Eisernes Kreuz, Schwedenwall, Saaletal und Märzgrund: Rund 70 Ausdauer-Spezialisten stellten sich der fast 300 Kilometer langen Strecke beim Radmarathon.
Die Sonne war noch gar nicht so richtig aufgegangen über dem beschaulichen Schondra, da machten sich fast 70 Sportler auf die nicht ganz 300 Kilometer lange Strecke des Rhön300-Radmarathons, der nach einer einjährigen Pause eine Wiederauflage erfuhr. Die offenen Fernen sind ein visueller Genuss. Weite Blicke und eine abwechslungsreiche Landschaft. Aber das stete Auf und Ab mit steilen Rampen ist eine ganz spezielle Herausforderung. "Die Hügel können einen viel abverlangen. Man muss sich die Kräfte einteilen", weiß Ingeborg Joa, die große Teile der Strecke gut kennt als Stammgast des Rhöner Kuppenritts oder des Pfingst-Events in und um Bimbach. "Dieses Wissen hilft, aber die Berge hoch muss jeder für sich kämpfen. Natürlich wird in der Gruppe auch lockerer Smalltalk gehalten, wenn es der Straßenverkehr zulässt", sagt die Elfershäuserin, die exakt bei Kilometer 200 tatsächlich durch ihren Wohnort fuhr. "Im Ziel war ich einfach nur happy, durchgekommen zu sein. Die Strapazen geraten da in den Hintergrund", sagt Ingeborg Joa, die gegen 19.30 Uhr zurück in Schondra war. Und die angesichts der vielen positiven Eindrücke auf künftig noch größere Starterfelder hofft.
Eine frühe erste Qual
Erstmals richtig quälen mussten sich die Teilnehmer schon in den frühen Morgenstunden, als es von Oberbach in Richtung Gefäll ging. Fast 840 Meter ist der Totnansberg hoch. Auf dem über drei Kilometer langen Anstieg von Oberbach kommend in Richtung Eisernes Kreuz müssen fast 300 Höhenmeter bezwungen werden. Auf der langen Geraden im Bereich des Eisernen Kreuz haben die Radsportler den höchsten Punkt stets vor Augen. Was wohl Fluch und Segen zugleich sein dürfte. Als Belohnung gibt es die über fünf Kilometer lange Abfahrt nach Gefäll mit rund 370 Metern Höhenunterschied.
Die Route musste in den zurückliegenden Wochen mehrfach neu geplant werden. Dabei galt es, die Baustelle in Riedenberg sowie den kompletten Straßenneubau zwischen Bad Brückenau und Zeitlofs zu berücksichtigen. Das idyllische Sinntal wurde daher weitestgehend aus der Streckenführung wieder herausgenommen. "Nur zwischen Riedenberg und Oberbach sind wir ein kurzes Stück auf dem brandneuen Sinntalradweg unterwegs", berichtete der Wildfleckener Martin Voigt kurz vor dem Start. Voigt gehört beim Euerdorfer Team Bikeworld Brand mit seinen 46 Lenzen zu den routinierten Fahrern, hat vor über zehn Jahren schon bei der legendären "Trans Germany" mitgemacht und ist nach wie vor ein Radsportler und Mountainbiker durch und durch.
Die Rhön als Mittelgebirge mitten in Deutschland ist zwar längst ein Anziehungspunkt für Radfahrer geworden, aber sie ist mit ihren Kuppen, Kurven und verschlungenen Straßen auch immer irgendwie unberechenbar. Sobald die Schwarzen Berge bezwungen waren, machten sich die Teilnehmer auf den Weg in die idyllischen Talauen von Premich und Schmalwasser. Von dort ging es weiter nach Bischofsheim, wo die zweite Raststation zu finden war. Der Schwedenwall nahe Gersfeld als die nächste große Herausforderung trennt die bayerische von der hessischen Rhön.
Thüringen kurz gestreift
Auf der hessischen Seite führte nur ein kurzer Streckenabschnitt entlang, denn die Radler verließen über Frankenheim die hessische Rhön und streiften für einige Kilometer den Thüringer Teil des Biosphärenreservates. Bad Neustadt, Bad Bocklet, Bad Kissingen, Euerdorf, Aura - die Saale ist ein ständiger und treuer Begleiter beim Radmarathon.
Weiter ging es über Hammelburg, Diebach und Morlesau nach Gemünden. Ab Burgsinn in Richtung Gräfendorf mussten die Radsportler noch einmal fest die Zähne zusammenbeißen. Die beschwerlichen Anstiege haben es nämlich in sich.