Das Biosphärenreservat Rhön darf den prestigeträchtigen Unesco-Titel weiter führen. Die Natur im "Land der offenen Fernen" bekommt jetzt außerdem noch mehr Platz: Das Schutzgebiet wird größer.
von unserem Redaktionsmitglied
Thomas Ahnert und dpa
Bad Kissingen/Jönköping — Das Biosphärenreservat Rhön behält seinen Unesco-Status und wächst deutlich. Der internationale Koordinierungsrat der UN-Sonderorganisation hatte am Donnerstag im schwedischen Jönköping grünes Licht für die Ausweitung des bayerischen Teils um rund 58 000 Hektar gegeben, wie die Unesco mitteilte.
Damit ist die Modellregion im Dreiländereck von Bayern, Hessen und Thüringen rund 240 000 Hektar groß. Außerdem bestätigte das Gremium die Evaluierung des Gebiets und damit den Titel als Biosphärenreservat, wie ein Mitarbeiter des Bundesumweltministeriums bestätigte. Formal mussten die Beschlüsse noch mit der Annahme eines Abschlussberichts am Freitag bestätigt werden.
"Mit der Erweiterung des Biosphärenreservats bewahren wir die einzigartige Kulturlandschaft der Rhön auch zukünftig als Aushängeschild für Naturschutz, Öko-Tourismus und Bildung für nachhaltige Entwicklung», erklärte Bayerns Umweltminister Marcel Huber (CSU). Bundesweit gibt es 15 von der Unesco anerkannte Reservate, die Modellregionen für Nachhaltigkeit sein sollen.
Sie müssen bestimmten Kriterien entsprechen und dies alle zehn Jahre in einem Rechenschaftsbericht nachweisen.
"Die Initiative zur Erweiterung ist eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes im Herzen Deutschlands", erklärte Wolfgang Fremuth vom Verein RhönNatur. Beim Start im Jahr 1991 sei die Skepsis in der Rhön allerdings noch so groß gewesen, dass einige Gemeinden nicht in das Biosphärenreservat integriert werden wollten.
Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz belegen Umfragen heute eine große Zustimmung für das Reservat - auch weil es Arbeitsplätze schaffe.
Für Landrat Thomas Bold (CSU) ist die Entscheidung von Jönköping in doppelter Hinsicht eine gute Nachricht, wenn auch nicht ganz überraschend: "Sie war ja auf fachlicher Ebene bereits vorbereitet, und die bereits ausgesendeten Signale haben dazu gepasst.
So hatten wir die begründete Hoffnung, dass die Entscheidung so fallen würde, wie sie auch gefallen ist."
Es sei sehr wichtig gewesen, dass die Anstrengungen der letzten beiden Jahre an ihr Ziel gekommen seien und jetzt Rechtskraft bekämen. Damit seien auch die Befürchtungen, die durch das alle zehn Jahre durchgeführte Evaluierungsverfahren entstanden seien, gegenstandslos geworden.
Bold: "Was moniert worden war, war, dass die Kernzonen noch nicht nachgewiesen waren." Das sei im letzten Jahr mit der Erweiterung geschehen. Die Erweiterung, die jetzt verhandelt wurde, wird erst bei der Evaluierung in zehn Jahren eine Rolle spielen: "An dieser Front ist erst einmal Ruhe."
Neue Situation für SuedLink Genauso wichtig ist für Bold, dass die Entscheidung die Position des Kreistages in der SuedLink-Debatte
stärkt. Als Tennet die Planung für die Stromtrasse aufnahm, war der Erweiterungsantrag noch nicht gestellt. Bei dem Netzinvestor ist man also von der Gebietskulisse von 1991 ausgegangen: "Dort muss man jetzt abwägen, dass die Trasse mitten durch Kernzonen geht. Damit erhöht sich der Raumwiderstand, weil die benötigten Flächen einer ganz anderen Kategorie angehören.
Kernzonen durfen durch Maßnahmen wie den Freileitungsbau nicht nachhaltig geschädigt werden."
In den nächsten Tagen fällt in Berlin die Entscheidung, ob an SuedLink festgehalten werden soll. Bold: "Wenn ja, dann ist die Entscheidung aus Jönköping die Stärkung unserer Rechtsposition."
Der Landrat weiß natürlich, dass in diesem Fall der glückliche Zufall wieder einmal Schicksal gespielt hat: "Als wir 2012 den Erweiterungsantrag
gestellt haben, haben wir noch nichts von SuedLink und der Trassenführung gewusst." Aber, so Bold weiter, "wenn die Trasse eines Tages gebaut wird, ohne die Rhön zu tangieren, wird das erweiterte Biosphärenreservat ein wesentlicher Grund sein, dass das gelingt."