Während für die Hammelburger Männer ab sofort der Abstiegskampf ausgerufen wird, zeigen die First Ladies Beachtliches an der Noris.
TG Rüsselsheim II - TV/DJK Hammelburg 3:1 (25:19, 22:25, 25:21, 26:24).Natürlich hat sich Tado Karlovic auch nach der dritten Niederlage der Zweitliga-Saison vor seine Mannschaft gestellt. Da gibt es keine Schuldzuweisungen. Kritik? Allenfalls durch die Blume. Hammelburgs Trainer ist schließlich Realist und in Sachen Spieler-Psychologie gewiss kein Amateur. Die Peitsche braucht es da nicht, eher kleine Streicheleinheiten. Nein, chancenlos waren die Saalemänner gewiss nicht beim Aufsteiger. Nur eben nicht gut genug, um zumindest zwei Sätze zu gewinnen. Das hätte zwar nicht für einen Sieg gereicht, aber immerhin zu einem Punkt. Die Null bleibt also auf dem Haben-Konto. Und eine knallharte Gewissheit. "Wir spielen gegen den Abstieg. Angesichts der Personalsituation wäre der Klassenerhalt schon ein Erfolg", sagt Karlovic, dem am Main taktisch quasi die Hände gebunden waren bei nur einem Ersatzspieler. "Wir pfeifen aus dem letzten Loch, Verschnaufpausen gibt es da kaum für die Spieler. Aber unser Auftritt war sicher besser als zuletzt in Grafing", weiß der Trainer.
Die Ausreißer nach oben gibt es. Der schnelle Satzverlust zum Auftakt wurde korrigiert, weil Oscar Benner mit einer Aufschlagserie auf 6:0 gestellt hatte, danach die Mannschaft auch in heiklen Phasen Selbstvertrauen zeigte. "Nach Rückständen finden wir derzeit aber nur sehr schwer zurück. Dann fehlt die Durchschlagskraft über die Außen. Und unsere Blockarbeit bringt auch nicht die nötigen Punkte", spricht Karlovic Defizite an, die in dieser ausgeglichen starken Liga kaum zu kompensieren sind. Erst recht nicht, wenn auf der anderen Seite des Netzes solche Könner wie Routinier Anton Borger oder der bärenstarke Angreifer Philipp Schumann stehen.
"Im Volleyball sind es oft Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen. Es braucht eine gewisse Balance im Spiel, die uns derzeit abgeht. In der vergangenen Saison haben wir zum Auftakt gegen Mainz gewonnen und eine super Runde gespielt. Jetzt ist es exakt umgekehrt", sagt Karlovic. Und packt notgedrungen die Durchhalte-Parolen aus: Kräfte bündeln. Moral hochhalten. Auf die Rückkehr verletzter Spieler hoffen. Die anstehende spielfreie Woche kommt für Kopf und Körper zur rechten Zeit, ehe am 22. Oktober das Heimspiel gegen den SV Schwaig ansteht. "Ein top Team, das sich gut verstärkt hat. Da brauchen wir einen Sahnetag", weiß Karlovic. Über Jahre ging der Blick der TV/DJK-Volleyballer immer nur nach oben. Mit der neuen Situation gilt es sich jetzt möglichst schnell "anzufreunden". Was auch für das Publikum gilt. Jetzt braucht es die echten Fans.
js
VfL Nürnberg - TV/DJK Hammelburg 1:3 (17:25, 25:20, 24:26, 22:25).So ein Sonntagsausflug macht Spaß: Eine nahezu leere Autobahn, blauer Himmel und auch die Sonne hatte sich extra noch einmal blicken lassen. Da durfte der sportliche Erfolg nicht ausbleiben. "Das waren immens wichtige Punkte für unser gemeinsames Projekt Ligaverbleib in der 3. Liga", so TV/DJK-Coach Oliver Möller.
Im ersten Durchgang wurde man das Gefühl nicht los, dass die Saaledamen die Verweildauer an der Noris gerne auf ein Minimum begrenzen wollen. "Da lief unser Spiel wie aus einem Guss", schwärmte Möller, dessen Mädels in Annahme und Abwehr, aber auch in der Kategorie "Ballverwertung" einen klasse Job machten. Über die Netzmitte überzeugte Melanie Basmer, die von Zuspielerin Christine Fell viele schnelle Bällen serviert bekam. "In diesem Satz haben wir Nürnberg schwindelig gespielt", so Möller, der allerdings zusehen musste, wie die Rasanz des Hammelburger Spiels plötzlich einer gewissen Lethargie Platz machte. Nürnberg fand zu Stabilität in der Annahme zurück, während Hammelburger Konstanz im Angriff nun dem Zufallsprinzip wich. Im dritten Satz musste Coach Möller gleich ins nächste Wechselbad der Befühle abtauchen. Mit 13:18 lag seine Mannschaft zurück, doch Aufschlagserien von Laura Schmitt und Theresa von Waldenfels sowie "unkonventionelle Ballwechsel" (Möller) zwangen das Glück wieder auf die Hammelburger Seite.
Der Meister des Vorjahres steckte nicht auf, und so entwickelte sich im vierten Satz ein Duell auf Augenhöhe, in dem sich die Gastgeber Mitte des Satzes sogar mit drei Punkten absetzen konnten. Die TV/DJK-Frauen konnten sich in dieser Phase erneut auf ihr stärkstes taktisches Mittel verlassen und sorgten mit druckvollen Aufschlägen dafür, dass das Spiel bis zum letzten Ballwechsel spannend blieb. "Ob das Gezeigte heute oscarreif war, würde ich nicht unbedingt unterschreiben, aber mit spielerischem Glanz hält man auch nicht unbedingt die Liga", schnaufte Olli Möller nach diesem Kraftakt seiner Truppe tief durch.
sow