Eltern beschweren sich in sozialen Netzen über unzumutbare Zustände. Wir waren bei Kontrollen dabei: Kein Bus war überfüllt, aber Stehplätze sind laut Betreiber erlaubt.
Immer wieder tauchen in sozialen Netzwerken Diskussionen über die Beförderung von Schülern auf: Busse kämen schon voll besetzt in ihrem Ort an, Kinder müssten vorne beim Busfahrer stehen, berichtet eine Mutter aus der Gemeinde Oberleichtersbach, die nicht namentlich genannt werden möchte. Bis zu 30 Kinder müssten während der Fahrt in die Schule stehen. Viele überfüllte Linien werden genannt: Von Oberleichtersbach nach Bad Brückenau, von Bad Kissingen nach Münnerstadt zum Berufsbildungszentrum oder von Euerdorf und Oberthulba nach Hammelburg. "Unsere Kinder werden schlechter transportiert als Tiere", schreibt eine andere Mutter. Und ein Vater meint: "Es wird viel zu wenig kontrolliert...Es muss erst etwas passieren." Wir sind den Vorwürfen nachgegangen...
In den ersten Wochen und Monaten des Schuljahres kontrollieren Beamte der Verkehrspolizeiinspektion Schweinfurt-Werneck vor allen größeren Schul-Standorten. Zwischen 7 und 8 Uhr standen sie auch in diesem Herbst in der Hammelburger Von-der-Tann-Straße, am Berliner Platz in Bad Kissingen oder am Bad Brückenauer Schulzentrum. Das Zählen begannen sie allerdings in keinem einzigen Fall, denn: "Man sieht ja, dass die Zahl der Stehplätze längst nicht ausgenutzt ist", verweist einer der Beamten auf die zugelassenen Plätze: Ein Schild weist etwa bei einem mittelgroßen Bus 58 Stehplätze aus, also sogar einen mehr als Sitzplätze. Deshalb konzentrieren sich die Polizisten auf anderes: Ist die Tür richtig eingestellt, so dass kein Schüler eingeklemmt wird? Ist der Fahrer fahrtauglich? Sind Erste-Hilfe-Koffer und Rettungshammer an ihren Plätzen?
"Insgesamt positive Bilanz"
"Eine insgesamt positive Bilanz" zieht die Verkehrspolizeiinspektion am Ende der Schulbuskontrollen. In den Landkreisen Haßberge, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und der Stadt Schweinfurt wurden insgesamt 120 Schulbusse kontrolliert. Bei acht kleineren Verstößen wurden Verwarnungen ausgesprochen, in zwei Fällen wurde ein Bußgeld verhängt.
Allerdings entfiel keines der Bußgelder auf den Landkreis Bad Kissingen: Als "sehr erfreulich" fasst die Polizeiinspektion Hammelburg die Kontrolle der 15 Schulbusse dort zusammen, es habe "keine Beanstandungen" gegeben. Auch bei den Kontrollen in Bad Brückenau und Bad Kissingen war die Polizei zufrieden. Und selbst die Busfahrer hatten keine Probleme mit den Kontrollen: "Einige Busfahrer waren sogar froh, dass wir mal da waren", berichtet Olaf Gräf, Mitarbeiter Verkehr bei der Bad Kissinger Polizei.
"Ganz entspannt" sieht auch KOB-Geschäftsführer Claus Schubert solche Kontrollen: "Wir machen ja auch regelmäßig eigene Ausstiegskontrollen", stellt er klar. Auf Grundlage der Schülerzahlen würden die Linien immer wieder angepasst. Alleine in den Altlandkreisen Bad Brückenau und Hammelburg seien jeden Morgen 37 Busfahrer unterwegs, um rund 6000 Schüler zu 16 Schulen zu bringen. "Wir haben nur ganz wenige Elternanrufe", berichtet Schubert aus der Praxis. Dass an Stammtischen oder in sozialen Netzen trotzdem manchmal geschimpft werde, weiß er, aber: "Wir haben einen Beförderungs- und keinen Erziehungsauftrag", verweist er auch auf die Grenzen der Busfahrer. Wenn die zum Beispiel einführen wollen, dass die Schüler nach Alter gestaffelt sitzen, gebe es auch Protest. "Wir können von Euerdorf nach Hammelburg keine Kinder erziehen", sagt Schubert: Oft würden Sitze leer bleiben, obwohl viele Kinder stehen. Auf alle Fälle werde die Stehplatz-Kapazität nie voll ausgereizt, und: "Wenn beim Losfahren auch nur ein Schüler steht, fährt der Bus höchstens 60." Wenn kein Schüler mehr stehen soll, müssten die Kommunen die Linien mit Sitzplatz-Garantie ausschreiben, verweist Schubert auf die Politik.
Laut einer Umfrage der Redaktion bei den 26 Kommunen des Landkreises und dem Landratsamt gibt es eine solche Sitzplatz-Garantie nur in der Gemeinde Burkardroth. Andererseits liegen den Kommunen aber auch kaum Beschwerden vor: "Probleme gibt es keine, Beschwerden der Eltern kommen auch nicht vor", berichtet etwa Tobias Fritzmann vom Markt Zeitlofs. Beim Landkreis gebe es "hin und wieder, insbesondere in den ersten Wochen nach Schulstart" Nachfragen, etwa zur Zahl der Stehplätze.
Neben den überörtlichen Linien, die vor allem Realschulen, Gymnasien oder das Berufsbildungszentrum Münnerstadt bedienen, gibt es jede Menge so genannte frei gestellte Schülerverkehre im Auftrag der Kommunen. Hier ein Überblick auf Grundlage der Rückmeldungen aus den Kommunen auf eine Umfrage: