Pater Raja gefällt es hier

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Nach seinem Aufenthalt in Deutschland kehrt Pater Raja wieder nach Indien zurück. Foto: Björn Hein
Nach seinem Aufenthalt in Deutschland kehrt Pater Raja wieder nach Indien zurück. Foto: Björn Hein

Der Geistliche aus Indien hat sich in Bad Bocklet gut eingelebt. Jetzt kehrt er wieder in seine Heimat zurück, um sich um sein Kinderheim zu kümmern.

Savarimuthu Arockiaraj gefällt es in Deutschland außerordentlich gut. Zur Zeit befindet er sich in Bad Bocklet. Nun mögen sich einige fragen: wer ist Arockia Raj eigentlich? Ganz einfach: es ist der Geburtsname von Pater Raja, der im Moment in der Pfarreiengemeinschaft "Heiliges Kreuz Bad Bocklet" die Urlaubsvertretung von Michael Kubatko übernommen hat.
"Als ich nach Deutschland kam, musste ich mir einen einfacheren Namen einfallen lassen als meinen indischen", lacht
er - und da ist er auf den Namen "Raja" gekommen. "Ich habe hier viele Freunde gefunden und freue mich auch unter dem Jahr schon immer darauf, wieder nach Deutschland zu kommen und hier Urlaubsvertretung zu sein", sagt Pater Raja.
Nach Deutschland kam er erstmals im Jahr 1996, wobei er in sechs Monaten in einem intensiven Kurs die deutsche Sprache lernte. Dabei war er schon in vielen Teilen der Welt als Priester tätig: von 2004 bis 2007 beispielsweise in Daressalam in Tansania, wo der polyglotte Pater ganz nebenbei auch Kisuaheli lernte. Doch in Deutschland gefällt es ihm ganz besonders gut, besonders die lokalen Speisen haben es ihm hier angetan. "Ich mag sehr gerne Schweinebraten mit Klößen, das ist so etwas wie mein Lieblingsessen geworden", erklärt er.


Ein Leben für das Kinderheim

Wenn er über Indien erzählt, so tut sich eine ganz andere Welt auf. In Cuddalore leitet er ein Kinderheim, das ihm sehr am Herzen liegt und für das er lebt. Natürlich ist er auch in Deutschland ständig mit dem Heim in Kontakt, in Zeiten des Internets und von Skype kein Problem.
Wenn man ihm beim Erzählen so zuhört, so kann man von vielen Religionen erfahren, die dort ausgeübt werden. Neben Hindus gibt es dort auch Christen, aber auch zahlreiche Moslems leben dort ihren Glauben. "Mit den verschiedenen Religionen gibt es keine Probleme. So sind die Konfessionen heute in vielen Dörfern gemischt", sagt der Pater. Auch die konfessionellen Feste feiert man gemeinsam, egal ob nun Hindu, Moslem oder Christ. "Natürlich gibt es auch immer wieder Fanatiker, die ihren Glauben als allein seligmachend etablieren wollen. Diese sind aber zum Glück die Ausnahme", weiß Pater Raja zu berichten.
Überhaupt fällt die offene und lebensbejahende Art auf, die er beim Erzählen an den Tag legt. Denn für ihn ist die Religion als solche nicht so wichtig. "Ich glaube, dass es nur einen Gott gibt. Die Religion ist dabei ein Weg, ihn zu finden, unabhängig davon, welcher Konfession man angehört", so Raja. Deshalb ist es ihm auch nicht wichtig, mit Predigten die Menschen zur christlichen Religion zu bringen. Mit Taten statt Worten versucht er, sein Christsein zu leben und dabei jeden nach seiner Façon glücklich werden zu lassen.


Kinderarbeit an der Tagesordnung

In Indien widmet er sich besonders den Waisen, wie das Anbu-Kinderheim zeigt. Hier werden 20 Kinder, alles Waisen oder Halbwaisen, unterrichtet und erzogen, drei Schwestern kümmern sich um deren Wohlbefinden. Gäbe es das Projekt nicht, so müssten die Kinder auf der Straße leben und arbeiten - Kinderarbeit ist zwar in Indien offiziell verboten, aber immer noch an der Tagesordnung. Hier bei ihm in Cuddalore erhalten die Kinder eine Hausaufgabenbetreuung und Mittagessen, so dass ihnen ein geregelter Tagesablauf ermöglicht wird. Im Kinderheim befindet sich auch eine Kapelle, in der die Kinder beten oder meditieren können. .
Vieles wurde am Kinderheim in den vergangenen Jahren vorangebracht. So wurde ein zusätzlicher Schlafsaal gebaut, damit die Mädchen ihre Privatsphäre haben. Und auch beim Bauen packt der Pater kräftig mit an. So wurde ein Schafstall errichtet, der Platz für 50 Tiere bieten soll.


Auf Spenden angeqwiesen

Von den Spenden, die er aus Deutschland erhalten hat, wurden unter anderem 600 Schulkindern der gesamten Schule eine neue Schuluniform gekauft, außerdem wurde einem Diakon die Priesterweihe finanziert. Aber auch arme Familien wurden mit dem Geld unterstützt.
Auch wenn schon viel erreicht wurde: Pater Raja ist das noch nicht genug: "Ich bin vielen Menschen in den Dörfern begegnet, die dringend medizinische Hilfe benötigen. Insbesondere älteren Menschen, Frauen, Kindern und Schwangere." Um auch diesen helfen zu können, sind einige Anschaffungen im nächsten Jahr geplant. So will der Pater sich einen gebrauchten Van kaufen, um medizinische Hilfe zu den Menschen bringen zu können. Die Medizin erhält er vom staatlichen Klinikum, den notwendigen Rest will er aus Spendengeldern kaufen. "Für Hobbys nehme ich mir eigentlich nie Zeit. Ich bin immer beschäftigt, was aber auch gut ist. Ansonsten würde mir wahrscheinlich langweilig werden." Bis Mitte September wird er noch in Deutschland sein. Dann geht es wieder zurück nach Indien, wo er sich ganz seinem Projekt widmen kann. "Dennoch kehre ich immer wieder gerne zurück. Hier in Deutschland habe ich eine zweite Heimat gefunden und zahlreiche nette Menschen, die mich sehr unterstützen", sagt Pater Raja.
Wer sich selbst ein Bild vom Waisenhaus machen will, der kann dies unter www.vanakkam-cuddalore.de tun. Für das Waisenhaus wurde auch ein Spendenkonto eingerichtet: Volksbank Weinheim, IBAN DE 94 6709 2300 0007 1345 09.