Die historische Freipumpe an der Unteren Saline war jahrelang defekt - trotz Generalsanierung 2015. Jetzt hat die Staatsbad verschlissene Rückschlagkappen in den Zylindern getauscht und die Kolben neu abgedichtet. Kosten: 24 000 Euro.
Langsam bewegt André Fuchs die Kurbel. Unter ihm, im Innern der historischen Freipumpe , spannt sich ein Seil, welches das Schott aus dem Triebwerkskanal nach oben zieht. Schäumend strömt Wasser aus der Saale in den Kanal ein und rauscht durch die im Durchmesser zwei Meter große Turbine. Die 32 jeweils 30 Zentimeter großen Schaufeln der Turbine setzen sich in Bewegung und treiben das mannshohe Zahnrad, die Pleuel und die Kolbenstangen an - die 1848 errichtete Maschine läuft.
Sofort ist oben ein Gurgeln und Blubbern zu hören. "Das sind die Kolben, die das Wasser ansaugen. Die alten Kollegen haben immer gesagt, dass die Maschine schnauft", erklärt Fuchs. Der gelernte Installateur und Heizungsbaumeister arbeitet inzwischen im Gebäudemanagement der Staatsbad Bad Kissingen GmbH und kümmert sich unter anderem um die Wartung und den Betrieb ddes Industriedenkmals an der Unteren Saline.
Dichtungen aus Spezialleder
Jeden Dienstag nimmt er sie morgens um zehn Uhr in Betrieb. Vorher überprüft der Techniker die beweglichen Teile und fettet sie ein. Danach befüllt er mit einer separaten elektrischen Pumpe die acht Kolben der Anlage mit Wasser, quasi als Starthilfe dafür, dass die Kolben später von allein Wasser ansaugen können. "Wenn die Freipumpe erst einmal angesaugt hat, ist die Tauchpumpe überflüssig", sagt er. Dann bewegt sich die 172 Jahre alte Maschine rein mit Wasserkraft.
Jahrelang stand die Anlage wegen eines Defektes still - und das, obwohl der Freistaat sie erst 2015 für 160 000 Euro generalsaniert hatte. Vor drei Wochen nahm die Staatsbad GmbH die Pumpe wieder öffentlich in Betrieb. Im Frühjahr hatte ein Mühlenbauer die Defekte repariert. "Bauteile, die altersbedingt verschlissen waren, haben wir jetzt ausgetauscht", berichtet Fuchs.
Zum einen wurden die Dichtungen an den acht Kolbenpumpen überarbeitet. Zum anderen mussten die Rückschlagkappen in den Zylindern komplett erneuert werden. Bei den neuen Rückschlagkappen handelt es sich um Spezialanfertigungen aus Edelstahl. An den Dichtflächen kommt ein Spezialleder zum Einsatz, keine Gummidichtung. "Aus denkmalpflegerischer Sicht ist das von Vorteil, weil es früher auch schon aus Leder war", sagt der Techniker. 24 000 Euro hat sich die Kurverwaltung die Reparatur kosten lassen.
Umfangreiches Leitungssystem
Früher wurde die Freipumpe für den Gradierprozess benötigt. Sie pumpte frisch geförderte oder bereits angereicherte Sole in das obere Leitungssystem des Gradierwerks, welches wiederum die Sole zu den Rieselhecken führte.
Außerdem versorgte die Freipumpe das Solereservoir in der Salinenstraße und brachte Süßwasser aus dem Schmückenbrunnen hinter dem Bismarck-Denkmal zum ehemaligen Salinenbad und zur alten Kurwäscherei.