Der FC 06 Bad Kissingen hat eine turbulente und schwierige Halbserie in der Bezirksliga hinter sich gebracht. Zwei Trainerwechsel, viele Verletzte und ein Trauerfall prägten die bisherige Saison. Positive Ergebnisse jurz vor der Winterpause machen Mut für 2015.
Darf sich der FC 06 Bad Kissingen auch in der Saison 2015/16 Bezirksligist nennen? Diese Frage beschäftigt die Experten gerade in und um die Kreisstadt herum. "Ohne Fleiß und Glück wird es nicht leicht. Vor allem dürfen wir uns nicht auf andere verlassen", sagt Routinier Christian Laus, der auf eine turbulente Vorrunde zurückblickt. Schließlich wurden die Sportparkler in 19 Begegnungen von drei verschiedenen Trainern gecoacht. Die Gründe hierfür stehen symptomatisch für eine besonders schwierige personelle Situation der Blau-Weißen.
Da lief es schon in der Vorbereitung nicht nach Wunsch. "Mir fehlen ständig wichtige Stammkräfte, das Einüben von Kombinationen oder die taktische Schulung ist sehr eingeschränkt", klagte Trainer Rüdiger Klug schon im Juli. Je näher der Saisonstart rückte, umso kleiner wurde die Auswahl. Urlaub und erste Verletzungen ließen das Aufgebot dahinschmelzen.
So durfte der Winkelser Neuzugang Tim Dittrich gleich in der ersten Partie ran, beim brisanten Derby in Riedenberg fand er sich allerdings in ungewohnter Position in der Sturmspitze. "Not macht erfinderisch", erklärte sein Trainer lakonisch, der mit Freude feststellen durfte, dass seine Rumpfelf mit einem 2:1-Erfolg nach Hause zurückkehrte. Mit Vorstandssprecher Wolfgang Werner hatte nur ein einziger Reservespieler auf der Bank gesessen - und schließlich auch gespielt. Überhaupt enthielten die Spielberichtsbögen immer irgendwelche Überraschungen.
Frisch gestärkt durch den Sieg in Riedenberg marschierten die Klug-Schützlinge jedenfalls ins erste Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Geesdorf - und erlebten ein Debakel. Beim 0:5 wurden die Gastgeber regelrecht zerlegt, Schwächen in Abwehr und Angriff wurden sichtbar.
Vor allem die Harmonie zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen funktionierte nicht, "weil das im Training eingeübt werden muss" (Klug). Schon am fünften Spieltag fanden sich die Kurstädter auf dem Abstiegs-Relegationsplatz 13, den sie aktuell mit 17 Punkten belegen. "Das wird schon wieder besser", unkte Pressesprecher Helmut Hahn, der im Sommer Beppo Schaffelhofer wegen dessen Erkrankung in dieser Funktion abgelöst hatte. Dass Beppo Schaffelhofer, der sich große Verdienste um den Verein erworben hat, kurz vor Weihnachten zu Grabe getragen werden musste, war das schmerzhafteste Ereignis im Vereinsgeschehen des abgelaufenen Jahres. Und zeigte auf, wie unwichtig so manche Aufregung über Niederlagen ist.
Zehn Niederlagen in 19 Spielen Niederlagen gab es für die Klug-Schützlinge insgesamt zu viele (10 in 19 Spielen) zu notieren, wobei sich der Ausdruck "Klug-Schützlinge" Mitte der
Vorrunde erledigt hatte mit dem Rücktritt des Trainers. "Meine Mutter war schwer erkrankt und bedurfte der Pflege in unserer niedersächsischen Heimat. Die Pendelei war nicht nur zeitaufwändig, sondern auch für meine Familie und einen geordneten Trainingsbetrieb nicht zumutbar", lautet die Erklärung des Trainers.
Also musste Wolfgang Werner zusammen mit seinen Vorstandskollegen unplanmäßig auf Trainersuche gehen. "Der Markt ist allerdings recht leer", befand schon Tage später Vorstandsmitglied Klaus Rehbein. "Die Kandidaten, die sich angeboten haben, entsprechen nicht dem Profil, andere stellen utopische finanzielle Forderungen, die wir nicht erfüllen können oder wollen." Man entschied sich für eine Interimslösung. Die Routiniers Christian Heilmann, der ja bei seinem Heimatverein BSC Lauter in dieser Hinsicht tätig war, sowie Christian Laus wurden quasi von jetzt auf gleich ins kalte Wasser geworfen.
