Das erste Wirtshaussingen in Bad Bocklet wurde gut angenommen. Zwar kannte nicht jeder die fränkischen Lieder, aber spätestens beim Kreuzberglied stimmten alle mit ein.
Ein Erfolg war das erste offene Wirtshaussingen im Gasthaus Diana in Bad Bocklet. Darüber waren sich Veranstalter und Gäste gleichermaßen einig. Besonders freute sich natürlich Brigitte Bert, dass ihre Idee so gut angenommen worden war: Kein Stuhl blieb im Gastraum unbesetzt, 60 Sänger und ein paar Musikanten waren ihrem Aufruf gefolgt.
Schon vor langer Zeit hatte Brigitte Bert die Idee gehabt, ein Wirtshaussingen zu organisieren.
Aus ihrer oberfränkischen Heimat kannte sie das gar nicht. Erst als sie vor 20 Jahren ins Staatsbad umzog, lernte die Hobby-Musikerin diesen Brauch kennen, der allerdings auch hier schon auf dem Rückzug war. Bert wollte deshalb diese Tradition des gemeinschaftlichen Singens wiederbeleben, fand aber wegen ihrer Berufstätigkeit in Fulda keine Zeit.
Erst als ihr Arbeitgeber kürzlich pleite ging, sie dadurch ihren Job verlor und die Musik ihr in trüben Tagen zu besserer Stimmung verhalf, beschloss sie kurzerhand, mit Freizeit-Wirt Paul Beck und Diana-Chefin Sara Hofmann das Wirtshaussingen zu organisieren.
Jeder konnte mitmachen. Wer gesanglich nicht so gut mithalten konnte, schunkelte mit dem Tischnachbarn zur Melodie. Für textunsichere Sangesfreunde waren vorsorglich kleine Liederhefte zum Mitlesen ausgelegt.
Volkslieder und Gassenhauer kamen im Wechsel. Dazwischen brachten einige Gäste zur Auflockerung ein paar Witze oder Stehgreif-Geschichten.
Aus voller Kehle Fränkisches Liedgut kannte nicht jeder. Doch spätestens beim Kreuzberglied stimmte selbst der letzte Zauderer in den Gesang aus voller Kehle mit ein.
Zur instrumentalen Begleitung hatten sich Musikanten mit Akkordeon, Trompete, Bass, Gitarre, Mandoline und sogar Querflöte zusammengefunden.
Das Bad Bockleter Wirtshaussingen ist nicht nur für Einwohner gedacht. Bert: "Auch Neubürger und Kurgäste wollen wir auf diese Weise in den Arm nehmen." Dies ließ sich Neubürger Harry Hagen nicht zweimal sagen.
Der gebürtige Schweinfurter lebte 38 Jahre in der Schweiz, gastierte aber als Profi-Musiker "in der halben Welt". Seit drei Jahren lebt er nun als Rentner im Staatsbad. Sechs Instrumente beherrscht er. Zum Wirtshaussingen brachte er nur sein Akkordeon mit.
Auch Tony Arnold aus Waldfenster ist Musiker. Er ließ Akkordeon und Gitarre zu Hause. Ins Diana kam er nur als Sänger.
"Wenn Menschen zusammen singen und musizieren, geben sie sich viel leutseliger", weiß er aus Erfahrung. "In solcher Gemeinschaft fühlt man sich einfach wohl."
Das war auch für Christa Albrecht aus Bad Bocklet Grund genug, mit einer Freundin zum offenen Wirtshaussingen zu kommen. "Wir singen einfach gern." Eigentlich habe sie nicht so recht gewusst, was sie im Diana erwarten würde, gibt sie zu. Aber nun war sie vom Abend angenehm überrascht. "Sollte es das Wirtshaussingen ein zweites Mal geben, komme ich bestimmt wieder."