Die Hospitäler in Bad Kissingen und Hammelburg sollen einen neuen Eigentümer bekommen: Fresenius Helios. Während Betriebsratsvorsitzender Andreas Hämel relativ gelassen reagiert, ist die Belegschaft besorgt.
Neun Jahre nach dem Einstieg der Rhön-Klinikum AG bekommen das St. Elisabeth Krankenhaus in Bad Kissingen und die kleine "Schwester" vorbehaltlich der Zustimmung durch das Kartellamt eine neue "Mutter". Beide gehören zu den 43 Häusern, die Fresenius Helios erwerben will.
Das bestätigte Unternehmenssprecherin Kristin Brunner. Für die Mitarbeiter - 430 in Bad Kissingen und 70 in Hammelburg - ändere sich dadurch nichts. Es gebe auch keinen Standortwechsel.
Die Bad Neustädter Häuser würden in der Rhön-Klinikum AG verbleiben.
"Laufen ganz normal weiter" En anderer Sprecher der Rhön-Klinikum AG sagte: "Nach derzeitigem Kenntnisstand" gebe es keine Veränderungen. Die beiden Krankenhäuser mit zusammen 310 Betten liefen "ganz normal weiter." Die Transaktion wurde kurz vor 1 Uhr publik.
Die Belegschaft sei um 7 Uhr per E-Mail darüber in Kenntnis gesetzt worden. Es habe Aushänge gegeben und Betriebsversammlungen. O-Ton: "Wir haben eine lange Nacht hinter uns."
Der Belegschaft wurde versichert, sie werde über alle wichtigen Fragen "offen, direkt und transparent" informiert.
Nach Angaben von Silke Schmiedel (Fresenius) werden sie in die Fresenius-"Tochter" Helios Kliniken GmbH (Berlin) eingegliedert.
Helios-Specherin Constanze von der Schulenburg sagte, "im Moment tut sich überhaupt nichts." Vorerst werde alles beim Alten bleiben, es gebe keinerlei Änderungen oder gar Schließungspläne.
Die Geschäftsführung des "Eli" äußerte sich nicht.
Gemeinsam mit der Gewerkschaft Seit 16 Jahren ist Andreas Hämel Betriebsratsvorsitzender.
Er zeigte sich überrascht, "dass das so schnell gegangen ist." Er hatte eigentlich erst für 2014 mit dem Verkauf gerechnet. Andreas Hämel geht davon aus, dass es wohl einen neuen Tarifvertrag nach Vorgaben von Helios geben wird. "Es wird wird uns auf jeden Fall nicht schlechter gehen. Das werden wir zusammen mit der Gewerkschaft erkämpfen."
Er sehe die Transaktion relativ gelassen. Schließlich sei das St.
Elisabeth-Krankenhaus 2004 schon einmal verkauft worden. Da habe man Erfahrungen gesammelt, sagte der Pflegerische Leiter der Intensivstation.
In der Belegschaft gebe es Verunsicherung. Viele sorgten sich, wie es jetzt weiter gehe.
Andreas Hämel hält den Ball flach. Noch sei offen, wann der Verkauf wirksam werde. Dann beginne eine einjährige gesetzliche Veränderungssperre. Damit habe man genug Zeit, Schritt für Schritt Neuerungen zu erörtern.
Die Belegschaft habe mit Verdi sehr gute Erfahrungen gemacht, der Organisationsgrad sei mit rund 40 Prozent relativ hoch.
Klagen über das Betriebsklima Die Nachricht vom Verkauf der Kliniken in Bad Kissingen und Hammelburg durch die Rhön-Klinikum AG an Fresenius-Helios, stößt im Umfeld der Angestellten auf Kritik.
Von den Mitarbeitern will sich namentlich niemand zu der Übernahme äußern, aus Angst vor Konsequenzen und aus Sorge um den eigenen Arbeitsplatz.
Eines wird aus den Gesprächen deutlich: Ein gutes Arbeitsklima schaut anders aus. "Die Stimmung ist wirklich mies", sagt Petra X. (alle Namen geändert,
Anm. d. Red.), Mitarbeiterin im Elisabethkrankenhaus.
Seit der Übernahme durch Rhön-Klinikum 2004 sei das Arbeitsklima unter den Kollegen immer schlechter geworden. Outgesourcte Abteilungen, schlechte Bezahlung, viele Überstunden, hoher Druck und unkollegialer Umgang, so lauten einige Vorwürfe gegen den Arbeitgeber. X. kann sich nicht vorstellen, dass die Übernahme durch den nächsten Großkonzern etwas verbessert. "Bei Fresenius ist es genau das gleiche Prinzip. Und es gibt immer noch eine Steigerung.
Das wird für uns noch schlimmer, mit Sicherheit", resigniert sie.
Xaver Z. hat 2004 seinen Job verloren und denkt, dass mittel- und langfristig auch diesmal Stellen abgebaut werden. "Das geht garantiert munter weiter", mutmaßt er. Als Angestellter - noch dazu mit befristetem Vertrag - habe man keine Chance. "Das sind ein paar Großkonzerne, die den Markt unter sich aufteilen", meint der ehemalige Klinik-Angestellte.
Geschichte Die St. Elisabeth Krankenhaus GmbH betreibt mit dem "Eli" das größte Krankenhaus der Grund- und Akutversorgung im Landkreis. Gegründet wurde es 1949 von der Kongregation der Elisabethinerinnen. 1966 wurde der Neubau am Ballinghain errichtet. Seit 1993 gibt es die GmbH. Das Bettenhaus wurde 1999 bis 2004 saniert. 2004 kaufte die Rhon-Klinikum AG das Unternehmen. Dazu gehört seit 2007 auch das Hammelburger Krankenhaus.
2008 wurden dort eine Portal-Klinik errichtet und der Altbau abgerissen. Geschäftsführer sind André Exdt und Marcus Plaschke.
Fresenius Die Fresenius SE & Co. KGaA ist ein Medizintechnik- und Gesundheitsunternehmen in Bad Homburg. Vor einem Jahr ist der Versuch gescheitert, die Rhön-Klinikum AG zu übernehmen.
Die Fresenius-Tochter Helios Kliniken GmbH (früher Fulda, jetzt Berlin) betreibt 63 Häuser mit mehr als 18.500 Betten. Zur Helios-Kliniken-Gruppe gehören insgesamt 74 Kliniken. Helios versorgt stationär jährlich rund 780.000 Patienten, verfügt über mehr als 23.000 Betten, hat 43.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2012 einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro. Quelle: Wikipedia.
Interessant wäre doch die Frage, waren bei der der Übernahme des "Eli" durch das Rhönklinikum auch öffentliche Mittel im Spiel, sei es um es lukrativ zur Übernahme zu machen, oder weiterhin als Zuschuss für die klinische Nahversorgung? Wer hätte dann den alleinigen Nutzen aus dieser Fusion?