Hundesport inmitten eines Reit-Turniers

3 Min
Theresa Schießer schickt ihren 7-jährigen Beagle "Ben" durch einen Tunnel, was er auch gehorsam macht. Fotos: Doris Bauer
Theresa Schießer schickt ihren 7-jährigen Beagle "Ben" durch einen Tunnel, was er auch gehorsam macht. Fotos: Doris Bauer
Richterin Karin Möller mit Kamala, einer Mini-Australian-Sheperd-dame.
Richterin Karin Möller mit Kamala, einer Mini-Australian-Sheperd-dame.
 

Beim Turnier des RFV Sulzthal wurde erstmals eine Prüfung für Hund und Herrchen angeboten - und hervorragend angenommen.

Das Wiener Würstchen war zu verlockend. Schon wieder hat es ein Prüfling geschnappt und schlingt es in großen Bissen gierig herunter. "Das gibt Punktabzug", bemerkt dazu Richterin Karin Möller schmunzelnd. Nicht so bei Ben. Sein Frauchen Theresa Schießer schafft es, den Beagle-Rüden vom lecker riechenden Happen abzulenken. Auch wenn es nicht ganz einfach war. Diese Prüfung verwirrt an einem Ort, wo Pferdesport präsentiert wird. Den bekommt der Besucher auch, sogar recht viel davon mit rund 180 Starts an diesem Tag. Nur zusätzlich gibt es eben die Prüfung "Sitz-Platz-Pfote - Hund und Herrchen in Aktion".

Richterin Karin Möller aus Forchheim erklärt, warum diese neue Herausforderung ins Programm des Reit- und Fahrvereins Sulzthal, aufgenommen wurde: "Überall, wo diese Prüfungen stattfinden, sind unzählige Hunde mit vor Ort. Es gibt bereits Prüfungen für Pferd, Reiter und Hund.
Prüfungen nur für Hund und Herrchen können laut der Wettbewerbs-Ordnung ebenso durchgeführt werden und bereichern den Turniersport um breitensportliche Ideen." Die 49-jährige Ausbilderin für Reitsport weiß, wovon sie spricht, denn sie ist gleichzeitig "Prüferin Breitensport", also bei breitensportlichen Veranstaltungen die Sachverständige. Karin Möller betreibt auch therapeutisches Reiten und besitzt selbst drei Hunde, mit denen sie regelmäßig arbeitet. "Diese Prüfung ist im Sinne von Freizeit- und Breitensport eine gute Gelegenheit, sich selbst und seinen Hund vorzustellen. Das motiviert die Besitzer", erklärt die Prüferin, die mit dieser Veranstaltung, die sie auch an anderen Turnieren organisiert hat, keine Konkurrenz zu den üblichen Hundeprüfungen sieht: "Hier sind keine Vollprofis vertreten. Hier kann sich jeder anmelden, die Hunde müssen keine besonderen Merkmale bezüglich ihrer Rasse aufzeigen. Nur zwei Dinge sind wichtig, die Tiere müssen artgerecht und gemäß den Tierschutzrichtlinien behandelt werden. Deswegen sind Hunde unter einem Jahr oder Tiere, die nur mit einem Stachelhalsband zu führen sind, hier nicht zugelassen."

Ein Wiener Würstchen als ultimative Verlockung


Die einzelnen Hindernisse im Parcours hat Karin Möller zusammen mit dem Veranstalter zusammengestellt. Als erstes müssen die Besitzer ihre Tiere vorstellen und dann gleich einen Napf mit einem Wiener Würstchen umrunden, ohne dass es der Hund gleich schnappt. Eine große Herausforderung, die Herrchen oder Frauchen mit oder ohne Leine bewältigen kann. Oder eben auch nicht. Theresa Schießer aus Wasserlosen ist mit dem siebenjährigen Ben am Start. Auch er zieht gnadenlos seine Besitzerin in Richtung des verlockenden Duftes. Doch die Studentin weist ihn energisch in die Schranken. Weiter geht es zu einem Sprunghindernis für Pferde, das Frauchen überspringt und der Hund durchtraben darf. Scheinbar gutmütig schlüpft Ben hindurch, nimmt aber im Zuschauerrang einen Konkurrenten wahr und verbellt ihn erst einmal kräftig. Der Studentin gelingt es mit viel Überredungskunst, den treuen Vierbeiner zum nächsten Hindernis zu lavieren, das er mit Bravour besteht: Er schlüpft durch einen Tunnel, als ob es das Normalste für ihn wäre.

Dann muss sich Ben auf einen bestimmten Platz setzen, während Frauchen ihn singend und tanzend umrunden muss. Das bringt den Hund nicht nur aus der Ruhe, auch die Zuschauer sind vom Vortrag so angetan, dass sie gleich Applaus spenden. Der Spaß ist bei dieser Prüfung inklusive. Zuletzt darf Ben noch ein Kunststück vorführen, wobei er seine Seitwärtsrolle erst nach mehrmaligen Bitten macht. Während man Ben keinerlei Ermüdungserscheinungen anmerkt, ist Theresa Schießer sichtlich erleichtert, den Parcours hinter sich gebracht zu haben.

"Das war gar nicht so einfach"


"Das war gar nicht so einfach", bemerkt die Studentin in Reitkleidung, die auch zu Pferde für den Veranstalter an den Start ging. "Die vielen Zuschauer und Hunde um den Parcours haben meinen Hund schon etwas abgelenkt. Aber trotzdem hat es viel Spaß gemacht. Das ist das erste Mal, dass ich so eine Prüfung mit ihm gemacht habe, und ich habe auch dafür geübt." Auch wenn es nicht für eine Platzierung unter den ersten Drei gereicht hat, ist Theresa Schießer stolz sein auf ihren Ben, der nachträglich die Wurst aus dem Napf zur Belohnung bekommt. Hatten sich im Vorfeld 18 Paare gemeldet, wurden es im Verlauf der Premieren-Prüfung immer mehr Teilnehmer. Björn Greubel aus Rottershausen, ebenfalls Hundebesitzer, war zum ersten Mal auf der Steige und ganz angetan: "Mich interessieren Hunde- und Pferdesport. Heute habe ich das hier live gesehen und war richtig beeindruckt. Eine schöne Veranstaltung, besonders auch in dieser tollen Atmosphäre."