Die Sternsinger aus Hausen ziehen am Dreikönigstag durch das Dorf. Selbstverständlich ist das nicht. Viel ehrenamtliches Engagement steht dahinter und immer weniger Kinder machen mit.
Hausen — "Angefangen haben wir vor zwölf Jahren, als unsere Kinder Sternsinger waren und uns die Gewänder der Ministranten nicht mehr gefielen", erinnert sich Heidrun Kuklinski. Im Keller von Dagmar Primak hat es angefangen. Da standen zwei Nähmaschinen, das Zimmer wurde über lange Zeit zur kreativen Nähstube und weil kein großer Schneidertisch da war, wurden die Schnittmuster eben auf dem Boden ausgebreitet.
Mit viel Phantasie wurden aus Resten, Mäntel, Umhänge und Krägen geschneidert. Betttücher mussten als Unterkleider herhalten, gespendete Vorhangstoffe wurden zu dekorativen Pelerinen und Schals zu Turbanen.
Den fachmännischen Rat steuerte Marlene Werner bei. Sie ist Schneiderin, ihre Zwillinge waren Ministranten und die wollte sie eben richtig königlich ausstatten. "So bin ich dazugekommen und bis heute bin ich dabei geblieben", meint sie.
Im ersten Jahr waren sechs Gewänder fertig, Jahr für Jahr sind neue dazugekommen und jetzt sind es 35 komplette Dreikönigsgarnituren, die in einem eigenen Schrank im Pfarrheim auf ihren großen Tag warten.
Die Gruppe der befreundeten Frauen, die sich um die Sternsinger kümmern, ergänzt Irmgard Memmel, die als Kosmetikerin gefragt ist, um Louis, oder Julius in den Mohren Caspar zu verwandeln.
"Anfangs mussten wir Pläne machen, welche Gruppe in welche Richtung zum Singen und Sammeln aufbricht", erinnert sich die Organisatorin der Sternsinger.
Immer weniger Ministranten In Hausen habe man 2003 neun Gruppen losschicken können und in Kleinbrach zwei. Das hat sich leider geändert, heute gebe es für jedes Dorf nur noch eine einzige Gruppe.
Für Kleinbrach geht das noch einigermaßen, doch in Hausen kann nur noch der Dorfkern mit Lied, Spruch und Kreidezeichen an der Tür rechnen. "Obwohl die Kinder nach dem Gottesdienst losziehen und bis zum Einbruch der Dunkelheit unterwegs sind", ergänzt Marlene Werner.
Sie begründet das so: "Es gibt immer weniger Ministranten, immer weniger Eltern gehen mit ihren Kindern in die Kirche, wer soll sich da für die Sternsinger interessieren"? "Selbst die
Kommunionkinder kann man nicht mehr motivieren und sind die Jungs oder Mädchen mal zwölf oder 13, wird's schon kritisch mit dem Weitermachen" weiß Heidrun Kuklinski zu berichten. Ein Aufruf im Pfarrblatt in diesem Jahr blieb ohne Echo.
Weite Wege bei Wind und Wetter Die Kinder aber, die zur Kleiderausgabe gekommen sind, freuen sich auf, den Tag, auf den Auftritte in der Kirche, den freundlichen Empfang an den
Haustüren und fühlen sich in ihren Gewändern wie die Könige. So wie die achtjährige Jasmin Rollmann, die erstmals dabei ist. Ihre Freundin Luisa Weiß hat sie überzeugt mitzumachen. "Mein Bruder Julius ist auch dabei", erklärt Luisa bestimmt. "Wir sind eine prima Truppe", ist sie überzeugt.
Selina Zehe und Philipp Albert komplettieren die Häusler Gruppe, die mit Sternträger sogar zu fünft sind.
"Zu einer zweiten Häusler Gruppe hat es nicht gereicht, aber wir schicken doch niemand heim, der mitmachen will", erklärt Heidrun Kuklinski, da ist der vierte "König" eben ein Spendensammler.
Die Gruppe in Kleinbrach besteht aus zwei Brüderpaaren Louis und Hannes Pörtner und Fabian und Nico Hanft. Sind alle angezogen, wird geprobt. Der Spruch und auch der Gesang. Den Text haben alle prima gelernt und der Gesang klappt auch.
Hilfe für Kinder Die Häusler, die königlichen Besuch erhalten, dürfen sich auf aufgeweckte und schön gewandete Weisen aus dem Morgenland freuen, in Kleinbrach werden Caspar Melchior und Balthasar noch an jedem Haus klingeln, ihren Spruch aufsagen, singen und hoffen, dass es in der Sammelbüchse richtig klingelt, oder ein Schein durch den Schlitz geschoben wird.
Dass sie ein gutes Werk tun, davon ist Hannes Pörtner überzeugt "Wir helfen Kindern auf der ganzen Welt" .
Die Kostümprobe ist beendet, die Kinder nehmen ihre Gewänder mit nach Hause. Heidrun Kuklinski ruft der kleinen Jasmin nach: "Lass Deinen Mantel nicht am Boden schleifen um, sonst muss ihn die Mama noch mal waschen".