Als ein Tor Markus Röß zum Helden machte

3 Min
Steht er oder fällt er? Das ist hier die Frage beim Duell zwischen dem Rothhäuser Markus Müller (rechts) und dem Großwenkheimer Sascha Rudolph. Foto: Martin Potschka
Steht er oder fällt er? Das ist hier die Frage beim Duell zwischen dem Rothhäuser Markus Müller (rechts) und dem Großwenkheimer Sascha Rudolph. Foto: Martin Potschka

Vor 15 Jahren waren der FC Großwenkheim und der SV Rothhausen noch eigenständig und gehörten zum Establishment der Rhöner Fußballszene.

Vor einer gefühlten Ewigkeit spielten der FC Großwenkheim und der SV Rothhausen in der Kreisklasse Rhön 2 um den Klassenerhalt. Tatsächlich war das noch in der Saison 2005/06 der Fall, als beide Vereine eine Zusatzschicht in Form eines Entscheidungsspiels fuhren, das in Thundorf angepfiffen wurde. Die Gegner hatten sich in der regulären Saison nicht mit Ruhm bekleckert, standen nach 26 Spieltagen punktgleich auf dem vorletzten Platz, womit ein "Stechen" notwendig wurde. Der Verlierer würde in die A-Klasse absteigen, der Gewinner hätte sich gerettet. Die Meisterschaft der Kreisklasse feierte in dieser Saison übrigens der SV Wildflecken - auch ein Verein mit Wehmutpotenzial mit Akteuren wie Deni Degelmann, Adam Loza und Jacek Wanke. Vizemeister wurde der SV Riedenberg mit dem heute noch aktiven Christoph Dorn.

Volksfeststimmung in Thundorf

In Thundorf herrschte beim Derby jedenfalls Volksfeststimmung, 400 Zuschauer umrandeten das gepflegte Geläuf. Die Fußballexperten staunten beim Verlesen der Aufstellungen Bauklötze, dass die Großwenkheimer mit Patrick Schmitt einen Spieler aufboten, den Coach Roland Zink verletzungsbedingt in der gesamten Saison kein einziges Mal zum Einsatz bringen konnte. Trotz des Mitwirkens des "Überraschungsgastes" waren Torraumszenen zunächst Mangelware.

"Es war kein gutes Spiel mit wenigen Torraumszenen. Ob es die Angst vor einem Gegentreffer oder der Respekt vor dem Gegner war, lässt sich schlecht beurteilen", erinnert sich SV-Torjäger Markus Röß. Einer der wenigen Höhepunkte vor dem Pausentee war ein knapp verzogener Schuss des FClers Oliver Jurk nach Pass von Markus Seufert. Auf der Gegenseite scheiterten Markus Müller und Manuel Elflein an Großwenkheims Goalie Thomas Eimer.

Patrick Schmitt und Steffen Fürsch, der mit seinem Siegtreffer im letzten Saisonmatch beim FC Reichenbach erst die Tür zum Entscheidungsspiel geöffnet hatte, konnten sich kaum gegen die aggressive und von Dieter Wagner bestens organisierte SV-Abwehrreihe durchsetzen. Wagner, der in der folgenden Saison beim TSV Rannungen Harald Hüllmantel auf der Trainerposition beerbte, hätte in der Schlussphase des ersten Durchgangs fast einen Gegentreffer vorbereitet, als ihm die Kugel auf dem nassen Untergrund über den Schlappen rutschte, doch Steffen Fürsch kam gegen den herausstürzenden SV-Keeper Holger Krug nicht mehr an den Ball.

Der Schiedsrichter wundert sich

Die zweite Halbzeit verlief in spielerischer Hinsicht weiter enttäuschend, was auch Schiedsrichter Manfred Schäfer (RSV Wollbach) mit seinen kürzlich verstorbenen Assistenten Günther Schäfer (Burgwallbach) und Richard Volkmuth (Niederlauer) so empfand. "Wir hatten angesichts der Bedeutung des Matches eine hitzige Partie erwartet, doch es ging überaus fair zu", meinte der Unparteiische, weswegen die Begegnung gerade deswegen für ihn Erinnerungswert hat. Erst in der Schlussphase lösten die Kontrahenten angesichts der drohenden Verlängerung die Bremsen. Ein erstes Ausrufezeichen setzte im letzten Spiel seiner Karriere der Rothhäuser Joachim Dietz, der im Trikot des TSV Maßbach Bezirksoberligaerfahrung gesammelt hatte. Dessen Flankenball setzte Markus Röß im Fallen über das Quergestänge. Kurz darauf ging ein Stöhnen durch die Reihen der FC-Fans, als Fürsch aus aussichtsreicher Position nur den Pfosten traf.

Abgebremster Kugel-Flug

Beide Seiten bereiteten sich gedanklich schon auf weitere 30 Minuten vor, ehe doch noch das Tor des Tages fiel. Dem Treffer ging ein abgeblockter Flankenball voraus. Die daraus resultierende Bogenlampe verkürzte den Flug der Kugel entscheidend, weswegen Röß eher ans Leder kam als Großwenkheims Schlussmann. "Das war schon irgendwie glücklich", gestand der Torschütze ein, der mit seinen 38 Jahren heute noch trotz einer langen Verletzungspause ("Ich habe nach einer OP erstmals im August das Trikot überstreifen können") seinem Heimatverein die Stange hält.

Nach dem Gegentreffer setzten die Großwenkheimer alles auf eine Karte, doch Zählbares sprang nicht heraus, weswegen die FCler nach drei Spielzeiten in der Kreisklasse den bitteren Weg in die A-Klasse antreten mussten. Auf der Gegenseite war der Jubel natürlich groß. "Wir haben einfach einen Fehler weniger gemacht als der Gegner", meinte Rothhausens Coach Hardy Baumgart.

FC Großwenkheim - SV Rothhausen 0:1 (0:0). Tor: Markus Röß (88.).

Großwenkheim Eimer - Seb. Gessner, Ch. Ziegler, Rudolph, Radina - Leber, Jurk, Fleischmann (70. M. Freibott), Seufert - Fürsch, Schmitt.

Rothhausen Krug - Behr, Die. Wagner (79. V. Mauer), Th. Mauer (62. D. Elflein), Beck - Dietz, Rybak, M. Elflein, Müller (90. Kehl) - Röß, Dom. Wagner.

Fusionen Die weitere Vereinshistorie beider Vereine ist vornehmlich vom grassierenden Spielerschwund geprägt. So fusionierten die Rothhausener mit dem TSV Thundorf. Aktuell kickt man in der A-Klasse. Die Großwenkheimer Fußballer gingen zunächst mit der DJK Seubrigshausen eine Spielgemeinschaft ein. Nach dem Ende dieser Liaison wurde von den FC-Verantwortlichen eine andere Spielgemeinschaft angepeilt. Fündig wurde man beim TSV Münnerstadt, dessen zweite Mannschaft personell auch nicht auf Rosen gebettet war. Die SG Großwenkheim/Münnerstadt II kickt ebenfalls in der A-Klasse.