Stephanie Piske begann ihre Karriere als Feldspielerin. Mittlerweile ist die gebürtige Berlinerin aus dem Tor der SG Garitz/Nüdlingen nicht mehr wegzudenken. Auch nicht am Samstag (18 Uhr) im Heimspiel gegen den HC Sulzbach.
Stephanie Piske will wieder genießen. "Das ist schon großartig, wenn die Zuschauer mitgehen", findet die Torhüterin der SG Garitz/Nüdlingen, die mit dem Handballsport quasi aufgewachsen ist. "Ich war eine Woche alt, da hat mich mein Papa, ebenfalls Handballer, schon in die Halle mitgenommen. Als Siebenjährige habe ich dann selbst angefangen", erzählt die gebürtige Berlinerin, die viele Jahre für den TSV Tempelhof-Mariendorf auflief. Als Feldspielerin. Unterfranken wurde erst vor zehn Jahren ein Thema, durch den Freund. Umzug, neuer Job in einem Bad Kissinger Reha-Zentrum - und der Wechsel zur SG Garitz/Nüdlingen. "Weil sich damals Karla Reinshagen verletzte, bin ich dann ins Tor", erzählt die 37-Jährige. Und fand sich mit dem Rollentausch schnell ab. "Mein Jugendtrainer in Berlin hat darauf geachtet, dass sich die Spielerinnen auf allen Positionen auskennen. Da hat man dann eben auch mal im Tor gespielt."
Stephanie Piske ist zwischen den Pfosten eine Stoikerin. Eine, die ihre Stärke aus der Ruhe holt. Eine, die nicht laut werden muss, um Führungs-Qualitäten zu zeigen. Auf und neben dem Platz. "Stephanie ist eine Persönlichkeit und unsere Mannschaftsführerin. Wir arbeiten hervorragend zusammen, und ich wünsche mir, dass es so weiter geht", spricht SG-Trainer Harun Tucovic mit Respekt von seiner Nummer "15", die Tucovic zu den besten Torfrauen der Liga zählt. "Mit ihrer Erfahrung, aber auch ihrem sportlichen Ehrgeiz hat sie entscheidenden Anteil am Erfolg der Mannschaft." Ans Aufhören denkt Stephanie Piske noch lange nicht, selbst wenn in Pia Kunzmann eine talentierte Nachfolgerin parat steht. "Das ist schon lustig. Ich bin ungefähr doppelt so alt wie Pia, aber erst halb so lange im Tor wie sie", sagt die Kapitänin. Und spricht von einem ausgesprochen harmonischen Miteinander. "Ich finde, wir ergänzen uns gegenseitig. Ich kann auch von ihr noch lernen. Es tut einfach gut, wenn man auf dieser Position noch jemanden an der Seite hat. Wenn es soweit ist, gebe ich Pia gerne den Vorzug. Im Augenblick habe ich aber jede Menge Spaß."
Beruflich hat Stephanie Piske mit Sozialberatung und Qualitäts-Management zu tun. Kompetenz, die gerade den jüngeren Spielerinnen zu Gute kommt. "Als Kapitänin will ich gemeinsam mit dem Mannschaftsrat ein offenes Ohr für die Spielerinnen haben und zwischen Team und Trainer vermitteln. Wenn wir uns alle weiterentwickeln, ist Erfolg möglich." Dass die Spielgemeinschaft mit zwei Siegen glänzend gestartet ist, ist für die Torfrau kein Zufall. "Unsere jungen Spielerinnen haben sich wunderbar eingelebt. Und wir haben einen Trainer bekommen, der den Blick für jede Einzelne, aber auch das große Ganze hat."
Der unfreiwillige Schritt zurück nach dem Abstieg hat der Euphorie rund um die Schlossberghalle jedenfalls nicht geschadet. Bereits gegen Regensburg kamen wieder 200 Fans. Und nach dem Sieg in Erlangen dürfte das Publikums-Interesse noch größer sein im Absteiger-Duell mit dem HC Sulzbach, der bislang beide Partien verloren hat. "Der Gegner hatte einige Jahre sehr erfolgreich in der Bayernliga gespielt und besitzt sicherlich immer noch viel Qualität im Kader", warnt Tucovic, der krankheitsbedingt auf Carolin Annon verzichten muss. Eine von jenen Talenten, die für die Zukunft stehen. "Unsere jungen Spielerinnen wirken gar nicht gehemmt, wenn sie vor so vielen Leuten spielen. Haben vielmehr ein Lächeln im Gesicht, wenn sie gefeiert werden", sagt Piske, die das Ende des "Auswärtsfluches" nicht überbewerten will. "Natürlich waren wir nach dem Sieg in Erlangen alle unheimlich froh und stolz, nach so langer Zeit ein Auswärtsspiel gewonnen zu haben. Aber das ist jetzt Landesliga, und damit eine Liga, die eben nicht mehr so stark ist."
In der Vorsaison wurde der Samstags-Gegner in der Schlossberghalle besiegt. "Und wenn wir wieder alles in die Waagschale schmeißen, können wir zuversichtlich sein", fordert die Frontfrau, die ganz hinten steht, hundert Prozent Einsatz. Dann klappt es auch mit dem Genießen.