Heimspiele der TV/DJK-Volleyballer sind ein Erlebnis. Das soll sich auch gegen Stuttgart nicht ändern. Das Frauen-Team wünscht sich mehr Unterstützung.
Den Ausnahmezustand salonfähig gemacht haben die Volleyballer des TV/DJK
Hammelburg (3./40). Das Schlangestehen im Eingangsbereich wird auch in der Kälte gerne in Kauf genommen. Weil es eben zum guten Ton gehört, den langen Kerls bei der Arbeit zuzuschauen. Und dabei ordentlich Krawall zu machen, wie man es vom Volleyball eigentlich gar nicht kennt. Beim jüngsten Heimspiel gegen Tabellenführer Fellbach meldete die Saaletalhalle gar ausverkauft. Dass das Spitzenspiel mit 1:3-Sätzen und auch verdient verloren wurde, ist nicht einmal ein Luxus-Problem. Die Hammelburger Jungs sind sowas von über dem Strich, dass es in dieser Spielzeit keine Enttäuschung mehr geben kann.
Wahrscheinlicher ist allerdings ein weiterer Feier-Abend am Samstag (20 Uhr). Weil die Karlovic-Kempen keine Aufgeb-Truppe sind. Weil sich Siege eben so wunderschön anfühlen. Und weil dieses Publikum immer auch hundert Prozent verdient hat.
Außerdem kommt der Gegner nicht auf der Brotsuppe daher. Der TSV GA Stuttgart (10./20) hatte als Saisonziel einen Platz im gesicherten Mittelfeld angegeben - und war über 19 Wochen (!) Schlusslicht der Liga. Aber im neuen Jahr wurde der Schwaben-Turbo gezündet mit vier Siegen und einer Tie-Break-Niederlage gegen Eltmann. Das Abstiegsgespenst wurde damit verscheucht, kann aber jederzeit wieder auftauchen. "Stuttgart war schon in Hinspiel kein angenehmer Gegner. Zudem sind wir nicht in unserer allerbesten Verfassung", fasst Libero Lukas Spachmann die Schwere der Aufgabe zusammen. Dennoch wollen sich die Saalemannen nicht allzu viel mit der Gegneranalyse beschäftigen. "Vier Spieltage vor Saisonende befinden wir uns quasi auf einer kleinen Abschiedstournee", sagt Frank Jansen.
"Und es wäre natürlich der Wahnsinn, wenn wir bis Saisonende den dritten Platz verteidigen würden."
Mit Blick auf das Restprogramm, hält Hammelburgs Co-Trainer diese Zielsetzung keineswegs für utopisch, kann sein Team doch wieder auf "Maestro" Aldin Dzafic zurückgreifen, der nach Heilung seines Kapselrisses im kleinen Finger auf ein Comeback als Strippenzieher brennt. Auch für Lukas Spachmann gibt es Entwarnung, der beim Tiebreak-Sieg in Dachau trotz geschwollenem und blitzeblauem Fuß eine Topleistung im Trikot des Abwehrchefs abgerufen hatte. "Ich werde auf jeden Fall spielen können. Die erste lockere Trainingseinheit mit einer Schiene am Fuß ist gut und fast schmerzfrei gelaufen", so der Libero.
"Wenn es natürlich auch kritisch zu sehen ist, wenn Spieler ihre Verletzungen nicht zu hundert Prozent auskurieren, so zeigt das doch, wie sehr die Jungs diese Saison Bock darauf haben, vor so einem tollen Publikum Volleyball zu spielen", kommt Hammelburgs "Co" ins Schwärmen. Für den 37-jährigen Vater von drei Kindern erscheinen die Geschehnisse in dieser Saison noch immer surreal: "Was wir - Abteilung, Spieler und Zuschauer - in dieser Runde erleben dürfen, das werden wir alle nicht mehr vergessen", sagt Jansen - ein Gefühlsmensch. "Ich bin eher der emotionale Teil auf der Trainerbank", so Jansen, der seinem Chef damit keineswegs die Emotionalität abspricht, es vor allem bezogen auf den Umgang mit den Spielern sieht. "Frank sucht immer den einfühlsamen Kontakt zu einzelnen Akteuren, klatscht ab und baut sie auf.
Das zeichnet ihn aus", so Pressesprecher Olly Wendt über Jansen, der sich seiner Rolle im Trainerduo durchaus bewusst ist: "In Sachen Taktik könnte ich Tado nie das Wasser reichen, allerdings profitiere ich jedes Training und jedes Spiel von der freundschaftlichen und professionellen Zusammenarbeit mit ihm."
Neben der Coaching-Aufgabe, kümmert sich Jansen in der Abteilung vor allem um das Sponsoring. "Ohne unsere Förderer könnten wir ein solches Projekt nicht stemmen", weiß Jansen, dem die Regionalität der Unterstützer sehr wichtig ist. "Hier verschmelzen regionale Förderer und ein bodenständiger Verein zu einer Symbiose", wählt Jansen beinahe schon philosophisches Vokabular. Und wird fast melancholisch bei dem Gedanken, vorerst nur noch zweimal vor Heimkulisse aufschlagen zu dürfen.
"Deswegen sollten wir am Samstag die Hütte noch mal rocken."
Die First Ladies geben nicht auf
Ihr letztes Heimspiel der Drittliga-Saison bestreiten die Frauen des TV/DJK Hammelburg (9./9) am Samstag (16 Uhr) gegen die DJK Augsburg-Hochzoll (3./26). "Wir stehen mal wieder mit dem Rücken zur Wand, wollen aber trotzdem das Unmögliche möglich machen", sagt Trainer Olli Möller. Um einen Platz verbessern wollen sich die TV/DJKlerinnen zwei Spieltage vor Saisonende, um doch noch den Klassenerhalt zu schaffen. Nur einen Punkt gutmachen müssen die Unterfranken auf den TV Planegg-Krailling (8./10). Bei Punktgleichheit entscheidet die Anzahl der Siege, dann der Satz- und schließlich der Ball-Quotient.
Ob Olli Möller als Trainer weitermacht, ist derweil nicht von der Liga-Zugehörigkeit abhängig. "Das macht schon Spaß. Abgeneigt bin ich nicht.
Aber ich muss definitiv kürzer treten. Privat. Beruflich. Sportlich. In dieser Reihenfolge muss alles vereinbar sein", sagt Möller, der seine aktive Karriere zumindest im Zweitliga-Team beenden wird. "Wir würden gerne mit ihm weitermachen. Olli ist nahe dran an der Mannschaft, übernimmt viel psychologische Arbeit und besitzt den nötigen Sachverstand. Außerdem ist er sehr engagiert und motiviert. Wie die Mannschaft auch, daher passt das", hofft Christine Fell auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Auch die TV/DJK-Spielerin hat die Hoffnung auf den Klassenerhalt nicht aufgegeben, will aber nichts beschönigen. "Das ist eine schwierige Situation. Wenn man die Spiele immer auf die gleiche Art und Weise verliert, fangen die Selbstzweifel an. Wir besitzen die Qualität und das Potenzial, aber in vielen engen Spielen fehlte uns die Erfahrung auf diesem Niveau.
Dazu kam großes Verletzungspech." Eine gut gefüllte Tribüne erhoffen sich Hammelburgs First Ladies noch einmal mit der damit verbundenen Stimmung. "Die Männer haben die vielen Fans bei ihren Auftritten natürlich verdient. Aber das bei uns so viel weniger los ist, zieht einen schon manchmal runter", weiß Christine Fell.