Weitere 48 Stunden des Leidens

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Viktor Ledin (links) und der EC Bad Kissingen haben ein straffes Programm vor sich: Am Freitag geht es zum Schlusslicht nach Selb, am Sonntag kommt der EHC Straubing in die Kurstadt. Foto: Hopf
Viktor Ledin (links) und der EC Bad Kissingen haben ein straffes Programm vor sich: Am Freitag geht es zum Schlusslicht nach Selb, am Sonntag kommt der EHC Straubing in die Kurstadt.  Foto: Hopf

Der nächste Doppelspieltag: Die Kissinger Wölfe gastieren erst in Selb und empfangen dann Straubing. Letzterer sorgte jüngst für negative Schlagzeilen.

Zwei Doppelspieltage am Stück, ein erneuter Kraftakt innerhalb von zwei Tagen: Für die personell gebeutelten Bad Kissinger Wölfe kennt der Spielplan in der Eishockey-Landesliga derzeit kein Erbarmen. Am Freitag geht es zunächst zum Schlusslicht nach Selb (20 Uhr). Am Sonntag (18 Uhr) wartet mit dem EHC Straubing ein unbekannter Gegner, der sportlich zwar einen Höhenflug erlebt, am vergangenen Freitag aber bayernweit durch einen gewaltbereiten Teil seiner Anhänger für Schlagzeilen sorgte.

Ein Rückblick: Während gerade das Heimspiel des EHC gegen die Amberg Wild Lions (3:1) startete, interessierte das Sportliche rund 60 bis 80 Krawallmacher beider Seiten überhaupt nicht, sie prügelten außerhalb des Stadions aufeinander ein - zum Teil vermummt, mit Quarzsandhandschuhen oder Mundschutz ausgestattet. Alleine diese Utensilien des gepflegten Straßenkampfes zeigen schon: Da hatte sich nichts zufällig hochgeschaukelt, die Konfrontation wurde gesucht und gefunden. Die Absprache zur Schlägerei belegen auch diverse Nachrichten auf den Handys der Beteiligten, wie die Polizei mitteilte. Mit mehr als zehn Streifenbesatzungen rückten die Ordnungshüter an und machten dem Treiben ein Ende, von 58 Personen wurden die Personalien aufgenommen.

Ob sich der ein oder andere Chaot des EHC Straubing am Sonntag auch nach Bad Kissingen verirren könnte, wenn um 18 Uhr das Gastspiel bei den Wölfen ansteht? Möglich ja, aber bei genauerer Betrachtung doch eher unwahrscheinlich. Sportlich sind sich Bad Kissingen und Straubing in den vergangenen Jahren nicht begegnet. Die Rivalität zwischen Amberg und Straubing existiert dagegen schon lange, die Wege zueinander sind vergleichsweise kurz, das Spiel fand außerdem an einem Freitag statt. All das trifft auf die Sonntags-Partie gegen den Aufsteiger also nicht zu. Trotzdem: Die Bad Kissinger Polizei ist in jedem Fall vorbereitet. "Wir haben keine Erkenntnisse, dass sich diese Vorfälle am Sonntag bei uns wiederholen könnten, wir rechnen auch nicht mit einem großen Fanandrang aus Straubing, es ist ja Sonntag und der Heimweg sehr weit", sagte Christian Pörtner, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Bad Kissingen: "Trotzdem haben wir das Spiel natürlich auf dem Schirm und werden vor Ort sein." Dass es beim sportlichen Wettstreit bleibt, darauf hofft auch Michael Rosin, der Vorsitzende der Wölfe: "Wenn es stimmt, was in Straubing los gewesen sein soll, hat es eine heftige Qualität. So etwas können wir hier nicht gebrauchen."


Am Freitag beim Schlusslicht

Bevor aber die Niederbayern am Sonntag ihre Visitenkarte abgeben, steht den Wölfen am Freitag beim VER Selb (20 Uhr) das absolute Kellerduell ins Haus. Schlusslicht empfängt Vorletzten, bei einer Niederlage würde Bad Kissingen auf den letzten Platz abrutschen - und die Top-4-Hoffnungen noch weiter sinken. Obwohl die jüngsten Ergebnisse (insbesondere das 3:7 gegen Dingolfing) gepaart mit den Verletzungsproblemen wenig Grund zum Optimismus geben, versucht Rosin eben diesen zu beschwören. Gegen Selb, das aktuelle Schlusslicht, muss eine Reaktion erfolgen - besonders mit Blick auf das erschreckende 3:7. Was von Selb zu halten ist? Rosin ist unschlüssig. "Sie haben eine Vielzahl an Spielern, die Breite im Kader ist also vorhanden", sagte der Wölfe-Boss: "Andererseits muss man sich nur die Tabelle anschauen, die lügt ja nicht." Vier Punkte sind dort für die östlichen Oberfranken notiert, das 3:5 gegen Nürnberg und die 3:4-Niederlage nach Penaltyschießen gegen Straubing lassen aber einen gewissen Aufwärtstrend erkennen.

So oder so: Für die Wölfe wird es darum gehen, die richtige Balance aus Einsatzbereitschaft und Rücksicht auf den eigenen Körper zu finden. Was bleibt ihnen auch übrig? Der Kader steht bei 10+2, heißt: zehn Feldspieler, zwei Torhüter. Die Mindestgröße beträgt 9+2, kommen also weitere Ausfälle hinzu, sind Spielverlegungen oder Absagen nicht mehr undenkbar. Vom sportlichen Mithalten gar nicht zu sprechen. "Auf Rückkehrer können wir aktuell auch nicht hoffen. Alle Ausfälle sind langfristig, ein Miroslav Polak wird beispielsweise kein Spiel mehr in dieser Saison bestreiten können", sagte Rosin, der gerne wohl die Zeit um einige Wochen nach vorn drehen würde. Am 1. Dezember öffnet das Transferfenster, dann können sich die Wölfe verstärken - wenn sie es denn möchten. "Wir werden natürlich schauen, was dann möglich ist", sagte Rosin. Jetzt gehe es darum, die nächsten Wochen und Spiele zu überstehen. "Hoffentlich kommen keine Verletzten mehr hinzu", sagte er mit Blick auf das Training am Donnerstag und die Partie in Selb. Für den Heimauftritt am Sonntag erhofft sich Rosin einerseits ein sportliches Zeichen, aber auch ein Signal an die Fans: Dass es da zuletzt nicht immer hundertprozentig passte, zeigte auch ein Meeting am Donnerstagabend mit Fanvertretern, Vereinsführung und Spielern. Rosin: "Es ist wichtig, dass unsere Fans uns unterstützen. Dafür ist dieser Termin gedacht, ein Austausch mit Fans und Helfern."