Großes Desinteresse am Runden Tisch des BFV

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Hauptsache, die Verbindung ins Internet steht: Werbung für den Live-Ticker des Bayerischen Fußballverbandes wurde gemacht beim Runden Tisch in Niederlauer. Interessiert hatte dies die Vereinsvertreter eher weniger. Foto: Jürgen Schmitt
Hauptsache, die Verbindung ins Internet steht: Werbung für den Live-Ticker des Bayerischen Fußballverbandes wurde gemacht beim Runden Tisch in Niederlauer. Interessiert hatte dies die Vereinsvertreter eher weniger.  Foto: Jürgen Schmitt

Enttäuschend war der Besuch des "Runden Tisches" des BFV im Sportheim des SV Niederlauer, gerade einmal 17 von 120 Vereinen des Kreises Rhön hatten Vertreter geschickt.

"Ich verstehe die Vereine nicht", zeigte sich Kreisspielleiter Michael Ritter verärgert, "sie hätten bei dieser Gelegenheit einmal ihre Sorgen und Probleme vorbringen können". Und es wären in Anwesenheit von zehn Funktionären sogar noch weniger Teilnehmer gewesen, hätte Ritter im letzten Moment nicht noch einige Personen telefonisch zusammengetrommelt.

Unter der Moderation von Johannes Ays (Wolnzach), der Abend stand unter dem Thema ""Amateurfußball modern und zukunftsfähig gestalten", gab der Spielleiter der Bayernliga Nord, Thomas Unger Martinsreuth), zunächst eine Einführung in Sachen "Liveticker", der bis zur Bezirksliga hinab verpflichtend sei, ab der Kreisliga freiwillig durchgeführt wird. Nach seiner Ansicht und nach der der Verbandsspitze gehört der Liveticker einfach zu einer modernen und attraktiven Außendarstellung des Fußballs, er sei auch Teil der Imagepflege.
Die Interessierten könnten die Spieldaten vollständig und amtlich zur Kenntnis nehmen, die Bedienung für die Vereinsbeauftragten einfach und die Nutzung über diverse Geräte wie Smartphone, Tablet, etc. möglich. Bezirksspielleiter Bernd Reitstetter (Würzburg) berichtete von einer bislang problemlosen Handhabung in der Vorrunde, die Vereine würden dabei je nach Gutdünken Informationen rasch ins Netz stellen. Die Vereinsvertreter sahen die Sache nicht so einfach und wiesen auf die Problematik mit Internetverbindungen in der Rhön hin. Klaus Straub (SV Rödemaier) wies auf die Gefahr hin, dass den Vereinen Zuschauer abgingen, weil diese sich im warmen Wohnzimmer über die Spielstände informieren, "mit dem Liveticker können wir uns finanziell selbst schaden". Die Gegenansicht vertrat Stefan Dorn (SV Riedenberg), der den Live-Ticker für eine "gute Sache" hielt, der von den auf dem Platz anwesenden Fans gerne angenommen werde.

Steffen Stockmann, 3. Vorsitzender des SC Diebach, wünschte sich mehr Unterstützung der Vereine durch den Verband, wenn es um bürokratische Angelegenheiten geht, außerdem sprach er die Reduzierung der bislang drei Kreisklassen auf zwei an. "Drei Kreisklassen sind optimal, führen zu vielen Derbys mit guten Zuschauerzahlen, bei einer Umfrage unter den Kreisklassenklubs hätten sich zwanzig Vereine der Initiative des VfR Sulzthal angeschlossen, die drei Kreisklassen beizubehalten".

Gerhard Schüler (TSV Großbardorf), wie auch Herbert Köhler (TSV Aubstadt), sprachen das Thema "Saisonbeginn" an, der Start der Bayernliga am 13. Juli sei viel zu früh und erlaube den Klubs aufgrund der kurzen Pause keine vernünftige Vorbereitung. Außerdem sei die notwendige Platzpflege kaum möglich. Hier schieden sich die Geister, Wolfgang Rudolph (SV Eichenhausen) plädierte für einen noch früheren Rundenbeginn, weil das zu einem früheren Ende der Vorrunde führe. Außerdem hält sein Verein die Zahl der Kreisligaabsteiger für zu hoch, "zwei würden genügen". Dem widersprach Ritter mit dem Argument, "dass es bei drei Kreisklassen zwingend drei Aufsteiger geben müsse". Konrad Link (TSV Nordheim/Rhön) plädierte für einen späteren Start, "wir leiden doch alle unter der Urlaubszeit im August". Während Martin Gensler (VfR Stadt Bischofsheim) und Klaus Eisenmann (TSV Heustreu) den Terminplan für "optimal" hielten, war es der Wunsch von Peter Fenn (VfR Sulzthal), dass die Vorrunde Mitte November beendet wird und dafür der letzte Spieltag der Saison Mitte Juni terminiert wird. Einen völlig radikalen Vorschlag brachte Kurt Beck (Spfr. Herbstadt) aufs Tapet, der sich für eine Saison mit Beginn Anfang März und Ende Oktober aussprach. "Am Rahmenterminplan (01.07. - 30.06) wird sich nicht rütteln lassen", so Bernd Reitstetter. Für einen einheitlichen Saisonbeginn in allen Ligen plädierte Jürgen Wehner (VfB Burglauer), "da hätte es man mit der Suche von Testspielgegnern einfacher".

