Revolution über der Stadt

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Spectaculum brachte "Les Miserables" von Victor Hugo auf die Hammelburger Schlossbühne. Hier eine Szene mit dem Liebespaar Marius (Sebastian Fickert) und Cosette (Sandra Eichelbrönner-Fickert).Fotos: Doris Bauer
Spectaculum brachte "Les Miserables" von Victor Hugo auf die Hammelburger Schlossbühne. Hier eine Szene mit dem Liebespaar Marius (Sebastian Fickert) und Cosette (Sandra Eichelbrönner-Fickert).Fotos: Doris Bauer
Die Revolutionäre entschließen sich zum Barrikaden-Kampf.
Die Revolutionäre entschließen sich zum Barrikaden-Kampf.
 
Der frühere Galeeren-Sträfling Jean Valjean (Klaus Dittmann/links) und sein Widersacher Javert (Horst Sollfrank).
Der frühere Galeeren-Sträfling Jean Valjean (Klaus Dittmann/links) und sein Widersacher Javert (Horst Sollfrank).
 
Die schwer kranke Fantine (Anne Rauschmann) wird im Hospital behandelt
Die schwer kranke Fantine (Anne Rauschmann) wird im Hospital behandelt
 
Das andere Ende - nicht ganz werkgetreu - dafür ein Happy End mit Hochzeit
Das andere Ende - nicht ganz werkgetreu - dafür ein Happy End mit Hochzeit
 
Das Straßenkind Gavroche (Claudia Albrecht-Schübel).
Das Straßenkind Gavroche (Claudia Albrecht-Schübel).
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Franken und Frankreich - das passt. Die Hammelburg Spielgruppe Spectaculum versucht das Paris des 19. Jahrhunderts auf die Freilicht-Bühne von Schloss Saaleck zu transformieren. Das ist mutig, aber erfolgreich.

"Les Miserables" von Victor Hugo ist ein anspruchsvolles Stück. Politisch ambitioniert, gesellschaftskritisch. Aber Regisseur Werner Bergmann schaffte den Spagat, ließ 25 Personen zu einer Einheit verschmelzen. Liebe und Intrige. Hass und Leidenschaft. Gefühls-Welten, die gekonnt verwoben wurden vor historischer Kulisse, die den perfekten Rahmen gab für diesen Klassiker.
Zum 25-jährigen Bühnen-Jubiläum hatte die Hammelburger Schauspiel-Truppe etwas Besonderes bieten wollen - es ist gelungen.

Die Akteure bezeichnen sich als Laien. Eine Untertreibung. Weil das Stück professionell gelebt und umgesetzt wurde. Mimik, Kleidung, Requisite, Technik - und schauspielerisches Können. Ein Augenschmaus. Gar spektakulär war der Barrikaden-Kampf der Revolutionäre. Schüsse hallten hinunter ins Saaletal, Rauchschwaden zogen durch historische Gemäuer. Der minutenlange Applaus von vollen Rängen war berechtigt. Dass eine nebenan feiernde Hochzeits-Gesellschaft ein Feuerwerk startete, machte die zauberhafte Atmosphäre an einem lauen Sommerabend perfekt.

Stete Herausforderung

"Routine ist gefährlich", sagt Werner Bergmann unmittelbar vor Beginn. Natürlich hat der Regisseur Recht. Weil Routine keinen Raum für Abenteuer lässt. Aber das wissen auch die Künstler. "Wenn man sich sicher ist, wird es nichts. Das ist jedes Mal eine neue Herausforderung. Und auch das Publikum ist immer anders", sprudelt es aus Claudia Albrecht-Schübel, die zusammen mit ihren Kollegen den Augenblick genoss, ehe es ans Aufräumen ging. Auch das macht die Truppe aus. Anpacken, wo es nötig ist. Disziplin eben. Viel harte Arbeit haben die Künstler hinter sich. Seit April wurde zweimal die Woche geprobt. In der Halle, später auf Schloss Saaleck. Oft war es nass und kalt. Aber je mehr sich der Tag der Premiere näherte, umso größer wurde die Motivation. "Und wenn der Herr Bergmann sagt, das klappt, dann klappt das auch. Das ist ein Genie mit großer literarischer Kompetenz. Der kitzelt alles aus uns raus", sagt Claudia Albrecht-Schübel.

Bergmanns Kreativität zeigte sich in vielen Facetten. Wenn zwei Gitarren-Spieler die Handlung unterstützen mit "Dead or alive" von Bon Jovi. Wenn der Berliner im Ensemble auch berlinern darf. Wenn die Bettler und Kriminellen Gossensprache benutzen dürfen. Authentizität funktioniert auf vielen Ebenen. "Ohne die Unterstützung meiner Frau Gertrud könnte ich das alles nicht stemmen. Dass sie ebenfalls bei Spectaculum ist, ist natürlich ideal für das Familien-Leben", sagt Werner Bergmann, der erst bei der Generalprobe das erste Mal alle Akteure zur Verfügung hatte. Und selbst dann entspannt blieb, als noch einige Szenen umgestellt wurden. Der Deutsch-Lehrer ist das künstlerische Super-Hirn, setzt aber auf Teamwork. Vertraut seinem Ensemble.

Witzig, dass das klassische Stück endete mit "Tage wie diese" von den "Die Toten Hosen". Klasse, dass es Tage wie diese noch zweimal geben wird. Bei weiteren Vorstellungen am 12. und 13. Juli auf Schloss Saaleck.