Steilpass-Interview mit Fabian Erhard: Die Rückkehr des Torriechers

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Als Torjäger zurück: Fabian Erhard (links) beim Jubeln mit Daniel Kraus. Foto: Hopf
Als Torjäger zurück: Fabian Erhard (links) beim Jubeln mit Daniel Kraus. Foto: Hopf

Fabian Erhard spielt beim FV Rannungen eine ganz spezielle Rolle. Dabei kann er sogar auf Erfahrung aus der Fußball-Bundesliga zurückgreifen.

Von Maximilian Wehner aus dem Waldfensterer Mittelfeld geht der Steilpass in den Sturm (wohin auch sonst) zu Fabian Erhard vom FV Rannungen. Der 31-jährige verheiratete Ingenieur für Versorgungstechnik erzählt im Steilpass-Interview, wie es ihn als Offensivmann ins Tor verschlug, warum er nach einer Flaute wieder trifft und wie es ist, unter einem Ex-Bundesligaprofi zu trainieren.

Wer hat Sie angespielt ?

Fabian Erhard: Ich wurde von meinem Arbeitskollegen Maximilian Wehner angespielt. Der lokale Fußball ist bei uns in der Mittagspause und nach Feierabend immer ein großes Thema. Da werden mit allen Arbeitskollegen die Highlights von den Plätzen am Wochenende ausdiskutiert.

Wie sieht Ihr Laufweg aus?

Meine fußballerische Karriere begann in der F-Jugend des TSV Rannungen. Hier habe ich die gesamte Jugendlaufbahn durchlebt. Im Herrenbereich habe ich 2008 in der Kreisklasse mein Debüt feiern dürfen, wo ich drei Jahre lang gespielt habe, ehe ich 2012 nach Münnerstadt gewechselt bin. Nach dem Aufstieg des TSV Rannungen in der Saison 2012/13 in die Kreisliga, bin ich 2014 in meine Heimat zurückgekehrt. Den größten Erfolg konnten wir im Jahr 2017 mit dem Double-Aufstieg in die Bezirksliga und dem Gewinn des Kreispokals feiern. Besonderes Highlight war nach dem Pokalsieg das Spiel in der nächsten Runde gegen den damaligen Zweitligisten Würzburger Kickers auf heimischen Rasen.

Momentan liegt Ihr Team hinter dem TSV Großbardorf II und dem SV Riedenberg auf dem dritten Platz. Welches Ziel setzt Ihr Euch für die Restsaison - so sie stattfindet?

Grundsätzlich hoffe ich erst einmal, dass wir diese Saison zu Ende spielen können und dass es die aktuelle Situation zulässt. Wir haben uns in der Hinrunde eine gute Ausgangslage geschaffen. Wir werden schauen, was in der Rückrunde noch drin ist und versuchen, die Saison so gut wie möglich abzuschließen.

Nachdem es eine Weile bei Ihnen im Sturm nicht mehr so lief, netzen Sie in den letzten Wochen wieder verstärkt? Woran liegt das?

Das stimmt, in der ersten Hälfte der Saison haben bei mir die Tore gefehlt. Vielleicht lag es daran, dass ich einen Großteil der Vorbereitung verpasst habe und dadurch etwas im Rückstand war. Solche Phasen gab es aber schon öfter; sie sind für mich nicht neu. Mittlerweile weiß ich damit umzugehen und setze mich nicht selbst unnötig unter Druck. In den letzten Wochen und Monaten fühlte ich mich aber wieder besser und die Leichtigkeit ist wieder gekommen. Hoffentlich hält das für die Rückrunde an.

Im letzten Jahr haben Sie geheiratet, wollen in Rannungen bauen. Liegt Ihre Leistungssteigerung vielleicht auch daran?

Ja, vielleicht haben sich die privaten Erfolge nun auch auf den Fußballplatz übertragen.

"Die Hundertprozentigen macht der Fabian nicht; dafür schießt er die unmöglichen, spektakulären Tore" - Würden Sie diesen Satz unterschreiben?

Diesen Satz habe ich schon öfter gehört. Es gab auch in dieser Saison Spiele, bei denen ich das bestätigen könnte. Allerdings würde ich auch gerne einmal öfter die "einfachen" Tore mitnehmen. Dann würde ich auch auf mehr Tore kommen.

Kürzlich bewiesen Sie Ihre Qualitäten auf einer ganz anderen Position - im Tor. Was war da passiert?

