Karateka Andreas Haberzettl zum 7. Dan geprüft

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Zum 7. Dan geprüft: Andreas Haberzettl. Foto: Benedikt Borst
Zum 7. Dan geprüft: Andreas Haberzettl. Foto: Benedikt Borst

Der 54-Jährige unterrichtet seit 30 Jahren traditionelles Karate in Bad Kissingen und Würzburg.

Da ist dieser Typ. Hart und weich, ein Kämpfer mit ausgeprägtem Spieltrieb. Über 1,80 Meter groß, breite Schultern, starke Brustmuskulatur. Dass der 54-Jährige sein Leben lang professionell eine Kampfkunst ausübt, ist ihm anzusehen. Andreas Haberzettl ist durchtrainiert, bis in die Finger. Wer ihm gegenübersteht merkt, dass er sich gegen körperliche Gewalt wehren kann. Man sieht aber noch mehr: Da ziehen sich diese kleinen Linien um Mund und Augen, die vom häufigen Spitzbubenlachen kommen. Diesem Typ sitzt der Schalk im Nacken.
Beim Training in einer Halle der Deegenbergklinik. Zum Aufwärmen haben sich die Karatekas in zwei Mannschaften aufgeteilt, sie spielen Basketball ohne Regeln. Es sieht wild aus, scheint aber Spaß zu machen. Haberzettl steckt mittendrin im Getümmel, laut lachend. "Er trägt das Kind im Manne, das macht ihn aus", sagt Angelika Stephan, langjährige Karateschülerin.

Haberzettl ist Träger des 7. Dans (Schwarzgurtrang) im Uechi-Ryu-Karate, einer traditionellen Form der Selbstverteidigung aus Okinawa. "Andreas gehört zur Weltspitze. In Europa gibt es niemanden, der noch über ihm steht", sagt Daniel Osti. Der 28-jährige Sozialpädagoge kennt Haberzettl seit er als Kind mit dem Karateunterricht angefangen hat. "In unserem Stil ist der 9. Dan der höchste. Sieben von neun, da ist nicht mehr viel Raum nach oben."

Therapeutische Kurse

Seit 30 Jahren unterrichtet Haberzettl täglich traditionelles Karate und Selbstverteidigung in eigenen Schulen in Bad Kissingen und Würzburg. Außerdem bietet er in diversen Kliniken in Bad Kissingen Kurse für therapeutisches Karate an. Im August wurde der Arnshäuser von Großmeister Kiyohide Shinjo (9. Dan) aus Okinawa zum 7. Dan geprüft und zählt seitdem weltweit zu den 15 ranghöchsten, aktiven Karatekas des Verbandes.
Der Weg an die Spitze des Uechi-Ryu-Karate führte über diszipliniertes und körperlich strenges Training. "Das war früher deutlich härter", meint Osti. Haberzettls Dojo in Bad Kissingen befand sich anfangs in einem Fitnessstudio in einem kleinen, schlecht gelüfteten Raum, der auch für Aerobic genutzt wurde. Mehr als 20 Männer und Frauen die Liegestütze und Sit-Ups stemmen, Gewichte schleppen, schwitzen, schnaufen, schlagen, treten und schreien. Alles in hohem Tempo, schildert Osti. "Die verspiegelten Wände waren von der Anstrengung oftmals beschlagen."
In drei Jahrzehnten hat sich das Training entwickelt, Haberzettl setzt seine Prioritäten als Karatelehrer mittlerweile anders. "Er ist weicher geworden und gelassener", sagt Angelika Stephan. Technik und Härte bedeuten für ihn nicht alles, vor allem die Härte ist in den Hintergrund gerückt. Der Mensch und die Gemeinschaft stehen im Mittelpunkt, findet sie. "Der Respekt untereinander ist ihm wichtig. Er schaut nicht auf die Leistung, sondern auf das Menschliche."

Geduld mit den Schülern

Haberzettl will keinen ergebnis- und leistungsorientierten Wettkampfsport unterrichten. "Andreas sagt immer, Karate beginnt mit dem Herz", sagt Angelika Stephan. Ein dicker Mensch könne ebenso ein guter Karateka sein, wie ein athletischer Sportler, ein Alter genauso wie ein Junger. "Mit seiner Art Karate zu unterrichten, fördert er jeden einzeln." Geduldig geht er auf die rund 200 Schüler ein. "Er hat es über Jahre immer wieder geschafft, mich so zu motivieren, dass ich immer zum Training gekommen bin", sagt sie. Haberzettl betreibt Karate auf international hohem Niveau und hat für sich die richtige Balance zwischen Härte und Weichheit gefunden.