Der 30-Jährige weiß genau, was Eishockeyspieler für ihren Sport brauchen. Am Freitag kommt Altmeister Riessersee in den Wolfsbau.
Was für ein Spiel für die Kissinger Wölfe (6./19): Mit dem SC Riessersee (1./39) gastiert am Freitag (20 Uhr) einer der traditionsreichsten Eishockey-Vereine in diesem Land im Wolfsbau. Mit einer Mannschaft, die ihren hohen Erwartungen in dieser Verzahnungsrunde vollauf gerecht wurde. Was nicht verwundert, denn die Garmisch-Partenkirchener gehören schließlich zu den Top-Vereinen der Oberliga, wurden allerdings aufgrund eines Insolvenzverfahrens quasi strafversetzt. Statt um den Aufstieg in die DEL2 zu spielen, geht es für die Oberbayern also allein um den Klassenerhalt, der souverän geschafft ist angesichts der 13 Siege aus 14 Spielen. Und am Sonntag (18 Uhr) wartet auf die Bad Kissinger gleich der nächste Brocken mit dem Gastspiel beim EV Füssen (3./27), der sich aktuell mit dem punktgleichen TEV Miesbach um den zweiten freien Platz in der Oberliga balgt.
Für Qualität auf dem Eis stehen freilich auch die Kissinger Wölfe, die bei fünf Punkten Rückstand auf den HC Landsberg zwar schlechte Karten haben hinsichtlich der Playoff-Runde um die Bayernliga-Meisterschaft mit den vier besten Bayernliga-Vereinen, die aber als Aufsteiger dennoch auf eine phänomenale Saison zurückblicken dürfen. Was der dünne Kader geleistet hat, verdient höchsten Respekt.
Mit Exquisitem kennt sich auch Benni Dirksen aus. Nicht nur, weil der Wölfe-Goalie seit Jahren zu den besten seiner Zunft gehört. Sondern weil der 30-Jährige auch ein Fachmann erster Güte in Sachen Ausrüstung ist. Martialisch sehen die Spieler in ihrer Kleidung aus. Schützen sollen die Klamotten, aber auch größtmögliche Bewegungsfreiheit bieten, weil es in diesem archaisch-aggressiven Sport immer auch um Geschwindigkeit und technische Finesse geht.
"Früher ist man mit dem Teambus über die Goalie-Schienen gefahren, damit die noch ein Stück breiter werden. Jetzt sind die Ausrüstungsgegenstände ja fast alle genormt, da braucht es keine Schiedsrichter mehr, die mit dem Zollstock in die Kabine kommen, wie es das mal gegeben hat", sagt Dirksen. Noch vor etwa 15 Jahren hatte ein Eishockey-Torwart 25 Kilogramm zusätzlich am Körper, jetzt ist es aufgrund der Material-Weiterentwicklung etwa noch die Hälfte. Quantensprünge, die auch bei anderen Arbeitsgeräten enormen Fortschritt gebracht haben.
Carbon spart Gewicht
"Das ist das Top-Modell, das viele Spieler besitzen", sagt Dirksen und greift nach einem Paar Schlittschuhe - mit einem Listenpreis von etwa 1100 Euro. Ausrüsterverträge lassen die Unkosten für Spieler schrumpfen. Hightech rechtfertigt den Preis. Über eine komplette Carbonschale verfügt der Schuh der Neuzeit, was Gewicht spart und Schutz bei Schüssen bietet. Selbst die Kufen, die im Paar schon mal 120 Euro kosten, besitzen im Eisen eine Carbonlegierung und sind seit einigen Jahren mit einer Klick-Bewegung ruckzuck austauschbar. "Früher hatte es dazu Spezialwerkzeug bedurft, jetzt ist ein Wechsel binnen weniger Sekunden möglich", sagt Dirksen, der für die Firma "planethockey" ein Fachgeschäft in Ebenhausen führt. Der dort auch die Kufen dank der Spezial-Schleifmaschine aus Kanada mit dem nötigen Hohlschliff versehen kann, was bei Eishockey-Cracks eins- bis zweimal die Woche nötig ist, um perfekt auf der Innen- und Außenkante gleiten zu können.
Die Kufen eines Goalies unterscheiden sich übrigens erheblich, sind nicht leicht gebogen, sondern gerade wie ein Lineal, um einen besseren Stand zu gewährleisten. Entsprechend anders ist auch der Schliff. Der Schuh selbst verfügt über eine zusätzliche Carbonschicht, um Schüsse besser abzufedern.
Um den richtigen Schuh empfehlen zu können, stellt Benni Dirksen seine Kundschaft auf den sogenannten 3D-Skate-Lab-Scanner zur Computer-gestützten Fußvermessung. "Viele Spieler sind erstaunt, dass sie einen etwas kleineren Schuh empfohlen bekommen, sind aber spätestens beim Anpassen überzeugt", sagt Dirksen. Mit Hilfe eines Thermo-Ofens wird der Schuh erst erhitzt, dann perfekt an den Fuß des Käufers angepasst. Ein Vorgang, der auch wiederholt werden kann.