Ja, das war ziemlich kurios. Das war erst vor ein paar Wochen beim wichtigen Auswärtsspiel in Westheim. Einer von unseren beiden Stammkeepern, Florian Erhard, war zu diesem Zeitpunkt schon verletzt. Maxi Bindrim hat in der ersten Halbzeit zum 0:1 für uns getroffen und ich konnte in der zweiten Halbzeit zweimal nachlegen. Beim Stand von 0:3 hat sich unser anderer Stammkeeper Benno Hobelsberger in der 80. Minute leider schwer verletzt. Da wir keinen gelernten Torwart mehr dabei hatten, wurde ich auserkoren und habe mehr oder weniger souverän die letzten zehn Minuten ohne Gegentor überstanden (lacht). Gute Besserung an dieser Stelle nochmal an beide.

Zwischenzeitlich waren Sie mal in Münnerstadt, was die Rannunger Verantwortlichen sehr bedauerten, weil dem Team ihr wichtigster Stürmer wegbrach. Fühlen Sie sich nach ihrer Rückkehr wieder voll integriert?

Natürlich fühle ich mich voll integriert. Dadurch, dass sehr viele aus meinem Freundeskreis in Rannungen spielen, hatte man auch in dieser Zeit viel Kontakt zum TSV und hat, wenn es möglich war, die Spiele angeschaut. Missen möchte ich die Zeit in Münnerstadt aber keinesfalls. Es war eine sehr schöne Zeit, in der ich viel gelernt habe, neue Leute kennen gelernt habe und mich fußballerisch weiterentwickeln konnte.

Sie gehören aktuell zwar zu den besten Torschützen; der beste sind Sie aber nicht. Ist das Eure neue Stärke, dass mehrere Akteure gut treffen können?

Wir haben aktuell einen sehr breiten und ausgeglichenen Kader. Hier kann jeder den anderen gleichwürdig ersetzen. Dadurch kann jeder der Offensivkräfte Tore erzielen. Das kommt uns als Mannschaft zugute und macht uns nicht so berechenbar. Durch den Konkurrenzkampf spornen wir uns gegenseitig natürlich noch mehr an.

Mit Werner Dreßel haben Sie einen gestandenen früheren Bundesligaspieler als Trainer. Nimmt man so einen erfahrenen Recken anders wahr als einen "normalen" Kreisliga-Coach? Zollt man ihm mehr Respekt?

Nein, ich würde jetzt nicht sagen, dass wir ihn anders als die letzten Trainer wahrnehmen. Generell bin ich der Meinung, dass jedem Trainer der gleiche Respekt gebührt.

Trainiert Werner Dreßel anders als andere Coaches, die Sie hatten?

Jeder Trainer hat natürlich seinen eigenen Stil zu trainieren. Grundlegend anders ist es aber nicht. Er legt jedoch sehr viel Wert auf Details. Er und auch sein Co-Trainer Andreas Berninger machen auf jeden Fall einen guten Job bei uns.

Erzählt er viel von seiner früheren Zeit?

Ab und an erzählt er ein paar Anekdoten von damals.

Lässt er seine Profi-Erfahrung in Ihr Training mit einfließen?

Er streut hin und wieder mal eine Übung von früher mit ein und erzählt dann, wo und mit wem er diese gemacht.

Bei Partys sollen Sie nicht der erste, aber auch nicht der letzte sein, der geht. Wie würden Sie sich als Typ beschreiben?

Ich würde mich selbst als ehrgeizig, aber auch sehr selbstkritisch bezeichnen. Da ich mittlerweile zu den älteren Spielern gehöre, versuche ich innerhalb der Mannschaft Verantwortung zu übernehmen und auch die jüngeren Spieler mit heranzuführen. Am Donnerstagabend im Sportheim nach dem Training kann ich allerdings auch mal zu den Letzten gehören.

An wen spielen Sie weiter?

Weiterspielen möchte ich an meinen guten Freund Thomas Denner aus Weichtungen, der jetzt für den FC WMP Lauertal spielt.

Steilpass-Regeln: Das Spielfeld haben wir deutlich breiter gesteckt. Der Spieler muss lediglich aus dem Landkreis Bad Kissingen kommen oder dort aktiv sein. Und zwar nicht zwangsläufig als Fußballer. Jeder Sportler und jede Sportlerin darf angespielt werden. Abwechslung ist angesagt!