Ein Flug in die Geschichtsbücher

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Mit einem hohen Luftstand zu 7,81 Metern: Maximilian Entholzner vom 1. FC Passau sorgte für das Highlight in Bad Kissingen. Der Gaststarter verbesserte den bayerischen U23-Rekord im Weitsprung auf 7,81 Meter. Die bisherige Bestmarke von 7,77 Metern hatte knapp 35 Jahre lang Bestand. Foto: Reinhold Nürnberger
Mit einem hohen Luftstand zu 7,81 Metern: Maximilian Entholzner vom 1. FC Passau sorgte für das Highlight in Bad Kissingen. Der Gaststarter verbesserte den bayerischen U23-Rekord im Weitsprung auf 7,81 Meter. Die bisherige Bestmarke von 7,77 Metern hatte knapp 35 Jahre lang Bestand.  Foto: Reinhold Nürnberger

35 Jahre stand der bayerische U23-Rekord im Weitsprung wie in Beton gegossen - dann kam Maximilian Entholzner und pulverisierte die Bestmarke.

Maximilian Entholzner, ein Gaststarter vom 1. FC Passau, sorgte bei den Kreismeisterschaften des Leichtathletik-Kreis Rhön/Saale für einen echten Paukenschlag. Der 21-Jährige verbesserte in Bad Kissingen den knapp 35 Jahre alten bayerischen U23-Rekord im Weitsprung, den bis dato Johann Pfister vom 1. FC Nürnberg mit 7,77 Meter hielt, auf stolze 7,81 Meter. Anschließend sprintete er die 100 Meter auch noch in beachtlichen 10,88 Sekunden.

Schon vor zwei Jahren war Entholzner 7,70 Meter weit gesprungen. Ein Ermüdungsbruch bremste ihn aber erst einmal aus. "Ich wusste eigentlich gar nicht so richtig, wo ich momentan stehe. Mein Ziel war es, die sieben Meter wieder zu stabilisieren", zeigte er sich von seiner Leistung selbst ein wenig überrascht. Fünf gültige Sprünge deutlich über sieben Meter - davon zwei über 7,60 Meter - zeigen, dass er seine Saisonziele durchaus nach oben korrigieren darf.
Zumal er auf der schnellen Bad Kissinger Bahn auch über 100 Meter für ein dickes Ausrufezeichen sorgte. "Nach 60 Meter zwickte mir da allerdings der Oberschenkel, sonst wäre es sicherlich schneller geworden", bedauerte der neue U23-Weitsprung-Rekordhalter aus Kößlau bei Passau.

Spätestens nach dem zweiten Versuch im Weitsprung der Männer, der bei Entholzner mit 7,35 Meter gemessen wurde, lockte der Applaus der Zuschauer das Interesse auf die Weitsprunggrube.


Schon ein halber Franke

Viele fragten sich allerdings, warum ein Leichtathlet aus Passau ausgerechnet den von seinem Heimatort wohl mit am weitesten entfernt liegenden Punkt in Bayern aussuchte, um einen Weitsprung-Wettkampf zu absolvieren. Zumal zeitgleich in Regensburg ein erstklassig besetztes Meeting stattfand. Die Erklärung liegt wohl bei Dimitri Antonov, der im Herbst 2014 am Olympiastützpunkt Fürth die Betreuung von Entholzner übernahm. Dieser studiert und wohnt in Nürnberg und hat somit kurze Wege nach Fürth. Damals war der Bad Kissinger Leichtathletik-Trainer noch Landestrainer und vier Mal pro Woche in Mittelfranken. Für eine perfekte Betreuung war da gesorgt. Die zahlreichen Fahrten zu Lehrgängen ins weit entfernte Oberhaching waren dem dreifachen Familienvater aber dann zu viel, so dass er sich beruflich veränderte. Jetzt arbeitet er als Gruppenleiter beim afz (Arbeitsförderzentrum) in Bad Kissingen - und trainiert wieder vermehrt in der Badestadt. Im März absolvierte die Sprunggruppe von Antonov ein Trainingslager in Spanien. Ein bis zwei Mal pro Woche kommt Entholzner jetzt zum Techniktraining nach Bad Kissingen. Dadurch war ihm die Anlage vertraut. Die Trainingspläne schreibt Antonov, in Fürth unterstützt mit Andreas Beraz ein wettkampferfahrener Senioren-Dreispringer die Trainingseinheiten. Oft hilft auch mal ein Video zur Technikauswertung und die Telefonanalyse, um die Strecke zwischen Fürth und Bad Kissingen zu überwinden.

"Ich war am Anfang der Saison erst skeptisch, ob das so überhaupt funktioniert", gestand Entholzner: "Aber jetzt weiß ich, dass alles richtig war." Sein Dank galt nach dem Rekord aber auch ganz besonders seinen früheren Trainern beim 1. FC Passau. Zum einen Tobias Brilka, der ihn im Sprint betreute und ihn am liebsten zum Hürdenläufer geformt hätte. Aber Entholzner ("Dafür war ich zu unbeweglich") entschied sich für den Weitsprung unter dem damaligen Landestrainer Roland Fleischmann, der ihn schon in jungen Jahren zu einem der besten Nachwuchsspringer in Deutschland formte. "Jetzt müssen wir wohl die ganze Saison erst mal neu planen", sprach er und telefonierte gleich mal mit seinem Verein. Mit seinen 7,81 Metern steht der junge Athlet in der deutschen Rangliste der Aktiven nun auf Platz 2. Zumal die Sensations-Weite auch die Eintrittskarte für die großen Meetings und Olympianorm-Wettkämpfe sein dürfte. Antonov ist sich sicher, dass der neue U23-Rekordhalter die Acht-Meter-Marke knackt.