Lukas Greinwald: Vertrauen als sinnvolle Investition

Mit dem TV Rottenburg kommt am Samstag (19 Uhr) ein Verein ins Hammelburger Wohnzimmer, welcher lange im Ligaoberhaus spielte, sich im Jahr 2020 vornehmlich aus wirtschaftlichen Gründen aus der 1. Bundesliga verabschiedete und einen Neustart in der Dritten Liga wagte. Mit Erfolg. Denn zwei Jahre später schaffte das Team den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Mit Libero Johannes Elsässer und Außenangreifer Dirk Mehlberg stehen noch zwei Spieler aus Erstligazeiten im Aufgebot. Hammelburgs erfolgreichster Bundesligaexport, Nationalspieler Moritz Karlitzek, spielte von 2015 bis 2017 bei den Jungs vom Neckar. Zwei Niederlagen der Gäste zum Saisonstart folgten drei Siege, zuletzt ein deutliches 3:0 gegen den TSV Mühldorf vor einer beeindruckenden Kulisse von 800 Zuschauern.
"Rottenburg ist eigentlich kein klassischer Aufsteiger, sondern ein ehemaliger Erstligist mit einem klasse Kader, der mittelfristig wieder Richtung Liga-Oberhaus schielt", unterstreicht Teammanager Olly Wendt die Qualität der Baden-Württemberger. Die Favoritenrolle möchte er damit aber keineswegs von sich schieben. "Egal wie die Tabelle aussieht oder unser Team sich verändert hat, nach acht Jahren in der zweiten Liga bist du gegen einen Aufsteiger automatisch favorisiert."
Der zweite Saisonsieg ist überfällig
Das Team von Headcoach Philipp Fischer brennt nach dem tollen, aber auch unglücklichen Auftritt gegen Ligaprimus Karlsruhe (1:3) auf den überfälligen zweiten Saisonsieg und will zusammen mit den heimischen Fans endlich wieder feiern. Da Hammelburgs Moritz Selle mit dem Volleyballinternat Frankfurt gerade in den USA weilt und Mittelblocker Janick Sill aus persönlichen Gründen fehlt, ist die Personaldecke etwas dünn. Zumindest für Hammelburgs kanadischen Neuzugang Mike Rowsell geben die Teamärzte grünes Licht für seinen ersten Einsatz im Volleys-Trikot.
Gesetzt im Hammelburger Team ist Lukas Greinwald. 18 Jahre jung und als Libero oftmals nicht so auf dem Radar. Ein eher ruhiger Zeitgenosse, dem allzu große Emotionen außerhalb des Feldes eigentlich fremd sind. Auf dem Feld hingegen zeigt der Abwehr-Künstler mittlerweile Emotionen, pusht seine Jungs aus dem Hinterfeld und füllt sein Rolle dennoch unaufgeregt aus. Zusammen mit Moritz Rauber und Branko Damjaniovic bildet er den Annahmeriegel. Von seinem "Ballvortrag" hängt es ab, wie variabel das Angriffsspiel ist.
Ein beachtlicher Entwicklungssprung
"Lukas hat in dieser Saison einen beachtlichen Sprung gemacht. Auch, weil man ihm das notwendige Vertrauen geschenkt hat. Für mich gehört er zu den besten Liberos der Liga und beeindruckt vor allem in der Feldabwehr durch super Reflexe und eine tolle Antizipation", sagt Olly Wendt über das Hammelburger Eigengewächs, das vor dem Abitur steht und aus einer Volleyball-Familie kommt: Vater Thomas Greinwald ist Abteilungsleiter bei den Volleys, Zwillingsbruder Leon plagt sich derzeit mit körperlichen Problemen herum und spielt - sofern möglich - in der zweiten Herrenmannschaft.
"Ich erhalte viel Vertrauen von der Vereinsführung, die mir die Chance gegeben hat, mich in der Mannschaft zu beweisen. Aber natürlich haben auch all meine Trainer einen großen Anteil an meiner Entwicklung", gibt sich der 18-Jährige, der seit Kindesbeinen für den TV/DJK Hammelburg spielt, bescheiden. Und hat so gar kein Problem damit, wenn die Kollegen mehr Ruhm und Ehre einheimsen, beispielsweise bei der MVP-Wahl. "Das ist schon in Ordnung, wenn der Fokus mehr auf meine Mitspieler gerichtet ist. Ich will in dieser Saison einfach nur so viele Spiele wie möglich gewinnen." Auch gegen den TV Rottenburg wird Lukas Greinwald unaufgeregt und konzentriert seinen Job verrichten. Allein das Ergebnis zählt. "Man darf Rottenburg auf keinen Fall unterschätzen. Sie haben aus fünf Spielen drei Siege geholt. Trotzdem denke ich, dass wir gute Chancen haben - wenn die Leistung stimmt."