Warum nur die ältere Schwester ein Sonderspielrecht bekam und wie der Bayerische Fußballverband sein Urteil begründet zu Lasten der Spielerin des TSV Rannungen.
Elena Reck will doch nur spielen. So oft wie möglich. Die 16-Jährige ist eine Vollblutfußballerin, wie sie sich ein jeder Trainer nur wünschen kann. Selbst beim Fototermin ist der Ball dabei, wird jongliert. Die sportliche Schülerin gehört im Frauenfußball-Team des TSV Rannungen zu den Leistungsträgerinnen, strebt mit ihrem Verein den Sprung aus der Kreisliga in die Bezirksliga an. So weit, so gut.
Tatsächlich würde Elena Reck aber auch gerne parallel in der U18-Jugend der SG Rannungen spielen, bei den Jungs also. Und jetzt wird's kurios: Denn laut einem Urteil des Bayerischen Fußballverbandes wird exakt dies der Kickerin verwehrt - im Gegensatz zu ihrer zwei Jahre älteren Schwester Isabell, die ebenfalls im Frauenteam des TSV Rannungen steht, davor in der weiblichen Jugend des FC 05 Schweinfurt aktiv war. "Aber erst nach einem langen Hin und Her damals", weiß Michael Reck.
Der Vater, der zusammen mit Andre Schmidt auch die TSV-Frauen trainiert, ist ein hartnäckiger Mensch, der auf privater Ebene juristischen Rat einholte und bei diversen BFV-Mitarbeitern und -Instanzen vorstellig wurde. "Isabell, aber auch ihre Mitspielerin Chiara Matthes bekamen als 16-Jährige schließlich ein Sonderspielrecht, mit dem sie sowohl bei den Frauen als auch bei den männlichen Junioren spielen durften. Erst hatte es damals geheißen, das ginge nicht."
Der Stolperstein in dieser verzwickten Angelegenheit wurde in den Weg gelegt mit der Einführung des U18-Pilotprojektes. "Leider hat man hier die Mädchen vergessen, die ja bis U17 bei den Jungs spielen dürfen, in der U18 aber nicht mehr", sagt Michael Reck, der bis zur Jugend selbst aktiv kickte, dann den landwirtschaftlichen Familienbetrieb in Hambach übernahm.
Eine Empfehlung wird zur Sackgasse
Als Sackgasse erwies sich die Empfehlung einer BFV-Mitarbeiterin. Diese hatte gesagt, Elena Reck, damals noch als Spielerin der SpVgg Hambach gemeldet, solle zum TSV Rannungen wechseln. Damit wäre der Weg frei, um sowohl bei den Frauen als auch bei den männlichen U18-Junioren der SG Rannungen zu spielen mit Kickern auch aus Hambach und Dittelbrunn.
"Auf einmal wurde uns mitgeteilt, dass Elena doch nicht U18 spielen darf, weil der Bayerische Fußballverband seine Statuten zum 1.August 2021 geändert hätte und diese auch rückwirkend greifen würden. Wir haben daraufhin Einspruch eingelegt. Nach Rücksprache mit einem Rechtsanwalt gibt es in der Rechtsprechung nämlich keine rückwirkende Regelung", echauffiert sich Michael Reck. Kurioserweise ist Tochter Elena beim BFV online als U18-Spielerin der SG Rannungen gemeldet, "aber sollte sie spielen, droht der Jugendmannschaft ein Punktabzug".
"Reines Machtgehabe"
Als "mädchenfeindlich" und "reines Machtgehabe" beurteilt der Hambacher das BFV-Prozedere. Vordergründig sei - diversen Aussagen von BFV-Mitarbeitern zufolge - der Schutz der Spielerinnen. "Elena war und ist bei den Jungs voll akzeptiert. Und wenn meine Tochter dort mit dabei ist, hilft ihr das in Sachen Physis und Durchschlagskraft, wovon wiederum das Frauenteam profitiert", so Michael Reck.
Und das im Jahr 2021, finde ich fast skandalös, jeder ringt um Nachwuchs nur bei den Herrn vom BFV ist das noch nicht angekommen. Da will eine junge Frau spielen und dann werden mit irgendwelchen fadenscheinigen Gesetzen, die in die heutige Zeit gar nicht mehr passen, mit aller macht fast schon gedroht. Aber Frauen sind auch leider in den führungsgremien des DFB (BFV)nicht gewünscht.