Romantisch und bewegend

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Radka Loudova-Remmler. Peter Klopf
Radka Loudova-Remmler. Peter Klopf

Liederabend bei den jüdischen Kulturtagen

Kurt Weil, Kurt Tucholsky, Arnold Schönberg und Gustav Mahler - die Namen, die Musik oder Texte, kennt man. Dass sie Juden waren, die unter dem heraufziehenden Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts leiden mussten, weiß nicht jeder. Die bekannte Sängerin Radka Loudová-Remmler(Sopran) und ihr Ehemann Fridolin Remmler (Klavier) hatten speziell für die "Jüdischen Kulturtage" bei einem Liederabend im Weißen Saal des Regentenbaues ein Programm mit Werken jüdischer Komponisten und Autoren aus der Zeit zwischen 1870 und 1930 zusammengestellt.


Spannungsvolle Zeiten

Diese Zeit war für die jüdische Bevölkerung in Deutschland und Österreich von besonderer Bedeutung. Im Spannungsfeld zwischen Emanzipation und Antisemitismus, Assimilation und Ausgrenzung bewegten sich auch die Komponisten und Autoren des Liederabends. Im ersten Teil des Konzertes erklangen eingängige Lieder und Songs von Kurt Weill und Kurt Tucholsky. Von Weill, der in Dessau in einem orthodoxen jüdischen Elternhaus groß wurde, sich als Student von dieser jüdischen Sozialisation befreite, im Exil aber wieder auf neue Weise zu seinen jüdischen Wurzeln zurückfand, erklangen Vertonungen von Gedichten Bertolt Brechts, Erich Kästners und Walter Mehrings.


Berührende Balladen

Kurt Tucholsky war nicht nur ein Textdichter, sondern auch als Komponist aktiv. Radka Loudová-Remmler hatte die berührende "Ballade von der Fischersfrau" ausgewählt, um ihn vorzustellen. Der zweite Teil des Konzertes führte dann mit spätromantischer Musik in eine ganz andere Welt. Zunächst standen drei frühe Lieder von Arnold Schönberg nach Texten von Paul Heyse und Richard Dehmel auf dem Programm, in denen sich der spätere Zwölfton-Komponist noch ganz in harmonischen Bahnen bewegt und eine große Nähe zu Johannes Brahms und Richard Wagner aufweist.


Sicher auch im piano

Einen Höhepunkt bildeten dann die großartigen Liedvertonungen Gustav Mahlers nach Texten von Friedrich Rückert sowie aus der Volksliedersammlung "Des Knaben Wunderhorn". Radka Loudová-Remmler bestach durch ihre hervorragende Sopran-Stimme und dem besondere Timbre, welches darin liegt. Beeindruckend, wie sie in den hohen Tonlagen selbst noch im "piano" brillierte. Die anspruchsvollen Texte und die nicht minder gehobenen Melodien der Kunstlieder stellten sehr hohe Ansprüche an sie und ihre Stimme.


Optimaler Begleiter

Radka Loudová-Remmlerimmer, mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, arbeitete die hohen Anforderungen filigran in einer Meisterhaftigkeit und einzigartigen Brillanz ab und ließ den Abend zu einem Erlebnis werden. Fridolin Remmler war am Flügel der optimale Begleiter. Dezent, einfühlsam und passgenau begleitete er seine Gattin.
Dritter im Bunde war Hans-Jürgen Beck. Er ist für die Programmgestaltung der jüdischen Kulturtage verantwortlich. Mit fachkundigen und spannenden Einführungen ließ er das Leben und Wirken der jüdischen Komponisten und Autoren vor den geistigen Augen der Zuhörer Revue passieren, um im Umkehrschluss aufzuzeigen, dass Vorurteile, Weltanschauungen und Glauben nicht wichtig sind. Einzig und allein ausschlaggebend - das beweisen immer wieder die "Jüdischen Kulturtage" - ist der Mensch und das friedliche und gemeinsame Miteinander. Eine Erkenntnis, die in der heutigen unfriedlichen Welt die oberste Maxime sein müsste.