Der FC Karsbach wollte an das "Wunder von Glasgow" anknüpfen. Doch beim 0:4 gegen den 1. FC Nürnberg klappte fast nichts.
Karsbach ist nicht Glasgow. Selbst im Dauerregen nicht. Und das mit den 20 Prozent Ballbesitz klappt eben nicht immer. So wie bei Celtic Glasgow, die dennoch gewonnen hatten. In der Champions League gegen den FC Barcelona. Über 50.000 Schotten hatten den Celtic-Park zum Wackeln gebracht. In Karsbach wackelte nichts.
Immerhin 100 Fans hatten sich trotz der widrigen Umstände für das Spitzenspiel der Bayernliga interessiert. Und auf einen ähnlichen Favoritensturz gehofft wie in Europas Elite-Liga. "Wir haben den Nürnbergern schon ein paar Mal den Titel versaut", sagte Anna Hildenbeutel. Wie ihr Mann Karlheinz Edelfan und bei jedem Heimspiel der Karsbacher Frauen dabei. Ehrensache, weil Julia, die Tochter der "Hildis", Teil der Mannschaft ist.
30 Minuten vor Spielbeginn schmeckten Kaffee und Zigarette noch - es sollte der einzige Genuss bleiben. "Das war sehr enttäuschend.
Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen und nur hinterhergelaufen", kritisierte später Frank Käß.
Natürlich stand auf der anderen Seite der Bayernliga-Tabellenführer. Aber der Karsbacher Trainer hatte seine Elf im Vorfeld keineswegs chancenlos gesehen, auch wenn Torfrau Tanja Goldstein und Kapitänin Laura Göbel diesmal fehlten. "Wir haben vielleicht 40 Prozent von dem gezeigt, was wir können. Zweikämpfe gehören zum Fußball, nur haben wir die grundsätzlich verloren."
Defensive Überlegenheit Die Analyse des Kleinbrachers war schonungslos. Und richtig. Die Überlegenheit der Mittelfranken hatte ihren Ursprung in der Defensive. Weil die Außenverteidiger der Viererkette konsequent ins Angriffsspiel einbezogen wurden, hatten die Gäste ständig Überzahl.
Eine gute Technik und hohe Pass-Sicherheit vervollständigten das harmonische Bild der Club-Damen, die durch zwei Tore von Verena Eichhammer zur Pause mehr als verdient führten. Die beste Karsbacherin spielte mit Melissa Mennig im Tor. Trotz der schwierigen Bodenverhältnisse hielt die 17-Jährige bravourös. Wie Celtic-Keeper Forster. Nur vorne ging nichts zusammen. Trotz der Schnelligkeit von Angelina Schreck. Und trotz der Vollstrecker-Qualitäten von Jennifer Vogel, mit zwölf Saisontreffern die aktuell beste Schützin in der Bayernliga. Auch, weil die Unterstützung aus dem Mittelfeld fehlte.
Ein Doppelpack von Marina Mittermeier entschied die Partie, in der Höhe verdient. Es war die erste Heimniederlage in dieser Runde nach zuvor vier Siegen und einem Remis. "Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt", sagt Frank Käß. Und da schaut es gut aus, weil der FCK auf Rang fünf liegt.
Zwölf Teams spielen in der Bayernliga, nur zwei steigen ab. "Nach dem Wechsel haben wir besser dagegen gehalten. Aber uns fehlte die Aggressivität. Wir haben uns zu oft versteckt", musste Marie-Theres Franz zugeben. Die Diebacherin grätschte, kämpfte. Wie die Schotten. Die 20-Jährige war enttäuscht, fand Trost bei der Familie. Doch wenn der Einsatz stimmt, ist Karsbach zumindest ein bisschen Glasgow.