Seit dem Wochenende steht am ehemaligen Raiffeisengebäude in der Premicher Kirchstraße ein Anteilsbarometer.
Nun geht es ans Eingemachte, zeigt sich, wie ernst es die Premicher mit dem geplanten Dorfladen meinen. Denn seit dieser Woche können die Bewohner des größten Ortsteiles des Marktes Burkardroth verbindlich zusagen, mit welchem Geldbetrag sie das Projekt finanziell unterstützen.
Mit der März-Gottesdienstordnung wurde eine Absichterklärung an alle Premicher Haushalte verteilt. Als Mindestbetrag für die Beteiligung an dem Dorfladen sind darauf 200 Euro angegeben. Grenzen nach oben gibt es nicht, lediglich den Hinweis: "Der Betrag muss durch 50 teilbar sein". Bis zum 31. März haben die Premicher nun Zeit, ihre verbindlichen Absichtserklärungen auszufüllen.
Spezielle Boxen stehen bereit
Diese können in einem verschlossenen Umschlag in den Briefkasten des Pfarrbüros eingeworfen oder bei den Metzgereien Krebs und Rüttiger sowie in der Gärtnerei Schäfer abgegeben werden. Entsprechende Boxen werden dort ab kommenden Montag stehen. Zudem nehmen auch die Mitglieder der Projektgruppe "Dorfladen" die Briefkuverts entgegen.
Diese Gruppe besteht aus 22 Einheimischen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten intensiv mit der Entwicklung des Dorfladens befasst haben. Begleitet wurden sie dabei von Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) und dem Unternehmensberater Volker Hahn aus Seßlach, der bereits schon mehrere Dorfläden entwickelt und eröffnet hat.
Werbung von Haus zu Haus
In den nächsten Tagen wollen die Mitglieder der Projektgruppe auch durchs Dorf von Haus zu Haus gehen und persönlich für die Anteilszeichnung werben. "Dabei wollen wir auch die Fragen der Bewohner zum Vorhaben beantworten. Wir haben die Straßenzüge entsprechend aufgeteilt", erklärt der Gemeinderat und Ortsreferent Mario Krebs, der der Projektgruppe ebenfalls angehört.
Parallel dazu haben er und seine Mitstreiter vor dem ehemaligen Raiffeisengebäude in der Kirchstraße ein Anteilsbarometer aufgestellt. Daran lässt sich ablesen, wie viele Einlagen die Premicher inzwischen gezeichnet haben. Aktuell sind das 25 000 Euro. "Das sind die Zusagen, die wir bis jetzt bekommen haben", erklärt Krebs. Dazu gehören auch die Spenden der örtlichen Vereine.
80 000 Euro als Grundstock
Doch das Barometer zeigt auch an, wie viele Einlagen noch benötigt werden. Rund 80 000 Euro müssen die Bewohner des 1140-Seelen-Dorfes zusammenbekommen, damit das Projekt umgesetzt werden kann. "Das ist unser Grundstock", betont der Ortsreferent. Geplant ist, das alte Raiffeisengebäude abzureißen und durch einen zeitgemäßen Neubau zu ersetzen. Ursprünglich sollte das bestehende Gebäude, in dem sich bis vor Kurzem noch eine Filiale der Raiffeisenbank befand, umgebaut werden.
Jedoch wären die Kosten von rund 450 000 Euro einfach zu hoch. Das hatte der Burkard-rother Architekt Jürgen Schumann auf der Bürgerversammlung erklärt, die vor vier Wochen stattgefunden hat. Für den Neubau hingegen hat der Planer rund 540 000 Euro Baukosten sowie weitere 70 000 Euro für eine Photovoltaikanlage zur Stromgewinnung auf dem Dach veranschlagt. Wie das finanziert werden soll, steht noch nicht konkret fest. "Entscheidend ist, wie viel Geld die Premicher jetzt einzahlen", betont Mario Krebs.Doch wie schaut es mit deren Bereitschaft aus? Wollen sie den Bau des Dorfladens wirklich unterstützen? Fragt man im spontan Dorf nach, bekommt man durchweg positive Rückmeldung. "Ich finde die Idee vom Dorfladen gut", sagt Silke Seufert. Schließlich gebe es in Premich kaum noch Einkaufsmöglichkeiten. Vor etwa 40 Jahren hatten die Premicher und Steinberger sechs Lebensmittelgeschäfte, zwei Bäckereien und zwei Metzger, zwei Bankfilialen und eine Post.
Letzter Bäcker hat zugemacht
Lediglich die beiden Metzgereien sind heute davon übrig. Denn am 1. März hat auch noch die Bäckerei Wehner in der Kirchstraße zugemacht. Parallel dazu gibt es die Befürchtung, dass zum Jahresende auch noch die Metzgerei Rüttiger aus Altersgründen schließt. "Man muss mittlerweile wegen jeder Kleinigkeit, die man braucht, woanders hinfahren", sagt Silke Seufert, die im Premicher Ortsteil Steinberg wohnt. "Wenn es den Dorfladen gibt, dann kann ich auch mal die Kinder zum Einkaufen schicken", nennt die 42-Jährige einen weiteren Vorteil. Deshalb sei sie persönlich bereit, Anteile zu zeichnen.
Der Premicher Alfons Schlereth will nicht nur finanziell, sondern auch beim Bau des Dorfladens helfen. Schließlich sei dieser wichtig. "Weil man dann wieder einen Anlaufpunkt hat. Außerdem ist er gut für unsere Dorfgemeinschaft ", fügt der 64-Jährige hinzu. Schlereth schätzt, dass etwa 70 Prozent der Bewohner für den neuen Dorfladen sind. "Etliche werden bestimmt beim Bau helfen."
Auch Thomas Schäfer, der in Premich die Gärtnerei betreibt, hat in Gesprächen viele positive Reaktionen erfahren. "Aber jetzt wird sich herauskristallisieren, wer es wirklich Ernst meint", sagt er. Und an die Zweifler gewandt, appelliert er: "Man sollte der Sache eine Chance geben".