, wenn wir unsere zahlreichen Konterchancen konsequenter genutzt hätten", sagte Pragmann, dem die herbe Enttäuschung anzumerken war. "Dass uns mit Marie König und Melissa Kalmund zwei wichtige Spielerinnen gefehlt haben, hat die Aufgabe nicht leichter gemacht. Aber die Mannschaft hat ein tolles Spiel abgeliefert. Wir hätten uns für diese gute Leistung belohnen müssen."

In der Tat war das Rhönderby Werbung für den Frauen-Handball. Ohne jegliche Verschnaufpause rasten die Akteure im ersten Durchgang von Kreis zu Kreis. Sehenswerte Spielzüge, wahnwitzige Konter und fulminante Würfe in den Winkel waren im Minutentakt zu bestaunen. Erst in der zweiten Halbzeit nahmen die Sportfreunde den Fuß vom Gas und hielten sich mit cleveren Ballstafetten den Gegner vom Hals. Annalena Löser im FC-Tor hatte Schwerstarbeit zu verrichten und hielt ihr Team mit unzähligen Paraden im Match. Dass es eine hart umkämpfte Schlussphase in einem trotz Derbycharakter stets fairen Spiel geben würde, war abzusehen. Dass es dann aber eine so extrem enge Kiste werden würde, war dann doch sehr überraschend. "Mit ein bisschen mehr Wurfglück spielen wir uns in so einem Spiel irgendwann eine knappe Führung heraus, dann läuft alles plötzlich ganz anders", resümierte Pragmann, der das Team in einer mental extrem schwierigen Phase sieht: "Vieles ist reine Kopfsache. Die Mädels dürfen den Kopf jetzt aber nicht hängen lassen."

Tore für Bad Brückenau: Katharina Probeck (7), Lena Übelacker (7/1), Jennifer Frank (5/1), Sophie Gundelach (3), Jana Gebhard, Theresa Löser, Selina Vogler (je 1).

TV Marktsteft - FC Bad Brückenau 34:23 (17:16).

Als "großen Brocken" bezeichnet FC-Coach Oliver Hilbert-Probeck die spielstarken "Green Boys" aus Marktsteft, die erst im vergangenen Jahr aus der Landesliga abgestiegen waren. "Unser Ziel war, die Meisterschaft ein bisschen spannend zu gestalten und dem TV Marktsteft die ersten zwei Punkte zu stehlen." Das anvisierte Stibitzen der Zähler war zunächst ein harter Kampf auf Augenhöhe. Pünktlich zum Kabinengang sicherten sich die "Green Boys" eine knappe Führung, nachdem die Sinnstädter den Ton im ersten Durchgang angegeben hatten. Die zweite Halbzeit startete ungünstig für die Bad Brückenauer mit einer zweimaligen Zeitstrafe gegen Alexander Bauer, der am eigenen Kreis ein Fels in der Brandung ist. In Überzahl zogen die "Stefter" auf 22:17 davon und profitierten von ein paar Fehlversuchen der Gäste am Siebenmeterpunkt. Als die "Green Boys" mit gnadenloser Effektivität auf 26:19 enteilt waren (47.), zog Coach Hilbert-Probeck, der diesmal auf seinen zentralen Ruhepol und Spielmacher Tom Schumm verzichten musste, mit einer eindringlichen Timeout-Ansprache einen allerletzten Joker. Vergeblich.

Tore für Bad Brückenau: Simon Weiner (7/1), Simon Dietrich (7), Lukas Heil (3), Georg Hoch (3), Max Puschner (1), Michael Müller (1), Fabian Peter (1).

TSV Waigolshausen - TV/DJK Hammelburg 25:19 (15:12).

