Promillelabor für Bayerns Polizei

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Dr. Magnus Jezussek leitet das Landesinstitut für Rückstände, Kontaminanten und Bedarfsgegenstände. Bis 2025 werden 40 seiner Mitarbeiter im Neumannflügel arbeiten.
Dr. Magnus Jezussek leitet das Landesinstitut für Rückstände, Kontaminanten und Bedarfsgegenstände. Bis 2025 werden 40 seiner Mitarbeiter im Neumannflügel arbeiten.
Martina Junk, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)

Demnächst nimmt das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit die Labore im Neumannflügel in Betrieb. Die Mitarbeiter analysieren hier später Produkte auf Schadstoffe und bestimmen den Blutalkoholpegel von Autofahrern.

45 Labore des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entstehen aktuell im Neumannflügel am Kurgarten. Die Aufgabe von Dr. Magnus Jezussek wird es sein, sie nach und nach mit Leben zu füllen und den Laborbetrieb in der Bad Kissinger Dienststelle aufzubauen. Er leitet das "Landesinstitut für Rückstände, Kontaminanten und Bedarfsgegenstände", eine von vielen Abteilungen des LGLs. Das Landesinstitut wird einen Teil seiner Arbeit nach Bad Kissingen verlagern. "Im Neumannflügel wollen wir unser Non-Food-Zentrum ansiedeln", sagt der Lebensmittelchemiker.

Das Landesinstitut ist die zentrale Stelle, an der Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände und Wasser auf schädliche Stoffe und Bestandteile hin analysiert werden. Im Non-Food-Zentrum prüfen die Mitarbeiter die verschiedensten alltäglichen Bedarfsgegenstände.

"Wir untersuchen ob die Gegenstände für Verbraucher sicher sind oder ob von ihnen eine Gefahr ausgeht", erklärt Jezussek. Das können Weichmacher oder Schwermetalle in Spielzeugen sein, Schadstoffe in Melamin- und Bambus-Geschirr, Dispersionsfarben in Textilien, allergieauslösende Duftstoffe in Kosmetika und Reinigungsmitteln.

Die Palette der zu prüfenden Gegenstände geht weiter bis zu Zigaretten, Wasserpfeifentabak, E-Zigaretten und Tätowierfarben. Sind die Inhaltsstoffe korrekt deklariert, werden die Grenzwerte eingehalten, besteht das Risiko dass der Körper schädliche Substanzen aufnimmt? Mit solchen Fragen haben es die Mitarbeiter im Non-Food-Zentrum zu tun. Das Landesinstitut führt hier auch Analysen für die Gewerbeaufsicht zur Marktüberwachung aus.

"Wir untersuchen zum Beispiel, ob inzwischen verbotene Substanzen weiter eingesetzt werden oder nicht", sagt er. Bei den Produkten handelt sich um ganz normale Ware, die im Handel erhältlich ist. Kontrolleure der Landratsämter gehen überall in Bayern in Geschäfte, ziehen Stichproben und schicken sie zur Prüfung ein. Welche Produkte geprüft werden sollen, legt in der Regel das LGL vorher fest. "Die Landratsämter haben zudem ein freies Kontingent, das sie nach eigenem Ermessen vergeben können", sagt Jezussek.

Hier werden die Promille gemessen

Die Produktprüfungen sind ein Teil der Arbeit, die künftig im Neumannflügel erledigt wird. Darüber hinaus wird das LGL die Blutalkoholuntersuchungen für die bayerische Polizei dorthin verlagern. Erwischt die Polizei einen alkoholisierten Autofahrer und ordnet eine Blutentnahme an, ist die Chance groß, dass der Promillewert anschließend in Bad Kissingen bestimmt wird.

Die Alkohol-Kontrollen der Polizei und die Arbeit des Blutalkohol-Labors des LGLs seien ein wichtiger Beitrag zur Prävention von Alkohol-Missbrauch. 15 619 Proben von 14 419 Probanden hat das Labor vergangenes Jahr untersucht. Bis 2025 sollen 40 Beschäftigte in den Laboren tätig sein, die ersten Mitarbeiter kommen nächstes Jahr.

"Wir gehen davon aus, dass Mitte nächsten Jahres die Übergabe des Gebäudes stattfindet", sagt der Leiter des Landesinstituts für Rückstände, Kontaminanten und Bedarfsgegenstände. Die Produktprüfungen und Blutalkoholuntersuchen werde bisher an den LGL-Standorten in Erlangen und Oberschleißheim erledigt. In Bad Kissingen wird der Bereich zum Non-Food-Zentrum zusammengefasst.

Erste Einheit: Elementanalytik

"Der Personalaufbau funktioniert natürlich nicht auf einen Schlag. Wir werden mindestens bis 2024 brauchen, um alles umzusetzen", sagt Jezussek. Sondern Schritt für Schritt. Das Team für Bad Kissingen wird neu aufgebaut, das heißt zum Beispiel, immer wenn in den entsprechenden Laboren Stellen frei werden, werden diese für Bad Kissingen ausgeschrieben und besetzt. Erst wenn eine Einheit komplett ist, zieht sie an den neuen Standort.

Als erste Einheit soll die Elementanalytik den Betrieb aufnehmen. "Das Grundteam soll die Messtechnik aufbauen", erklärt der Abteilungsleiter. Die werde später für viele Aufgabenbereiche benötigt. Er geht davon aus, dass auch das Labor für die forensischen Blutalkohol-Analysen bereits im nächsten Jahr in den Neumannflügel zieht. Jezussek hat bislang einen positiven Eindruck von der künftigen Dienststelle. Dadurch dass der Neumannflügel für den Umbau zum Labor komplett entkernt und neu aufgebaut wurde, erhält das LGL "ein funktionales, modernes Laborgebäude in einer alten Fassade". "Für die Kollegen wird das toll", findet Jezussek.

Im an den Neumannflügel anschließenden Kurhausbad sind aktuell laut LGL bereits 50 Mitarbeiter beschäftigt. Im Kurhausbad sind die Büros untergebracht. Dort sind unter anderem das neu geschaffene Institut für Kurortmedizin und Gesundheitsförderung angesiedelt, der Bereich Förderwesen, sowie das Bayerische Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG).