Müssen Teilnehmer aus Ihren Gruppen ausscheiden, wenn sie einen Partner gefunden haben?Ja. Die Gruppen sind wirklich nur für Singles. Sie sind eine Anlaufstation, bei der Singles feststellen: Ich bin ja nicht der Einzige, dem es gerade so geht! Manche kommen sonntags regelmäßig zum Wandern und reden gar nicht viel - sie wollen einfach nur dabei sein und dann wieder heim. Andere gehen noch zusammen essen, kehren irgendwo ein. Das entscheidet jeder für sich selbst.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, speziell Singles Freizeitangebote zu machen?Das war 2010, nachdem ich die Ausbildung zum zertifizierten Natur- und Landschaftsführer Rhön gemacht hatte. Bei Führungen durchs Biosphärenreservat Rhön habe ich gemerkt, dass es einen Bedarf an Veranstaltungen für Singles gibt. Ich war damals selbst Single. Also habe ich gegrübelt und Touren zusammengestellt, aber mich anderthalb Jahre doch nicht so richtig getraut, sowas wirklich öffentlich anzubieten. Ich hatte ziemliche Zweifel...
Inwiefern?Naja, nach dem Motto: Wie sieht das denn aus, wenn ich als Single Single-Wanderungen anbiete? Ich hätte die Idee wahrscheinlich nie umgesetzt, wenn nicht eine Freundin einen meiner Entwürfe für eine Singlewanderung einfach an die Zeitung gesendet hätte. Innerhalb kürzester Zeit kamen 100 Anmeldungen zusammen.
100 Singles - so viele können doch nicht auf einmal wandern gehen, oder?Anfangs war ich überwältigt vom riesigen Interesse und habe tatsächlich zu viele auf einmal mitgenommen. Jetzt sind es pro Veranstaltung - je nach Gegend - zwischen 15 und 20, manchmal auch 30. Es soll ja schon auch ein bisschen Auswahl für die dabei sein, die jemanden kennenlernen wollen. (grinst)
Aha! Also haben Sie doch im Hinterkopf, wer vielleicht zu wem passen könnte und wer wen vielleicht kennen lernen sollte?Nein, ich bin kein Verkuppler, überhaupt nicht. Aus Beziehungsdingen halte ich mich komplett raus. Es gibt zwar immer mal Teilnehmer, die danach Nummern von anderen wollen, aber da sage ich: Sorry, das geht nicht. Immerhin hatten die Leute den ganzen Tag Zeit, ins Gespräch zu kommen.
Haben Sie selbst Ihren Partner auf einer Ihrer Veranstaltungen kennengelernt?Nein, das nicht, ich habe ihn über die Imkerei kennengelernt. Es war zwischen uns nie ein Thema, dass ich mit den Single-Veranstaltungen aufhören solle. Im Gegenteil. Ich bin da jetzt reingewachsen und es macht mir total viel Spaß. Es gibt einem einfach ein gutes Gefühl, wenn Teilnehmer, die zuerst schüchtern waren, immer selbstbewusster werden und aufblühen. Die Gruppe gibt Halt. Das merkt man nach einigen Veranstaltungen deutlich.
Wie sieht das Programm bei einem typischen Single-Event genau aus?Wenn wir wandern gehen, wähle ich immer Rundwanderwege aus, wir kommen also abends an unseren Ausgangspunkt zurück. Ich bin leidenschaftlich gerne draußen unterwegs und kenne viele schöne Strecken. Ich laufe alle Touren öfter ab. Zwischendurch kehren wir meist in einer netten Gaststätte ein. Mittlerweile habe ich verschiedene Gruppen. Die Unter-39-Jährigen wollen oft weitere Stecken laufen, die Ü40er auch, aber die Ü60 oft weniger.
Heißt das, man muss sich dem Alter entsprechend in die Gruppen einreihen?Natürlich ist das nur ein Anhaltspunkt. Wenn zum Beispiel eine 39-Jährige gerne jemanden über 40 kennenlernen möchte, dann kann sie sich den Ü40ern anschließen. Da schaut niemand doof. Das ist ja das Schöne.
Zur Person: Sonja Heinemann ist 47 Jahre alt und in der Rhön (in Fladungen, Kreis Rhön-Grabfeld) aufgewachsen. Dort frönte die Bienenfachwirtin ihrem Hobby, der Imkerei ("Rhönbiene"). 2010 ließ sie sich zur Landschaftsführerin ausbilden. Die gelernte Industriekauffrau lebt mittlerweile hauptsächlich in Dettelbach (Kreis Kitzingen). Seit 1. September betreibt sie offiziell die Single-Plattform "Singles gemeinsam", über die sie frankenweit Events wie Wanderungen, Kochen, Bogenschießen und Kanufahrten anbietet. (www.singles-gemeinsam.de) Das Interview mit Sonja Heinemann führte Redakteurin Diana Fuchs.