Bundesliga-Schiedsrichter bei den Kissinger Kollegen

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Eine gute Truppe: Unser Bild vom Lehrabend zeigt Bundesliga-Schiedsrichter Benjamin Brand (hinten) mit (von links) Hermann Freibott, Sebastian Wieber und Alexander Arnold von der SR-Gruppe Bad Kissingen sowie Bezirks-Schiedsrichterobmann Norbert Kröckel. Foto: Jürgen Schmitt
Eine gute Truppe: Unser Bild vom Lehrabend zeigt Bundesliga-Schiedsrichter Benjamin Brand (hinten) mit (von links) Hermann Freibott, Sebastian Wieber und Alexander Arnold von der SR-Gruppe Bad Kissingen sowie Bezirks-Schiedsrichterobmann Norbert Kröckel. Foto: Jürgen Schmitt

Beim Lehrabend war Benjamin Brand der Ehrengast. Der 26-Jährige hat den Bezug zur Basis nicht verloren.

Das weiße Rössl in Stralsbach ist so etwas wie die Kommandozentrale der Schiedsrichter-Gruppe Bad Kissingen. Dort trifft sich die Zunft regelmäßig, plant, bespricht und diskutiert. Parkplatzprobleme vor dem Gasthaus gibt es bei solchen Anlässen keine. Eigentlich. Denn der jüngste Lehrabend transportierte tatsächlich den Profifußball ins kleine Rhöndorf, wo der örtliche Verein in der B-Klasse kickt, in einer Spielgemeinschaft. Wo gewöhnlich die alten Hasen aus ihrem reichen Erfahrungsschatz plaudern, gab diesmal ein Jungspund den Ton an - und die Altvorderen nahmen gerne die Zuhörer-Rolle ein.

Im Auftreten kommt Benjamin Brand nicht wie ein 26-Jähriger rüber. Einen sympathisch-lockeren Plauderton schlägt der gebürtige Gerolzhöfer an, ist aber rhetorisch geschult und inhaltlich präzise. Da ist kein Dampfplauderer am Werk.
Sondern einer, der weiß, was er sagen will - und was er nicht sagen will. Benjamin Brand ist ebenfalls Schiedsrichter - und leitet seit der vergangenen Saison Spiele in der Fußball-Bundesliga. Im Stile eines Managers gestaltet der Wahl-Unterspiesheimer seinen Vortrag. Über das Smartphone wird der Powerpoint-Vortrag gesteuert, das alles im Stehen und Gehen. Benjamin Brand ist vorbereitet, aber nicht verkopft. Per Du ist der Unterfranke mit allen Spielern, und in Stralsbach bekommt man einen guten Eindruck davon, dass das Persönliche auch in der höchsten deutschen Spielklasse keinen Autoritäts-Abzug bedeutet.

Klar muss das Regelwerk zu hundert Prozent sitzen, muss die Physis stimmen. Das ist die Basisarbeit. Aber jeder Schiedsrichter weiß um die schwere Gewichtung von Distanz und Nähe. Wer falsche Schwerpunkte setzt, wirkt schnell arrogant oder angreifbar. Benjamin Brand ist ein kluger Kopf. Einer, der in Bamberg studiert hat, seit Kurzem bei einer Bank in Schweinfurt als Betriebswirt arbeitet, 30 Stunden in der Woche. Und der weiß, dass neben vielen Fleißarbeiten immer auch ein Quäntchen Glück dazu gehört, um es als Schiedsrichter ganz nach oben zu schaffen.

Es wirkt weder aufgesetzt noch auswändig gelernt, wenn Benjamin Brand mit Demut von seinem ersten Bezirksliga-Spiel erzählt. "Ich muss mich immer noch selbst kneifen, wenn ich die Entwicklung der vergangenen Jahre betrachte", sagt Brand. "Oftmals entscheiden Kleinigkeiten. Aber die sich mir bietenden Chancen habe ich auch genutzt." In der Bayernliga hatte das Mitglied der Schiedsrichter-Gruppe Gerolzhofen eine Zeit lang Alexander Arnold als Assistenten im Team. Den jungen Obmann der Bad Kissinger Gruppe, der einfach mal angefragt hatte, ob der ehemalige Kollege auch mal in die Rhön kommen würde. Die Zusage kam schnell, obwohl die Zeitfenster eines Bundesliga-Referees keine großen sind. Mittlerweile hat Benny Brand sogar internationale Einsätze als Torrichter oder Vierter Offizieller hinter sich. "Erstmals bei Manchester United. Ein paar Jahre vorher hatte ich in der Schule noch ein Referat über das Old Trafford gehalten." Kein Wunder, wenn sich Benny Brand immer mal wieder kneifen muss.

Benjamin Brand, der am Sonntag, 10. Juli, 27 Jahre alt wird, leitet seit dem Jahr 2010 Spiele auf DFB-Ebene. 2012 wurde er auf die Liste der DFL-Schiedsrichter für die 2. Bundesliga gesetzt, in der er es bis zum Sommer 2015 auf 25 Einsätze brachte. Der Aufstieg in die 1. Bundesliga erfolgte zur Saison 2015/16. Er debütierte am 22. August 2015 bei der Partie des FC Schalke 04 gegen den SV Darmstadt 98. In der vergangenen Saison hatte der Unterfranke elf internationale Einsätze als Torrichter oder als Vierter Offizieller.