Mediziner und Patienten berichten am Rande der Veranstaltung von ihren Erfahrungen. Eine Rehabilitation kann entscheidend für die Lebensqualität sein. Ziel ist es auch, die Betroffenen im Arbeitsleben zu halten. Studien bestätigen die Erfolge.
Christine Wörner und Michael Schroth hatten Krebs. Beide absolvieren zurzeit eine medizinische Rehabilitation in der Klinik Am Kurpark. Und beide sind ein Beispiel dafür, welch hohe Bedeutung eine stationäre Reha haben kann.
"Ich schaffe das auch alleine", hatte sich Christine Wörner nach Krankenhaus und Anschlussheilbehandlung (AHB) gesagt. Doch dann ist sie in ein tiefes Loch gefallen.
Heute ist sie froh, sich für eine Reha in der Klinik Am Kurpark entschieden zu haben.
Große Chance Ärztliche Direktorin Prof. Dr. Monika Reuss-Borst weiß, dass oft erst nach dem Sieg über die Krankheit gewichtige Probleme auftreten. Angefangen von der Psyche über die Arbeitswelt bis hin zur Sexualität. In der Akut-Klinik bleibe immer weniger Zeit für den Patienten.
Hier liege die große Chance der Reha. Nur folgerichtig, dass die Reha-Zentren Baden-Württemberg für ihren aktuellen Kongress in Bad Kissingen das Motto "Leben mit/trotz Krebs - Reha entscheidet" gewählt haben.
Am Rande dieses Kongresses erläutert Dr. Monika Reuss-Borst, dass die Patienten in der Klinik Am Kurpark während ihres dreiwöchigen Aufenthaltes ein individuell geschnürtes Paket an Therapiemaßnahmen unter ständiger
ärztlicher Beobachtung bekommen. Angefangen vom Sport bis hin zu psychosomatischer Betreuung. Außerdem werden die Reha-Patienten auf Folgekrankheiten hin untersucht. "Sport und Bewegung sind sehr wirksam und sorgen für ein geringeres Rückfallrisiko", betont die Ärztliche Direktorin.
Dass dieses Konzept - auch dank der anderen Umgebung - wirkt, bestätigt Christine Wörner: "Hier kann man loslassen!" Besonders wichtig ist ihr der Kontakt zu
Mitpatienten: "Man weiß, man ist nicht alleine."
Michael Schroth kann das nur bestätigen. Der 26-Jährige litt unter Lymphdrüsenkrebs, der erst einmal besiegt wurde. Dann brach eine Leukämie aus. 2013 hat er Stammzellen bekommen, jetzt ist er auf Reha. Als Zimmermann wird er erst einmal nicht mehr arbeiten können.
Sowohl Christine Wörner als auch Michael Schroth lernen während der Rehabilitation Programme, die sie auch daheim
anwenden können. "Man wird so gepolt, dass man zuhause weitermacht", sagt Schroth.
"Reha hört nicht auf, wenn der Patient die Einrichtung verlassen hat", bestätigt der Erste Direktor der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Baden-Württemberg, Hubert Seiter. "Wir machen die Patienten zu Experten in eigener Sache." Und: Die Versicherungsträger bieten die Reha-Maßnahmen nicht "just for fun" an. Ziel ist es, die Patienten im Arbeitsleben zu halten.
Appell an die Politik
Trotz aller Erfolge der Rehabilitation bei Krebspatienten und steigender Fallzahlen: "Es treffen immer weniger Reha-Anträge ein", sagt die Geschäftsführerin der Rehazentren Baden-Württemberg, Dr. Constanze Schaal. So fehle es unter anderem an Impulsen im Akut-Krankenhaus.
Das bestätigt auch Hubert Seiter, der zudem von der Politik fordert, dass die finanzielle Deckelung für die Reha aufgehoben wird.
"Es ist längst erwiesen, dass die medizinische Rehabilitation eine entscheidende Wende im Leben eines Krebspatienten einleiten kann", sagt Dr. Monika Reuss-Borst. Sie verweist auf die Ergebnisse einer von ihr initiierten hauseigenen Studie.
Dabei gehe es um ein spezielles Trainigskonzept für Frauen mit Brustkrebs mit dem Ziel, die Patientinnen durch individuelles Training zu motivieren, körperliche Aktivitäten nach der Reha beizubehalten und dadurch die Lebensqualität zu verbessern.
So richtet sich der Kongress nicht nur an Reha-Ärzte, sondern auch an Akut-Mediziner und Fachverbände. Um aufzuzeigen, wie wichtig ein Schulterschluss für die Patienten, aber auch für die gesamte Gesellschaft ist.