Ein botanisches Buch von 1598 soll den Dramatiker mit einer Schachblume zeigen - einer wunderschönen, seltenen Blume, die millionenfach im Sinntal wächst.
Eine Sensation könnte das sein, wenn Mark Griffith Recht hat. Es geht um eine Abbildung, die den 35-jährigen William Shakespeare auf dem Titelbild eines botanischen Buches von 1598 zeigen soll. So haben es zumindest die Recherchen des englischen Botanikers im Mai 2015 ergeben. In der einen Hand hält Shakespeare eine übergroße Schachblume und in der anderen einen Maiskolben. Beides sollen - laut Griffith - Anspielungen auf zwei seiner Werke sein. Eine Sensation wäre der Fund deshalb, weil bis heute nicht hundertprozentig geklärt ist, wie der berühmte Dramatiker tatsächlich aussah. Das Bild wäre damit das erste gesicherte Portrait des berühmten Dramatikers.
Bernd K. Otto, pensionierter Lehrer und Biologe mit Zweitwohnsitz in Zeitlofs, hält das durchaus für möglich. "Vieles spricht dafür, dass es William Shakespeare ist: Der Zeitpunkt der Veröffentlichung und der Ort des Bildes passen zusammen", sagt er.
Wahrzeichen des Sinngrundes
Sie fragen sich nun, was das mit der regionalen Flora zu tun hat? Welche Verbindung gibt es zwischen Shakespeare und Zeitlofs ? Wenn die Geschichte um den mysteriösen Fund des Botanikers wahr ist, dann wird Shakespeare in Beziehung zu einer Blume gebracht, die es in Deutschland nur an wenigen Stellen gibt. Die Schachblume steht auf der Roten Liste der Pflanzen in Deutschland und darf nicht aus der Natur entfernt oder beschädigt werden. Im Sinntal hingegen - genau flussabwärts von Zeitlofs bis Burgsinn - wächst sie Millionenfach.
Aktuell blüht die Schachblume und zwar nur wenige Tage im Jahr. Ihr einzigartiges, an ein Schachbrett erinnerndes Aussehen lockt viele Pflanzenfans an die Sinn, um die kurze Blüte zu beobachten und zu fotografieren. Bundesweit gibt es e weitere Bestände nur im Bereich der Flussauen von Elbe und Trave.
Schachbrettblüte sehr früh
"In diesem Jahr blühen sie sehr früh. Der März war viel zu heiß", sagt Otto. In seiner Zweitheimat Zeitlofs wachsen die Blumen in seinem Garten, der direkt an der Sinn liegt und im gegenüberliegenden Beet an der Kirchmauer. Dort hat sie Otto zu Anschauungszwecken gepflanzt. "Hier, nur wenige Schritte entfernt, nämlich im Schlossgarten der von Thüngens auf der anderen Seite der Sinn, nahm die Geschichte ihren Anfang", ist sich Otto nach intensiver Recherche sicher. Die Schachblume ist keine endemische Pflanze. Sie wurde etwa ab 1600 von reichen Leuten auf den Frankfurter Messen gekauft und in Lustgärten angepflanzt. Ihr ungewöhnliches Aussehen spricht dafür, dass auch die von Thüngens ein großes Interesse an der Blume hatten, sagt Otto.
Verbreitung entlang der Sinn
Ein weiteres Indiz dafür sieht Otto in der Tatsache, dass es flussaufwärts bei Trübenbrunn, Eckarts und Wernarz keine Vorkommen der Blume gibt. "Über die Jahrhunderte hat das Wasser die Blume mit sich genommen und verbreitet." Die Bedingungen im Sinntal mit mäandrierendem Flusslauf und dem regionalen Klima sind ideal für die Blume, die sich auf nähstoffreichen Feucht- und Nasswiesen wohl fühlt. In wenigen Wochen ist es vorbei, das Schauspiel mit der Fritillaria meleagris.
Davor bietet Otto zusammen mit dem Bund Naturschutz (BN) eine Führung zu den Blumenwiesen an (
siehe Infokasten). Es gibt allerdings Zweifel an der Echtheit des Shakespeare-Portraits. Warum veröffentlicht der Finder des Bildes seinen Fund ausgerechnet in einer englischen Zeitschrift namens "Country Life" und nicht in der Fach- und Weltpresse? Eine schöne Geschichte wäre es jedoch, wenn das Bild tatsächlich den Verfasser von Romeo und Julia zeigen würde. Mit einer Schachblume in der einen und einem Maiskolben in der anderen Hand. Eins steht dagegen ohne Spekulation fest: Shakespeare hat Zeitlofs nie besucht.
Schachblume erleben
Führung Am Sonntag, 30. April, bietet der Bund Naturschutz eine "Frühlingswanderung im Sinntal" an. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Zeitlofser Kirchgarten.