Ottmar Bohn ist 70 - und macht gerne das Sportabzeichen

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Bei den fünf Disziplinen für das Sportabzeichen hat sich Ottmar Bohn unter anderem für das Radfahren entschieden. Foto: Jürgen Schmitt
Bei den fünf Disziplinen für das Sportabzeichen hat sich Ottmar Bohn unter anderem für das Radfahren entschieden. Foto: Jürgen Schmitt

Für den Wildfleckener Ottmar Bohn (70) ist das Deutsche Sportabzeichen eine sinnvolle Möglichkeit, die eigene Fitness zu überprüfen.

Ottmar Bohn hat nicht lange überlegen müssen. Hat das Comeback einfach gewagt. Mit 67. Der Wildfleckener will gar nicht leugnen, dass sein Umfeld geteilter Meinung war hinsichtlich der sportlichen Renaissance des gelernten Bierbrauers. "Manche denken, ich muss mich plagen. Das ist aber gar nicht so." Weil: "Das Alter steht doch nur auf dem Papier. Entscheidend ist, wie man sich fühlt."

Das erste Sportabzeichen hat Ottmar Bohn 1968 abgelegt, bei seinem neuen Arbeitgeber, der Bundeswehr. Es folgte eine lange Pause. "Mit 50 Jahren wollte ich dann meine Fitness testen, habe das Bayerische Sportabzeichen und das Deutsche Sportabzeichen in Gold gemacht", sagt Bohn. 1992 war das, und wieder eine einmalige Sache. "Weil in Wildflecken in Sachen Sportabzeichen lange nichts gelaufen ist." Bis vor drei Jahren.


Unter der Federführung von Wolfgang Illek, dem Sportabzeichen-Referenten im BLSV-Kreis Bad Kissingen, wurde das Projekt "Wildflecken bewegt sich" ins Leben gerufen. Mit der Möglichkeit, das Sportabzeichen zu erwerben. "Heiß war es. Und ich habe alle Prüfungen für das Abzeichen an einem Tag abgelegt", erinnert sich Bohn. Seitdem ist der frühere Fußballtorwart des SV Wildflecken so oft wie möglich beim Training für das Sportabzeichen dabei, das von Juni bis September freitags im Helmut-Patzke-Stadion angeboten wird. Samt Ehegattin übrigens, die sich hat anstecken lassen.

Ehrgeiz ist da, aber nicht in übertriebener Form

"Es ist aber schade, dass von meinen Freunden niemand mitmacht", bedauert Bohn, der mit seinen 70 Jahren der Älteste ist. Und keinen Grund zum Aufhören sieht. "Solange ich das noch mit links packe, bin ich intakt", sagt der Wanderwart im Rhön-Club, für den Bewegung auch ein Stück Lebenselixier ist. "Jeden Tag laufen wir unsere zwei bis drei Kilometer. Das tut einfach gut." Auch im langen Rhöner Winter ist Bohn aktiv als leidenschaftlicher Skilangläufer.

Für das Sportabzeichen hat der gebürtige Alzenauer seine Disziplinen gefunden. Schwimmen ist Pflicht. Dazu kommen Stand-Weitsprung, Kugelstoßen, sieben Kilometer Walken. Und Radfahren. Die 500 Meter mit dem fliegenden Start schafft der Pensionär in knapp einer Minute. Und damit deutlich schneller als die geforderten 1:30 Minuten. "Radfahren ersetzt bei mir den Sprint. Da habe ich muskuläre Probleme", erzählt Bohn. Bestzeiten will der Wildfleckener keine mehr aufstellen. "Ab einem gewissen Alter geht halt alles ein bisschen langsamer."

Ehrgeiz spielt dennoch eine Rolle. "Ich möchte schon ungefähr das Ergebnis aus dem Vorjahr erreichen", verrät Bohn, der alle Zeiten und Weiten akribisch notiert. Und beim Blick in die nach Alter sortierten Leistungstabellen Gedankenspiele betreibt. "Hochsprung würde ich mir auch zutrauen. Da muss ich 85 Zentimeter schaffen. Das ist ebenso zu machen wie 3,10 Meter im Weitsprung. Nur, dass ich beim Weitsprung beim Anlauf wieder sprinten müsste."

"Dosierte Bewegung" nennt Bohn seine sportliche Maxime. "Man muss doch im Alter was tun, damit die Knochen nicht einrosten." Die entsprechende Ausrüstung ist wichtig, aber einen Marken-Fetisch lebt der leidenschaftliche Skat-Spieler nicht. "Ich brauche keine teuren Turnschuhe. Und das Fahrrad-Trikot ist von Aldi, weil es da am günstigsten ist. Das tut es doch auch." Geradelt wird auf einem Trekking-Rad, "weil wir einmal im Jahr für eine Woche mit dem Rad am Brombachsee unterwegs sind". Die Sportabzeichen-Urkunden finden sich wohl sortiert in einem Ordner. Eine Art sportives Tagebuch. Platz für weitere Kapitel ist dort noch.