Die Kräfte des HSC reichen nur für eine Halbzeit

2 Min
HSC-Kapitän Franziskus Gerr (im Bild) hatte im Heimspiel gegen die HSG Hanau oft einen schweren Stand. Foto: Anand Anders
HSC-Kapitän Franziskus Gerr (im Bild) hatte im Heimspiel gegen die HSG Hanau oft einen schweren Stand.  Foto: Anand Anders

Gegen die ambitionierte HSG Hanau kassiert Bad Neustadt eine deutliche 17:30-Heimniederlage. Warum Coach Frank Ihl mit seiner Aufstellung überrascht.

HSC Bad Neustadt - HSG Hanau 17:30 (9:11).

Der HSC Bad Neustadt musste im ersten Heimspiel der neuen Drittliga-Saison die höchste Heimniederlage seit Jahren hinnehmen und wurde trotzdem von den fachkundigen Fans weder ausgebuht noch ausgepfiffen, sondern nach dem Abpfiff mit Beifall bedacht. Die fast 400 Zuschauerinnen und Zuschauer hatten nämlich erkannt, dass die auf dem Parkett stehenden Akteure kämpferisch alles gegeben hatten, dem Gast aber vor allem aus personellen Gründen nicht das Wasser reichen konnten. Schon die Anfangsformation überraschte, da mit Felix Wolf der etatmäßige Linksaußen auf die Spielmacherposition beordert wurde. "Filip Susnjara hat sich leider im Abschlusstraining verletzt", erklärte HSC-Coach Frank Ihl, der den fünffachen Torschützen des letzten Wochenendes nur in der Defensive einsetzte.

Die Hausherren, bei denen Vilim Leskovec, Franziskus Gerr und Maximilian Drude 60 Minuten auf der Platte standen, gingen durch einen Leskovec-Treffer mit dem ersten Angriff in Führung. In den nächsten Minuten brillierten dann aber zunächst die beiden Torhüter Stanislaw Gorobtschuk, der in vier 1:1-Situationen die Oberhand behielt, sowie auf der Gästeseite Sebastian Schermuly. Dessen Vorderleute blockten zudem einige Würfe ab, leiteten so Tempogegenstöße ein und verwandelten den Rückstand in eine 3:1-Führung. Dabei tat sich besonders der flinke David Rivic hervor, der mit acht Treffern am Ende bester Torschütze seines Teams war. Den Vorsprung bauten die Hessen, die mit einem Riesenkader antraten, zunächst aus.

Eine Auszeit sorgt für Euphorie

Er hätte sogar höher ausfallen können, hätte Gorobtschuk nicht die Siebenmeterwürfe von Björn Christoffel und Max Bergold pariert. Der 3:8-Rückstand nach einer Viertelstunde hätte eigentlich für Ernüchterung bei den Einheimischen sorgen können, doch die rissen sich nach dem 5:10 in den letzten zehn Minuten zusammen. Leskovec (2) und Gerr verkürzten auf 8:10, was Hanaus Trainer Hannes Geist zu einer vom Publikum gefeierten Auszeit bewegte. Die Stimmung bei den heimischen Fans wurde geradezu euphorisch, als Benedikt Kleinhenz der Anschlusstreffer gelang. Den möglichen Ausgleich verpasste Drude mit einem knapp verzogenen Wurf.

Der Halbzeitstand war aus Sicht der Rotmilane nicht hoffnungslos, doch in den Pausengesprächen wurde allseits die Frage aufgeworfen: "Wie lange würde die Kraft bei der Heimsieben reichen?" Die Antwort lautete: Nicht lange, denn nach dem 12:15 erhöhten die Hessen das Tempo, wobei sie davon profitierten, dass sie Leistungsträger wie Yaron Pillmann und Jannik Ruppert, die vor der Pause geschont wurden, nun in den Rückraum beorderten. Die Rückraumbesetzung sollte letztlich spielentscheidend sein, denn der bestand beim Ihl-Team nur aus Leskovec und Drude, beim Kontrahenten aus sieben gleichstarken Spielern.

Ein zerknirschter Trainer

Der Rückstand der Rotmilane vergrößerte sich zunehmend, weil deren Angriffsmaschinerie nicht mehr funktionierte und die Schützen jetzt auch oft die Torumrandung anvisierten, so wie Drude bei einem Strafwurf . Doch da waren die Gäste schon auf 15:23 enteilt, acht Minuten vor Spielende lagen sie dann uneinholbar mit zehn Treffern in Front. Das sah auch Frank Ihl so, der nun Noah Hahn auf Linksaußen stellte und für den erschöpften Wolf dem jungen und unerfahrenen Dominic Buchmüller den Dirigentenstab überreichte. Als der schweißgebadete Gerr für den letzten Treffer des Abends sorgte, war die in der zweiten Halbzeit einseitige Auseinandersetzung schon lange entschieden.

"Nach einem solchen Ergebnis geht es jedem Trainer natürlich nicht gut", meinte ein zerknirschter HSC-Coach auf der Pressekonferenz. "In der ersten Halbzeit hat unser Spiel noch vom großem Kampf gelebt, in der zweiten Halbzeit waren wir in allen Belangen unterlegen. Ich kann nur hoffen, dass die verletzten Spieler baldmöglichst zurückkommen und der Rest gesund bleibt."

Tore für den HSC: Vilim Leskovec (7), Maximilian Drude (4/1), Franziskus Gerr (3), Benedikt Kleinhenz (2), Felix Wolf (1).