Warum sie nach diesem Kraftakt am ersten Tag auch noch beim Kugelstoßen an den Start ging, begründet die Fuchsstädterin damit, dass Trainer Paul Fella meinte, "dass der Nachmittag halt ausgefüllt werden müsse". Sowohl bei ihr, wie auch bei Teamkollegin Hanna Schmitt, würde man aufgrund der schlanken Figur nicht meinen, dass sie die vier Kilogramm schwere Kugel besonders weit befördern können. Aber beide Athletinnen verfügen über eine gute Stoßtechnik und Beinkraft.
In Erding mangelte es an schwergewichtigen Spezialistinnen, sodass sich beide von Beginn an Medaillenhoffnungen machen durften. In Unterfranken sind die Saalestädterinnen ohnehin seit Jahren das Maß der Dinge in dieser Disziplin, auch wenn Eich sich nicht als Kugelstoß-Spezialistin bezeichnet.
Am Ende hatte sie mit 10,72 Meter erneut einen neuen Hausrekord aufgestellt, der sogar für Gold reichte. Hanna Schmitt kam auf 10,16 Meter: Bronze.
Am zweiten Tag standen schon am frühen Vormittag die Zeitendläufe über die 400 Meter Hürden an. Zehn Hürden, rund 76 Zentimeter hoch und in einem Abstand von 35 Meter gestellt, standen auf der blauen Bahn bereit.
Elisa startete auf Bahn fünf, die vermeintlich schnelleren Läuferinnen hinter ihr auf Bahn drei und vier. Also galt wieder die Devise: Flucht nach vorne. "Ich bin mit langen Schritten so schnell angelaufen, dass ich bereits bei der zweiten Hürde meinen gewohnten Rhythmus von 17 Schritten unterboten habe. Das zieht sich dann durch die komplette erste Rennhälfte", berichtete die Athletin.
"Aber sie kann halt, im Gegensatz zu vielen anderen Läuferinnen, mit beiden Beinen einigermaßen gleich gut über die Hürden laufen", sagt Trainerin Angelika Franz-Fella. Deshalb merkte man als Betrachter des Rennens nicht viel von ihren Schwierigkeiten zu Beginn des Rennens.
Gemeinsam mit Favoritin Janna Popp vom LAC Quelle Fürth bog Eich dann in Richtung der Zielgerade ein. "Da habe ich heute mal richtig Mut bewiesen und die letzten drei Hürden trotz Ermüdung so richtig attackiert", ist sie stolz auf sich. Die Entscheidung fiel erst an der letzten Hürde, an der die 19-Jährige den entscheidenden Vorsprung herauslief. In 1:02,13 Minuten verbesserte sie auch über diese Strecke ihre persönliche Bestzeit um eineinhalb Sekunden.
Damit auch der zweite Tag gut "ausgefüllt" wurde, startete sie noch über die 200 Meter, zog sogar ins Finale ein und wurde in guten 25,95 Sekunden Vierte.
"Ich weiß gar nicht, was ich über all die derzeitigen Erfolge sagen soll. Im Moment schwebe ich einfach auf Wolke sieben", beschreibt Eich ihre Gefühle.
Auch beim Trainerehepaar Angelika Franz-Fella und Paul Fella, bei dem sie seit rund vier Jahren trainiert, war die Freude riesengroß, dass ihr Schützling seiner Karriere das I-Tüpfelchen aufsetzte. "Drei Mal Gold bei einer einzigen Landesmeisterschaft, das schaffte nach meinem Kenntnisstand bisher wohl noch niemand im Leichtathletik-Kreis Rhön/Saale", glaubt Paul Fella.
Zu Eichs Erfolgen zählt sicher auch die Traumnote von 1,0, mit der sie kürzlich ihr Abitur bestanden hat. "Die zahlreichen Wettkämpfe, die ich bisher bestritt, halfen mir auch in der Schule bei schweren Klausuren und Prüfungen. Man ist da genauso nervös wie vor einem wichtigen Wettkampf. Aber durch den Sport habe ich gelernt, damit umzugehen."
Etwas nervös wird Elisa Eich sicherlich wieder am 16. Juli sein, wenn sie bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm an den Start gehen wird. Sie hat sich dort für einen Start über die 400 Meter Hürden entschieden. "Ich glaube, wenn da alles perfekt läuft, kann ich sogar noch etwas schneller sein."
Konkurrenz von den Sportschulen
Um in Ulm das Finale zu erreichen, muss aber auch alles passen. Die 400 Meter Hürden sind bei den jungen Damen der U20 in Deutschland ungemein gut besetzt. Elisa Eich trainiert vier bis fünf Mal in der Woche. Die Konkurrenz von den Sportschulen kommt leicht auf mehr als die doppelte Anzahl Einheiten.
Während der Studiumszeit werden die Karten in den nächsten Jahren sicher neu gemischt. Elisa Eich strebt später ein Medizinstudium an. Davor zieht es sie erst einmal in die Welt. "Ich will ein Jahr lang fremde Länder bereisen und andere Kulturen kennenlernen." Mit Wettkämpfen setzt sie dann aus. Intensiv trainieren will sie weiterhin. Sollten dann die Rahmenbedingungen im Studium passen, will sie wieder mit dem Wettkampfsport beginnen.