Eine nicht zu erwartende Niederlage mussten die Saalestädterinnen mit auf die Heimreise nehmen. Gegen einen sehr aggressiv eingestellten und teilweise unfairen Gegner aus Waigolshausen, gelang es der Hammelburger Mannschaft nicht, ihre Stärken auf's Parkett zu bringen. Der Waigolshausener Schiedsrichter ließ seine Mannschaft gewähren und zauberte dem Trainer seiner Mannschaft ein Lächeln ins Gesicht. "Die Heimmannschaft erzielte neun Tore nach offensichtlichen Schrittfehlern und Stürmerfouls", echauffierte sich TV/DJK-Trainer Bernhard Hereth. Zwischen der 33. und 43. Spielminute konnten die Saalestädter einen Sechs-Tore-Rückstand zur letztmaligen Führung umwandeln (19:18), danach gelang kein einziger Treffer mehr. "Mund abwischen und die nächsten Spiele unter hoffentlich besseren sportlichen Bedingungen positiv bestreiten", sagte Hereth. spion

Tore für Hammelburg: Nicole Schröter (4/3), Annika Keller (6), Laura Finke (3), Lena Doschko (2), Katrin Simon (1).

HSV Bergtheim III - FC Bad Brückenau II 18:26 (8:14).

Einen ungefährdeten Auswärtserfolg hat die zweite Mannschaft der Sinnstädterinnen in der Willi-Sauer-Halle in Bergtheim eingefahren. Diesmal unter Leitung des im Teilzeit-Ruhestand befindlichen Trainergespanns Nadine und Michael Pragmann, lieferten sich die Rhönerinnen eine Viertelstunde lang ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Bergtheimerinnen, ehe sich die Gäste einen komfortablen Vorsprung erspielten. Im FC-Team rund um die erfahrene Rückraumspielerin Katharina Probeck setzten die Nachwuchshoffnungen spielerische Akzente. Mareike Schneider und Selina Vogler stellten große Offensivpower unter Beweis und waren an der Siebenmetermarke eine echte Bank. Auch FC-Rückkehrerin Maria Römmelt bereichert die zweite Mannschaft mit ihrer Ballsicherheit, Routine und Übersicht. Den zwei Auftaktniederlagen zum Trotz hat sich die Gründung einer zweiten Frauenmannschaft längst ausgezahlt, denn der "Run" auf den Handballsport ist in der Sinnstadt so groß, dass nicht weniger als 13 Spielerinnen den weiten Weg in den Würzburger Landkreis auf sich genommen hatten. "Das war eine sehr gute, geschlossene Mannschaftsleistung mit einer Torhüterin Sophie Kohlhepp, die sich von Minute zu Minute gesteigert und tolle Bälle gehalten hat. Und Mareike Schneider hat es verstanden, die Lücken am gegnerischen Kreis aufzuspüren und clever zu nutzen", so ein rundum zufriedener Michael Pragmann.

Tore für Bad Brückenau II: Katharina Probeck (8), Mareike Schneider (6/1), Selina Vogler (4/3), Sabine Bott (2), Maria Römmelt (2), Irina Trotno (2), Jasmin Müller (1), Katharina Schneider (1).

TSV Lohr III - FC Bad Brückenau II 36:26 (14:14).

Es ist einfach wie verhext: In der Spessarttorhalle holt der FC Bad Brückenau grundsätzlich keine Punkte. Eine starke Mannschaftsleistung im ersten Durchgang bescherte der FC-Reserve einen verdienten 14:14-Pausenstand. Doch Lohrer Handballer kämpfen traditionell unermüdlich bis zur Schluss-Sirene. Und so kippte das Match nach rund 40 Minuten komplett zu Gunsten der Gastgeber rund um die Altmeister Johannes Rützel, Christian Vormwald und Michael Rath. Die gut ausgebildete Lohrer Mannschaft ist ganz schwer zu verteidigen, weil jeder einzelne Spieler jederzeit in der Lage ist, Tore aus dem Rückraum zu werfen. Und so kam die Lohrer Tormaschine mit zunehmender Dauer der Partie immer stärker und unerbittlich ins Rollen. Trotz der verdienten Niederlage in einem sehr fairen Match gab es durchaus positive Signale aus der FC-Reserve: Zum Beispiel die Rückkehr von Routinier Nick Übelacker auf der Platte nach längerer Spielpause sowie die Torgefährlichkeit des Youngsters Moritz Schumm.

Tore für Bad Brückenau II: Niklas Gerlach (5), Dominik Hüfner (5), Moritz Schumm (4), Urs Grewen (4), Yannick Reim (3), Florian Sulzer (3), Nick Übelacker (2).