Neue Kampagne für das Staatsbad vorgestellt: Sie soll den Gästen Hygiene-Sicherheit bieten, ohne die Betriebe zu überfordern.
Nach den Kampagnen "Sicher einkaufen" und "Sicher genießen" gab Oberbürgermeister Dirk Vogel den Startschuss zur Kampagne "Sicher übernachten". Etwa 40 Hoteliers und Privatvermieter nutzten das Treffen in der Bayernhalle zum Informationsaustausch in Corona-Zeiten. Eine Arbeitsgruppe wird nun zusätzliche Hygiene-Maßnahmen erarbeiten, die über die staatlichen Vorgaben hinaus den Gästen mehr Hygiene-Sicherheit bieten, ohne die Betriebe zu überfordern.
Die touristische Nachfrage für Bad Kissingen ist gegeben, verwies Oberbürgermeister Dirk Vogel auf aktuelle Umfragen, wonach etwa ein Drittel aller Deutschen heuer den Urlaub im Inland buchen wollen. Trotz des Wegfalls mancher Veranstaltungen und trotz mancher Einschränkungen hat Bad Kissingen mit seinem infrastrukturellen Angebot und der schrittweisen Angebotsaufnahme der Therme, der Kurkonzerte und anderem doch vieles zu bieten. "Wir haben keinen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Urlaubsorten." Wichtig ist, so der Oberbürgermeister, Bad Kissingen mit einer positiven Botschaft zu verbinden. Deshalb lud er alle Hoteliers und Vermieter ein, sich an der Kampagne "Sicher übernachten" zu beteiligen, da die Mehrheit aller Bundesbürger "ausreichenden Schutz vor Ansteckung" als wichtigsten Faktor für die Reiseentscheidung nennt.
Noch zögerliche Nachfrage
Hotelier Heinz Stempfle unterstützte als Kreis- und Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes die Initiative des Oberbürgermeisters und verwies auf das zögerliche Nachfrage- und Buchungsverhalten sogar der Stammkundschaft, die der besonders gefährdeten Risikogruppe der Senioren angehört. Die Wiederöffnung der Beherbergungsbetriebe sichert allein noch keine Buchung. Im Hotelgewerbe sei nicht nur eine wochen- oder sogar monatelange Vorlaufzeit notwendig, sondern auch das momentan verbotene Gruppengeschäft sei Voraussetzung für den rentablen Hotelbetrieb. Einzelbuchungen seien möglich, aber nach Stempfles Worten von bestmöglicher Hygiene-Sicherheit abhängig.
Einen Überblick über die konjunkturelle Lage der heimischen Wirtschaft gaben Jan-Markus Momberg und Christian Seynstahl als Vertreter der IHK Mainfranken. Wichtige Hinweise auf einzuhaltende Hygiene-Maßnahmen im Hotelgewerbe, auf Konzepte und Mitarbeiterschulungen sowie Förderprogramme sind auf der IHK-Website www.wuerzburg.ihk.de/coronavirus zu finden. Momberg versicherte, die IHK sei im Gespräch mit Landes- und Bundesregierung wegen nötiger Soforthilfen.
Kurdirektorin Silvie Thormann bestätigte die Zurückhaltung bei Buchungen, gab sich aber zuversichtlich, dies durch verstärkte Online- und Printwerbung, durch Pressearbeit, die schrittweise Lockerungen und die Wiederaufnahme von Angeboten bessern zu können. Ab 15. Juni sind Veranstaltungen in kleinem Rahmen (50 Personen innen, 100 außen) wieder erlaubt, ab 17. Juni finden die Kurkonzerte wieder statt, wenn auch nur in kleiner Besetzung der Staatsbadphilharmonie.
Wegen aller Einschränkungen oder fehlenden Angebots sei die Erhebung der Kurtaxe in voller Höhe ab 1. Juni nicht gerechtfertigt, klagte Vermieter Herbert Wurst. "Die Kurtaxe unterliegt der bayerischen Kurtaxordnung, die für alle Staatsbäder gilt", widersprach die Kurdirektorin. Sie habe in diesem Punkt keine Entscheidungsgewalt. Oberbürgermeister Vogel ergänzte, auch das trotz Corona gelieferte Angebot werde nicht durch die Kurtaxe ausgeglichen. Im Gegenteil: Der mehrmonatige Verzicht auf die Kurtaxe habe das Defizit der Staatsbad GmbH erhöht und "die Stadt als Mehrheitsgesellschafter erheblich an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht".
Die Dramatik der wirtschaftlichen Situation aller Beherbergungsbetriebe schilderte Steffen Hörtler als Leiter der Bildungsstätte und Jugendherberge Heiligenhof: "Wir nutzen die Sommermonate, um Geld für den nächsten Winter anzusparen. Das fehlt in diesem Jahr." Der Heiligenhof (224 Betten) sei üblicherweise im Sommer ausgebucht, jetzt aber bis in den Frühherbst nicht einmal zu 50 Prozent. "Von einer starken Nachfrage nach Bad Kissingen spüre ich nichts", widersprach er der Hoffnung des Oberbürgermeisters.