Die Saison in Bayern soll nicht abgebrochen, sondern fortgesetzt werden, sobald es die Corona-Krise zulässt.
Vor dem 1. September wird im Freistaat Bayern von der Bayernliga bis zur B-Klasse - wie vorab berichtet - kein Fußball-Spiel mehr stattfinden. Am Freitag hat dies der Bayerische Fußball-Verband (BFV) bestätigt und zugleich ein Szenario skizziert, wie die aktuell unterbrochene Saison 2019/20 noch zu einem regulären Ende gebracht werden kann.
Ein solches ist der ausdrückliche Wunsch des Verbands, ein Abbruch der Spielzeit sei aus mehreren Gründen keine Option. "Wir sehen uns als Vorstand in der Lage, eine Fortsetzungslösung anzubieten, aber keine Abbruchlösung", sagte BFV-Präsident Rainer Koch in einer Online-Pressekonferenz mit etwa 100 Journalisten, bei der auch Geschäftsführer Jürgen Igelspacher die Pläne konkretisierte: "Es ist eine Entscheidung, die längerfristig abzielt. Nach Rücksprache mit den Vereinen war klar, dass Geisterspiele aus praktischen und finanziellen Gründen nicht in Frage kommen." Bei einer vom Verband initiierten Umfrage hätten sich knapp 67 Prozent der befragten Vereine für eine Fortsetzung der Saison ausgesprochen.
"Es gibt keine Alternative"
"Wenn die Saison 2019/20 abgebrochen wird, zerschießen wir uns zwei Spielzeiten. Niemand weiß, ob ab 1. September tatsächlich gespielt werden kann, ob es womöglich eine zweite Viruswelle gibt. Daher haben wir eine Lösung benötigt, die uns so viel Flexibilität und Planungssicherheit wie möglich einräumt. Für den BFV gibt es keine Alternative zum Vorschlag, die aktuelle Saison in jedem Fall zu Ende zu spielen, sobald das wieder möglich ist", sagte Koch.
Ein Saisonabbruch hätte nach BFV-Darstellung vermutlich zu einer unkontrollierbaren Klagewelle geführt, wie sie bereits in Österreich und England nach dem Abbruch der Amateurligen eingesetzt hat. Klagen hinsichtlich der sportlichen Wertung, aber auch wegen finanzieller Schäden, weil sich mit Sponsoren geschlossene Verträge nicht erfüllen lassen.
Die Folgen seien unvorhersehbar: für den Verband, die Vereine und auch für Vereinsvorstände, die im Zweifelsfall mit ihrem Privatvermögen haften. Auch seien bei einem Abbruch die sportlichen Fragen ungeklärt, was zu Streit unter den Vereinen führen würde - etwa bei der Frage, wie mit Auf- und Abstieg umgegangen werden soll und wie sich die Ligen zusammensetzen. Aufsteiger zuzulassen, aber auf Absteiger zu verzichten, sei aus Kochs Sicht zu kurz gedacht. "Hierfür gibt es keine rechtlich einwandfreie und schon gar nicht sportlich faire Lösung. Das wird auch Klagen nach sich ziehen.
Niemand kann einem Tabellenzweiten nachweisen, dass er selbst einen rein theoretischen Rückstand nicht noch aufgeholt hätte. Gleiches gilt für die Abstiegsfrage. Wir wollen keine Entscheidungen am Grünen Tisch, sondern auf dem Rasen und sind nicht bereit, die persönliche Haftung für einen Abbruch zu übernehmen", erläutert Koch. Die Gewissheit, dass im Herbst mit der neuen Spielzeit begonnen werden kann, gebe es sowieso nicht. "Wenn wir in diesem Jahr nicht mehr spielen können, dann wird eine Saison 2020/21 wohl nicht stattfinden", sagte Koch und verweist auf die dynamische und kaum vorhersehbare Entwicklung in der Corona-Pandemie. Ohnehin müsse sich der Fußball den Entscheidungen der Politik beugen. Unsicherheit besteht aber bei Verträgen mit Spielern und Trainern, die zum ursprünglichen Saisonende am 30. Juni auslaufen. Igelspacher hofft hier auch auf den Deutschen Fußball-Bund, um mit dem BFV passende Regularien zu treffen. Die Sechs-Monate-Frist, nach der nicht eingesetzte Spieler ablösefrei wechseln dürfen, sei bereits vorläufig ausgesetzt.
Die Vereine sind gefordert
Die Fortführung der Saison ist aber kein Beschluss, sondern lediglich ein Vorschlag. Am Zug sind nun die Vereine. Vom gestrigen Freitag bis zu diesem Sonntag wird der BFV-Vorstand in acht Webinaren den insgesamt 4600 bayerischen Klubs den Vorschlag zur Fortsetzung des kompletten Spielbetriebs bei Herren und Frauen ab 1. September unterbreiten. Über einen Abbruch wird aber nicht abgestimmt. "Wir wollen schnellstmöglich Klarheit und Sicherheit", sagte Koch. Bis Sonntagabend (18 Uhr) können die Vereine online über das vorgeschlagene Modell abstimmen und zu einem Meinungsbild beitragen.