Energie-Schub über die Hürden

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Niklas Amthor (Bildmitte) vom TSV Bad Kissingen rannte bei den Deutschen Jugendmeisterschaften über 400 Meter Hürden der Jugend U18 auf Rang fünf. Foto: Theo Kiefner
Niklas Amthor (Bildmitte) vom TSV Bad Kissingen rannte bei den Deutschen Jugendmeisterschaften über 400 Meter Hürden der Jugend U18 auf Rang fünf. Foto: Theo Kiefner
Moritz Fischer (224) vom TSV Bad Kissingen verpasste über die 400 Meter Hürden das Finale. Später über die 110 Meter Hürden zeigte er eine starke Leistung und blieb erneut unter 15 Sekunden. Foto: Reinhold Nürnberger
Moritz Fischer (224) vom TSV Bad Kissingen verpasste über die 400 Meter Hürden das Finale. Später über die 110 Meter Hürden zeigte er eine starke Leistung und blieb erneut unter 15 Sekunden. Foto: Reinhold Nürnberger
 
Elisa Eich (hinten / 258) vom TV/DJK Hammelburg verpasste trotz starker Zeit in der Jugend U20 nur ganz knapp das Finale über die 400 Meter Hürden. Foto: Reinhold Nürnberger
Elisa Eich (hinten / 258) vom TV/DJK Hammelburg verpasste trotz starker Zeit in der Jugend U20 nur ganz knapp das Finale über die 400 Meter Hürden. Foto: Reinhold Nürnberger
 

Niklas Amthor vom TSV Bad Kissingen wird Fünfter bei den Deutschen Meisterschaften. Zwei weitere Landkreis-Sportler behaupten sich im nationalen Vergleich.

Das gibt sicher einen Karriere-Schub für Niklas Amthor und Moritz Fischer vom TSV Bad Kissingen sowie Elisa Eich vom TV/DJK Hammelburg, denn allein die Teilnahme an einer Deutschen Jugend-Meisterschaft darf mit Fug und Recht als Karriere-Highlight bezeichnet werden. Die stimmungsvollen nationalen Titelkämpfe wurden bei idealen äußeren Bedingungen in Ulm ausgetragen.

Niklas Amthor hatte dieses Mal das Glück auf seiner Seite und stand im Finale über 400 Meter Hürden der U18. Bei den Bayerischen Meisterschaften vor zwei Wochen musste sich Amthor noch um eine Hundertstel Sekunde seinem Teamgefährten Moritz Fischer geschlagen geben, der in Erding völlig überraschend über die 400 Meter Hürden siegte. Erst in diesem Rennen unterboten die Trainingskollegen die Qualifikationsnorm von 58,00 Sekunden, die nötig war, um bei den Deutschen Meisterschaften überhaupt teilnehmen zu dürfen.

In ihren Vorläufen hatten die beiden TSVler in Ulm allerdings nicht ihren besten Tag erwischt. Mit Bestzeiten von knapp unter 57 Sekunden für die 400 Meter Hürden angereist, schien das Finale gebucht, aber offenbar war die Nervosität beim ersten Start bei einer Deutschen Meisterschaft groß. Moritz Fischer blieb im ersten Vorlauf mehr als drei Sekunden über seinem Hausrekord und hatte mit seinen 60,07 Sekunden keine Chance auf eine Finalteilnahme. Niklas Amthor überlief die ersten sechs von insgesamt zehn Hürden im sicheren Rhythmus und lag bis dahin sogar in Führung. "Dann habe ich den Abstand falsch eingeschätzt und musste vor der siebten Hürde das Tempo wegnehmen, um nicht zu stürzen", so der Bad Bockleter, der sich mit 57,94 Sekunden zufrieden geben musste.

