Reichenbacher Pokalhelden empfangen Würzburger Pokalhelden

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Banger Blick: Nicht zu oft dem Ball hinterher schauen will heute Abend Reichenbachs Keeper Mario Mölter. Foto: Anand Anders
Banger Blick: Nicht zu oft dem Ball hinterher schauen will heute Abend Reichenbachs Keeper Mario Mölter. Foto: Anand Anders
Klare Ansage: Der gebürtige Rimparer Bernd Hollerbach war lange Jahre Co-Trainer von Felix Magath und will die Kickers jetzt in die 3. Liga führen. Foto: Fabian Frühwirth
Klare Ansage: Der gebürtige Rimparer Bernd Hollerbach war lange Jahre Co-Trainer von Felix Magath und will die Kickers jetzt in die 3. Liga führen. Foto: Fabian Frühwirth
 

Nach dem Sensationssieg über den TSV Großbardorf freut sich der FC Reichenbach am Freitag (18.15 Uhr) auf das Gastspiel des Fußball-Regionalligisten Kickers Würzburg um Trainer Bernd Hollerbach.

Es ist alles für ein Fußballfest angerichtet. Das Toto-Pokalspiel auf Verbandsebene zwischen den Reichenbachern und den Akteuren aus der Domstadt verspricht jedenfalls zum Highlight der Saison im Kreis Rhön zu werden. "Wir brennen auf dieses Spiel", sagt Teutonen-Coach Marc Hartmann, für den es nach eigener Aussage der bisherige Höhepunkt seiner sicher nicht kurzen Karriere ist.

Vor Wochen wagten er und seine Mitstreiter noch gar nicht von einem solchen Gegner zu träumen. Aber nachdem das Kreispokalfinale gegen den SV Ramsthal erfolgreich bestritten und in der 1. Runde des Verbandspokals der Bayernligist TSV Großbardorf nach Elfmeterschießen und einer Klasse-Defensivleistung aus dem Wettbewerb eliminiert war, durften sich die Rot-Schwarzen für die zweite Runde einen Gegner aus dem verbliebenen Teilnehmerfeld aussuchen. "Da haben wir uns für die Kickers entschieden", berichtet Vorstandsmitglied Klaus Katzenberger. "Die derzeit beste unterfränkische Mannschaft ist unter sportlichen Gesichtspunkten zur Zeit das Nonplusultra und von der Attraktivität her wohl nicht zu toppen."

Der aktuelle und noch ungeschlagene Tabellenführer der Regionalliga Bayern ist unter seinem neuen Coach Bernd Hollerbach trotz vieler Neuzugänge rasch zu einer schlagkräftigen Einheit zusammengewachsen. Dies musste am Sonntag auch Zweitligist Fortuna Düsseldorf schmerzhaft erfahren. Die Niederrhein-Elf zog vor 10 000 Zuschauern am Dallenberg sensationell mit 2:3 nach Verlängerung den Kürzeren, die Hollerbach-Elf qualifizierte sich so für die 2. DFB-Pokalrunde und fiebert nun der Auslosung am Samstagabend entgegen.
Aber der Fokus ihres 44-jährigen Trainers, der als Co-Trainer von Felix Magath einst die erste und einzige deutsche Meisterschaft des VfL Wolfsburg feiern durfte, richtet sich erst einmal ganz auf den Rhöner Kreisligisten. "Und jetzt nach Reichenbach", titelte die Süddeutsche Zeitung in der Dienstagsausgabe, als man sich mit der aktuellen Situation der Kickers beschäftigte. "Und dort wollen wir nicht verlieren, weil dies einer Blamage gleichkäme", weiß Kickers-Vorsitzender Michael Schlagbauer. Die Vereinsverantwortlichen wollen in Zusammenarbeit mit ihrem Hauptsponsor in drei Jahren mit einem satten Etat in Höhe von ca. 3,5 Millionen Euro den Aufstieg in die 3. Liga realisieren, zu diesem Zweck war man in der Sommerpause auf Einkaufstour.

Dabei wurden alte Hollerbach'sche Beziehungen genutzt. Der gebürtige Rimparer scheint ein glückliches Händchen gehabt zu haben. Neben dem letztjährigen und aktuellen Torjäger Christopher Bieber, der mit zehn Treffern die Regionalliga-Rangliste anführt, hat auch der Siegtorschütze vom Düsseldorf, Steven Lewerenz, bislang überzeugt. Der 23-Jährige kickte schon für die Erstligisten Hamburger SV und Mainz 05. Mit dem Ex-Rostocker Amir Shapourzadeh wurde eine weitere Offensivkraft verpflichtet, der neue Mannschaftskapitän gilt als im Profifußball ebenso gestählt wie der neue Stammkeeper Robert Wulnikowski, der unter anderem bei Rot-Weiß Erfurt im Kasten stand. Er hat das Nachwuchstalent, den Wülfershausener André Koob, erst einmal auf die Bank verdrängt.

Ob Hollerbach dem Rhöner Buben zu einem Einsatz in der alten Heimat verhilft, bleibt abzuwarten. Dass die Kickers die Angelegenheit ausgesprochen erst nehmen, musste schon in der ersten Runde der Bezirksliga-Absteiger FV Karlstadt schmerzlich erfahren bei der 0:10-Niederlage. "Mit einer laschen Einstellung des Gegners rechne ich nicht", so Marc Hartmann, "zum einen ist der Klassenunterschied vergleichsweise groß und zum anderen unsere personelle Situation nicht vielversprechend in Richtung Sensation".

Die Gastgeber müssen nicht nur auf den langzeitverletzten Michael Seith verzichten, auch die Urlauber Lukas Nöth und Pascal Reininger reißen eine Lücke in die Offensivabteilung. "Das ist aber die Chance für die Spieler auf der Bank, für die dieses Match wohl der Höhepunkt ihrer Laufbahn sein wird", vermutet Urgestein Edgar Back, der in der Saison 1974/75 für einen der größten Erfolge der Vereinsgeschichte mitverantwortlich war. "Wir haben damals unter Coach Horst Wetterich den unterfränkischen Pokalsieg geholt, von so einem Triumph zehrst du über die Fußballerlaufbahn hinaus", so Back, der einen der vielen ehrenamtlichen Helfer beim Pokalhit sein wird.

Ob er angesichts des zu erwartenden Zuschaueransturms viel vom Match sehen wird, bleibt abzuwarten. "Wir haben alles getan, um den Fans ein Fußballereignis der besonderen Güte zu verschaffen", so Stadionsprecher Andreas Trägner. Unter der Zuschauerschar werden auch einige Arnshausener Spieler sein, die im Herbst 2013 in der Lage waren, dass es gar nicht zu dieser Begegnung auf der Waldsportanlage gekommen wäre. In der 2. Runde des letztjährigen Kreispokalwettbewerbes wurden sie erst mit 7:8 nach Elfmeterschießen von den Teutonen besiegt, die dann zu einer Siegesserie ansetzten.

"Da sieht man, wie kurzlebig der Pokal sein kann", so Klaus Katzenberger, "ob dies nach dieser Begegnung auch für die Kickers gilt, ist eher unwahrscheinlich". Die Organisatoren bitten die Zuschauer um rechtzeitige Anfahrt, damit es keine Staus bei der Parkplatzbelegung gibt.