Ein Filmteam dokumentiert den Seligsprechungsprozess für den von den Nazis ermordeten Pater Franz Reinisch. Zu Außenaufnahmen kam es jetzt ins Bad Kissinger Kasernengelände, wo Reinischs Leidensweg begann.
Bei Außenaufnahmen in Bad Kissingen für einen Dokumentarfilm über den von den Nazis ermordeten Pater Franz Reinisch sprach der Postulator für den Seligsprechungsprozess, Professor Dr. Heribert Niederschlag, die Hoffnung aus, schon in zwei bis drei Jahren den Abschlussbericht für die Seligsprechung in Rom vorlegen zu können.
"Der bisherige Verlauf ist eindeutig", meint der Biograph der Lebensgeschichte des Pallottinerpriesters, der in Bad Kissingen den
Fahneneid auf Adolf Hitler verweigerte. "Die Augenzeugenberichte sind unstrittig". Klarheit, Transparenz in den Aufzeichnungen und in der Dokumentation stimmen ihn zuversichtlich. "Ich glaube, dass wir die Besonderheit des Falls, nämlich Gott mehr Gehorsam zu leisten als den Menschen, herausarbeiten können." Pater Reinisch habe sich zwar auch gegen kirchliche Obere gestellt, das aber vielfach und überzeugend als Gewissensentscheidung für Gott begründet, meint der
Moraltheologe der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar.
Der Gedenkstein für Pater Reinisch am Rande des nach ihm benannten Wegs, war die erste Kissinger Station der Filmcrew, die das Leben des "Schönstatt-Märtyrers" dokumentarisch aufbereitet. Auch den Eindruck von der Umgebung der ehemaligen Kaserne, in die Pater Reinisch eingezogen wurde, wollte Angela Marlier, Pressereferentin der Pallottiner und Leiterin des Projekts, einfangen.
Die Dreharbeiten laufen bereits seit einem Jahr: "In der Vergangenheit haben wir die erfreuliche Jugend des Franz Reinisch unter anderem in Innsbruck, Brixen und Bozen dokumentiert. Jetzt beginnen wir hier in Bad Kissingen mit seinem Leidensweg ", meint die gelernte Fernsehredakteurin.
Pfarrer Armin Haas aus Schondra und der Theologe und geistliche Liedermacher Franz-Josef Tremer aus Fuchsstadt freuen sich, dass sich auch einige Mitglieder der Schönstatt-Mannesjugend - im
Schönstatt T-Shirt - eingefunden haben.
"Weite Verehrung" notwendig Tremer hofft, dass sich durch den Film die Verehrung für den Märtyrer über Bad Kissingen und seine sonstigen Wirkungsstätten hinaus noch deutlich steigern lässt. Auch Pfarrer Haas weiß, dass für die Seligsprechung eine "weite Verehrung" eine Rolle spielt.
Der Film soll dazu beitragen, dass der mutige Christ mit dem konsequenten Widerstand gegen den braunen Terror in eine Linie mit Edith Stein, Pater Josef Kentenich und Maximilian Kolbe gestellt wird.
Angela Marlier wünscht hier noch eine neue Kameraeinstellung, führt dort ein Interview und mahnt ein wenig zur Eile. Sie möchte das ehemalige Pater-Reinisch-Tagungshaus der Schönstattbewegung in der Richard-Wagner- Straße noch sehen und dann in der Stadtpfarrkirche das
Erinnerungsmedaillon für den Priester aufnehmen.
Sie hört aber dann doch aufmerksam zu, als Erika Seller aus Hausen, die die Schönstattgruppe aus Bad Kissingen leitet, von dem schweren Unfall ihres Sohnes Toni erzählt, der mit lebensbedrohlichen Verletzungen lange im Koma lag und am letzten Tag einer Gebetsnovene unter Anrufung des Paters Reinisch ein erstes Lebenszeichen erkennen ließ.
Seitdem pflegt Erika Seller die kleine Anlage mit dem Gedenkstein und
sorgt für frische Rosen am Medaillon in der Herz-Jesu Kirche. Dieses Zeichen der Verehrung hat auch der Postulator gewissenhaft notiert.
Der Seligsprechungsprozess von Pater Reinisch Lebensweg Pater Franz Reinisch war der einzige katholische Priester, der den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigerte und deshalb hingerichtet wurde.
Der gebürtige Tiroler wurde 1928 zum Priester geweiht, trat in das Pallottinerkloster in Untermerzbach bei Bamberg ein, fand in Vallendar-Schönstatt seine spirituelle Heimat, predigte als Mitglied der Schönstatt Bewegung die Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens mit den Vorstellungen des Nazi-Regimes. Nach Rede, Predigt und Versammlungsverbot erhielt er 1942 den Stellungsbefehl in die Kaserne nach Bad Kissingen, kam bewusst einen Tag zu spät und erklärte sofort, den
Eid zu verweigern. Er wurde vor das Kriegsgericht gebracht und am 21.8.1942 in Brandenburg-Görden enthauptet. Seine Urne ist in Schönstatt begraben.
Verfahren Die Seligsprechung ist ein kirchenrechtliches Verfahren der römisch-katholischen Kirche, nach dessen Abschluss ein Verstorbener als Seliger bezeichnet und öffentlich verehrt werden darf.
Voraussetzung ist unter anderem das Martyrium (wie bei Pater Reinisch).
Verlauf Auf Antrag der Herz-Jesu-Provinz der Pallottiner hat Stephan Ackermann, der Bischof von Trier am 28. Mai 2013 im Dom zu Trier in einer Zeremonie das Verfahren eröffnet. Als Postulator sammelt Prof. Heribert Niederschlag, emeritierter Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar der Pallottiner, alle Informationen und Aussagen von Zeitzeugen, die nach Prüfung durch Historiker nach Rom zur Entscheidung weitergeleitet werden.
kwv