Die Relegation ist die Champions League der Amateure

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Es geht weiter: Wirmsthals Stefan Scheuring beim Aufbau-Programm für den Poppenrother Dominik Kröckel. Foto: Jürgen Schmitt
Es geht weiter: Wirmsthals Stefan Scheuring beim Aufbau-Programm für den Poppenrother Dominik Kröckel. Foto: Jürgen Schmitt

Sind bei Liga-Spielen dreistellige Kulissen in den unteren Klassen die große Ausnahme, wirken die Entscheidungs-Spiele wie ein Magnet.

14 Tage nach Saisonende sind alle sportlichen Entscheidungen gefallen. Das Kuriosum schlechthin war sicher das Wiederholungs-Spiel des FC Poppenroth gegen die SG Wirmsthal/ Ramsthal II. Es war wie ein schlechter Witz, dass die witterungsbedingt sowieso sehr komplizierte Saison Anfang Juni eine weitere Spielabsage erlebte. Genauer gesagt: einen Spielabbruch. Dass im zweiten Anlauf erneut 600 Zuschauer den Weg nach Reiterswiesen gefunden hatten, unterstreicht die Anziehungskraft dieser Alles-oder-Nichts-Spiele. Bei den beiden Auftritten der DJK Waldberg in Oberthulba (gegen Diebach) und Burglauer (gegen Hausen/Rhön) durften sich die Veranstalter sogar über eine vierstellige Zuschauer-Zahl freuen.

Auf gutem Niveau fanden die Spiele eher selten statt. Dafür war es eigentlich immer spannend. Ein Ausreißer war da der 6:0-Sieg des FC Poppenroth gegen den SV Aura vor den 700 Fans in Lauter. Gleich zweimal musste die DJK Weichtungen "Überstunden" schieben.
Erst ging das Stechen gegen den TSV Rothhausen/Thundorf mit 2:5 nach Verlängerung verloren, dann wurde das entscheidende Match gegen den A-Klassisten SpVgg Haard mit 8:6 nach Elfmeterschießen gewonnen. Nach Verlängerung hatte es 4:4 gestanden.

Über 120 Minuten gingen auch der 3:1-Sieg der DJK Waldberg über den SC Diebach, der 8:4-Erfolg des SV Garitz II über den SCK Oberwildflecken sowie die Garitzer 1:2-Niederlage gegen den TSV Aubstadt III.
Aus sportlicher Sicht blieben Überraschungen freilich die Ausnahme bei den Vereinen mit Kreis-Beteiligung. Nur ein einziges Mal hatte sich mit der SG Wirmsthal/Ramsthal II der klassenniedrigere Verein durchsetzen können. Gescheitert ist das Aufstiegs-Vorhaben bei den Kreisklassisten SC Diebach und TSV Arnshausen sowie beim A-Klassisten SpVgg Haard und dem SC Motten in der hessischen Kreisliga-A. Im Rennen um einen Platz in der A-Klasse zogen die B-Klassisten SCK Oberwildflecken, SV Garitz II und TSV Ebenhausen II den Kürzeren. In die B-Klasse abgestiegen ist der TSV Bad Bocklet nach dem 0:1 im Stechen gegen den FSV Hohenroth II.

Gefordert sind ab sofort die Verbands-Funktionäre. "Bis Ende Juni steht die Spielklassen-Einteilung", sagt Kreis-Spielleiter Michael Ritter, der in den nächsten Tagen gemeinsam mit seinen BFV-Kollegen Steffen Malzer, Ruth Müller und Rainer Lochmüller an der Liga-Einteilung feilt. Große Überraschungen wird es nicht geben, aber der ein oder andere Verein wird sich womöglich wieder in anderer Umgebung finden. Eine Spielgemeinschaft eingegangen sind der SV Wildflecken mit der zweiten Mannschaft des VfR Stadt Bischofsheim sowie der ASV Sulzfeld mit dem SV Merkershausen. Ritter wies ferner darauf hin, dass am vorletzten Juli-Wochenende eine Qualifikations-Runde im Totopokal vorgesehen ist. Die erste Runde findet eine Woche später statt.


Kommentar

So ist der Sport. Da steht der FC Poppenroth angesichts einer 2:1-Führung unmittelbar vor dem Klassenerhalt, ehe ein Unwetter zum Spielabbruch führt - wenige Minuten vor Spielende. Die Regularien sehen eine Neuansetzung vor - und die gewann die SG Wirmsthal/Ramsthal II mit 5:4, steigt damit in die Kreisklasse auf, während die Viktorianer ihren Fans in der neuen Saison nur noch A-Klassen-Fußball präsentieren können. Dass Schiedsrichter Sebastian Cornely (DJK Mühlbach) die Begegnung abgebrochen hatte, war Poppenroths Pech, nichtsdestotrotz eine richtige Entscheidung. Bei Blitz und Donner genießt die Sicherheit von Spielern und Zuschauern absolute Priorität, zumal sich der 40-minütige Sturm direkt über Reiterswiesen ausgetobt hatte. Dass danach der Platz aufgrund der Wassermassen unbespielbar war, machte die Tragik aus FC-Sicht perfekt. Das Unparteiischen-Gespann hatte richtig gehandelt. Schön, dass auch aus Poppenrother Sicht diese Entscheidung nicht angezweifelt worden war.