Heinz Kopp (SV Riedenberg) möchte die Relegationsspiele wieder auf ein Spiel reduzieren, die auch auf einem neutralen Platz ausgetragen werden, "denn maximal vier Spiele in zwei Wochen sind eine zu hohe Belastung, stören die Saisonvorbereitung und haben, da viele Spieler in dieser Zeit im Urlaub oder während der Woche berufsbedingt unterwegs sind, oft einen wettbewerbsverzerrenden Charakter".

Der Wunsch von Wolfgang Taubert (1. JFG Rhön) war es, dass die Sache mit dem älteren Jahrgang der U-19 endlich sinnvoll geklärt wird, die betroffenen Spieler würden oft von den unter Personalmangel leidenden Herrenteams abgezogen. Dies sei gerade bei JFGs und SGs ein Problem, wo für die Vereine der sportliche Erfolg des Herrenteams im Vordergrund stehe. Eine Lösung dieses Problems sah Gerhard Schüler darin, dass der ältere Jahrgang sofort ins Herrenteam überführt werde, wie bei der U-23 in Großbardorf, nur noch ausschließlich dort spiele und ausnahmsweise im Notfall bei den A-Junioren. Wie schon bei früheren "Runden Tischen" kam in diesem Zusammenhang neuerlich das Thema Reduzierung der Altersklassen im Juniorenbereich auf, die Einführung einer U-18 mit drei Jahrgängen wäre vielleicht die Lösung.

Ein ganz anderes Thema sprach schließlich Dietmar Werner, Vorsitzender des FC Thulba an. Ihm war von der Fußballabteilung mitgegeben worden, dass sich diese weniger Reformen im Verband wünscht und diese in nicht zu schnellem Zeitraum erfolgen. Konkret wurde er dabei nicht, ganz allgemein gaben ihm aber die Kollegen Recht, dass die immer weniger werdenden ehrenamtlichen Vereinsfunktionäre durch ständige Veränderungen auf allen Ebenen belastet werden. Ein Dauerthema der letzten "Runden Tische" oder Kreistage" bildete dann den Abschluss der Diskussionsrunde, Gerhard Schüler sprach das Thema "Liveübertragungen der DFL-Spiele" zum Schaden der Amateurklubs an. Hier sahen die Verbandsfunktionäre keine Lösungsmöglichkeit, erkannten zwar auch den damit verbundenen Zuschauerschwund im Amateurbereich, erinnerten aber daran, dass die Verbandsabgaben der Vereine ohne den Zuschuss der Profiklubs noch höher wären.

Zu Diskussionen führte abschließend das Thema "Wunschtermin", hier sind laut Michael Ritter einige Klubs über das Ziel hinausgeschossen ("vier Wunschtermine und kein Spiel im September"), es werde zukünftig nur ein Wunschtermin berücksichtigt, sonstige Verlegungswünsche müssten mit dem Gegner abgesprochen werden. Dass die Verbandsabgaben (Passgebühren, Strafen, usw.) zu hoch sind, war dann im Prinzip der einzige Punkt des Abends, bei dem sich alle Vereinsvertreter einig waren.


Kommentar von Peter Balthasar


Haben die Rhöner Fußballvereine keine Sorgen? Diese Frage stellte sich nicht nur der Moderator des "Rundes Tisches", Johannes Ays. Dieser zieht seit Jahren im Auftrag des BFV durch die Bezirke, kann sich aber weder an einen solchen spärlichen Besuch noch eine so ungewöhnlich kurze Diskussionszeit erinnern. Woran das Desinteresse liegt, war natürlich schwer zu eruieren, die Antworten finden sich eher in der Vergangenheit. Die Vereine haben den Eindruck, dass der Verband ihnen sowieso alles diktiert und ihr Mitspracherecht stark begrenzt ist. Die Interessenlagen in den einzelnen Bezirken sind unterschiedlich, diese werden aber kaum zur Kenntnis genommen, das Sagen haben zum Ärger der nordbayerischen Klubs die Delegierten südlich des Weißwurstäquators.

In Niederlauer wurden Probleme vorgebracht (Terminplanänderung, Abänderung der Altersklassen im Juniorenbereich, zu hohe Verbandsabgaben), die bereits beim ersten "Runden Tisch" vor zwei Jahren in Kleinbardorf Thema waren, aber aus Sicht der Vereine hat sich seitdem nichts geändert. Diese sehen solche Veranstaltungen zunehmend als Placebo an, man wird angehört, aber nicht erhört. Außerdem schenkt sich die zunehmend kleiner werdende Zahl der ehrenamtlichen Funktionäre aus Zeitgründen solche Abende, die Belastung ist sowieso schon groß und das Ergebnis mager bis ungewiss. Man stöhnt vor Ort über die "Reformitis" des Verbandes. Manchmal könnte man meinen, der Verband liefert sich mit dem Bayerischen Kultusministerium einen Wettkampf um die höhere Anzahl von Reformen binnen zwölf Monaten.

Der Sinn dieser Veränderungen erschließt sich selten und schadet oft. "Futsal" ist eine solche Reform, die von der großen Mehrzahl der Fußball-Klubs abgelehnt wird, was sich in einer stark reduzierten Teilnehmerzahl (27) an der Kreismeisterschaft dokumentiert, aber eines der Lieblingskinder des Verbandspräsidenten ist. Und das wird dann so gemacht, mit und ohne Runden Tisch.