Dies reichte für den siebten von acht zu vergebenden Startplätzen im Endlauf, allerdings hatte die langsame Vorlaufzeit zur Folge, dass er im Finale mit der ungeliebten Innenbahn Vorlieb nehmen musste. "Da sind die Radien in der Kurve schon sehr eng, weshalb ich Bedenken hatte, ob ich meinen gewohnten Rhythmus von 14 Schritten zwischen den Hürden würde halten können", beschreibt der Auszubildende die Schwierigkeiten, die er auf sich zukommen sah.

Im Konzert der Besten dabei

Aber bis zur siebten Hürde passte alles nahezu perfekt - Niklas Amthor war im Konzert der Besten dabei. In dieser Phase des Laufs sind die Muskeln längst in der sogenannten Übersäuerung. Der Saalestädter legte einen Schritt mehr ein, verlor durch diese Schrittumstellung etwas Tempo und bog als Sechster auf die Zielgerade ein. "Im Gegensatz zum Vorlauf hatte ich im Finish aber irgendwie mehr Energie, so dass ich die letzten beiden Hürden mutig und mit einigermaßen hohem Tempo anlaufen konnte", beschreibt er seine letzten 100 Meter.

Mit dieser Energieleistung schob er sich sogar noch auf den von ihm nicht erwarteten fünften Rang. Die gute Platzierung garnierte der Auszubildende mit einer neuen persönlichen Bestzeit von 56,57 Sekunden. Erik Schmerler vom TV Groß-Gerau siegte in diesem Rennen in 54,28 Sekunden. Was die beiden Bad Kissinger im nächsten Jahr in der Jugend U20 erwartet, durften sie in Ulm bereits live erleben. Gleich fünf der älteren Jugendliche blieben unter der geforderten WM-Norm von 52,70 Sekunden.

Moritz Fischer und Niklas Amthor hatten neben der Norm für die lange Hürdenstrecke, auch noch den Richtwert von 15,20 Sekunden für die 110 Meter Hürden unterboten. Während Amthor nicht an den Start ging und sich für seinen Endlauf über die 400 Meter Hürden schonte, wollte Moritz Fischer nur zwei Stunden nach seinem Desaster über die Langhürden etwas gut machen. "Die Beine waren schon etwas schwer von der Vorbelastung", beschreibt der Nüdlinger die Ausgangssituation. "Aber ich wollte unbedingt zeigen, dass ich zurecht bei den Deutschen Meisterschaften mitmachen durfte." Allerdings hatte er in seinem Vorlauf etwas den Startschuss verschlafen und lag bereits an der ersten Hürde deutlich hinten. Dann lief allerdings alles bestens. Nach schnellen Hürdenüberquerungen und sicherem Rhythmus wurde Moritz Fischer in starken 14,97 Sekunden gestoppt, womit er seine Bestleistung egalisierte. Den Einzug ins Halbfinale verpasste er damit um drei Ränge.

Ein enorm starkes Feld

Elisa Eich, die bei den Landesmeisterschaften kürzlich drei Mal Gold in der Jugend U20 holte, hatte sich sowohl über 400 Meter Hürden wie auch über die 400 Meter Flachstrecke für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert. Die 19-Jährige wählte in Ulm die lange Hürdenstrecke und hatte sich in einem enorm starken Feld zu behaupten. Die Athlethin vom TV/DJK Hammelburg lief in ihrem Vorlauf das Rennen gewohnt sicher an. "Ich meine allerdings, dass ich die erste Rennhälfte etwas schneller hätte gestalten können", sagte Elisa Eich, die auf der Zielgeraden noch mächtig Sprit im Tank hatte, mit viel Tempo die letzten beiden Hürden überquerte und sich noch auf Rang drei nach vorne schob. Mit ihren 62,79 Sekunden kam sie ganz nahe an ihre erst zwei Wochen alte persönliche Bestzeit heran. Damit verpasste sie als Zehnte der vier Vorläufe nur denkbar knapp das Finale der besten Acht. In diesem hochklassigen Endlauf der weiblichen Jugend U20 blieben gleich fünf Läuferinnen unter 60 Sekunden. Eine Leistungsdichte über die lange Hürdenstrecke wie schon seit Jahren nicht mehr.