Und machten dieselbe Erfahrung wie ihr Vorgänger: Die Mannschaft stellte sich mangels Alternativen fast von alleine auf. Dass dabei durch faires Spiel keine Sperren verhängt wurden, die 06-er kassierten in dieser Runde bislang nur zwei gelb-rote Karten, war zwar ein positives Momentum, doch das Lazarett blieb immer gut gefüllt.
Viele personelle Rochaden So fiel Keeper Florian Rottenberger, der vom Fuchstädter Kohlenberg an die Saale gewechselt war, verletzungsbedingt länger aus, sein Ersatzmann Philipp Weltz erwies sich als zuverlässiger Torhüter, dem in mancher Situation aber erkennbar die Erfahrung fehlte.
Allein die Abwehrreihe wurde ständig umgebaut, Igor Günther, Daniel Hofmann, Maxi Wehner, Nico Limpert, der zu Ende der Vorrunde in den Angriff wechselte, Christian Ament, Mario Wirth und Florian Schultheiss umkreisten als Außenverteidiger die Innenverteidiger Adnan Hamzic und Florian Wedlich. Das Duo im defensiven Zentrum brachte es auf vergleichsweise hohe Einsatzzeiten. Im Mittelfeld durfte notgedrungen ebenfalls so gut wie jeder Kandidat ran, da Marcel Klug, Christian Laus, Andy Winkler und Waldemar Bayer verletzungsbedingt nicht immer zur Verfügung standen.
Glücksfall Thomas Lutz Punktemäßig wurde eine Durststrecke eingeläutet, die Abstiegsgefahr wuchs, wobei die 06-er nur einmal, nämlich nach dem elften Spieltag, einen direkten Abstiegsplatz belegten. In dieser kritischen Lage wurden die Verantwortlichen in Sachen "Trainer" fündig.
Thomas Lutz, als Spieler und Trainer bestens bekannt sowie beruflich vor Ort integriert, nahm eine Ausstiegsklausel beim FC Eltingshausen wahr und wechselte von der A-Klasse in die Bezirksliga.
Der joviale Coach, den gerade die erfahrenen Spieler aus früheren "Kämpfen" kannten und schätzten, hatte keinerlei Akklimatisierungsprobleme, "die Mannschaft hat es mir leicht gemacht". Er selbst hatte gleich ein Erlebnis der besonderen Art, denn seine bis sieglosen Eltingshäuser feierten ausgerechnet, und das in doppelter Unterzahl, ihren ersten Saisonsieg im Sportpark gegen die Reserve des FC 06. Der Ex-Coach gratulierte fair. Dabei hätte er nach dem Abpfiff fast einen neuen Co-Trainer benötigt, denn H.P.
Schmitt stand nach diesem Spiel "vor dem Platzen".
Unterstützung für Gergely Mit der Bezirksliga-Elf ging es fortan aufwärts, was vor allem einer verbesserten personellen Situation geschuldet war. Ervin Gergely, der sich in vielen Spielen zuvor alleine in der gegnerischen Abwehrreihe "zu Tod gerannt hatte" (Florian Rottenberger), sah nun doch einen Sturmpartner neben sich, entweder Arek Porombka oder Matthias Karch. Die Torflaute wurde beendet, die Elf zeigte, dass sie sich auch gegen individuell besser besetzte Gegner wie beim torlosen Remis gegen den SV Euerbach-Kützberg erfolgreich zur Wehr setzen kann. Ein Lob verdienten sich die Lutz-Mannen zwei Wochen später nochmals, mit der wohl besten Saisonleistung wurde der FC Fuchsstadt nach dem 2:0-Erfolg heimgeschickt.
Dass dann noch ein Punkt aus Gerolzhofen (2:2) durch einen Last-Minute-Treffer von Nico Limpert mitgebracht wurde, war
nicht nur für die Stimmung gut, sondern lässt für den Rest der Saison hoffen. "Wir sind noch lange nicht über den Berg", warnt Thomas Lutz, "wir sollten es nach einer anstrengenden Saison nicht auf eine Entscheidung in der Relegation ankommen lassen". In der Vorbereitung will man auf großartige Auftritte in der Halle verzichten, lediglich ein Start bei der Hallengala in Bad Neustadt und der Stadtmeisterschaft sind geplant.