Papstrücktritt kam wie Blitz aus heiterem Himmel

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Im September 2012 besuchte eine große Delegation aus Unterfranken Papst Benedikt XVI. in Rom.
Im September 2012 besuchte eine große Delegation aus Unterfranken Papst Benedikt XVI. in Rom.

Die Ankündigung von Benedikt XVI., sein Amt aus gesundheitlichen Gründen aufzugeben, ist auch im Landkreis Bad Kissingen eingeschlagen wie eine Bombe. Zunächst glaubten viele, es handele sich um einen Faschingsscherz.

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf viele die Ankündigung von Papst Benedikt XVI., am Donnerstag, 28. Februar, sein Amt niederzulegen. Bad Kissingens Dekan Thomas Keßler: "Ich bin total erschrocken". Erfahren habe er die Nachricht per SMS, "ich habe gedacht, es handelt sich um einen Faschingsscherz". Er habe dann einen TV-Nachrichtensender eingeschaltet und sich überzeugt, dass es doch keiner war.

Keßler sagte, die Entscheidung des Papstes zeige, dass er immer noch "Herr des Verfahrens" sei. Wir lebten in einer Zeit des Umbruchs, sie sei spannend für die katholische Kirche." Er, so der Dekan, vermute, Papst Benedikt XVI. glaube nicht mehr über die notwendige Kraft dazu zu verfügen. Keßler: "Bei allem Schrecken - mir wackeln die Knie" - zolle er dem 85-Jährigen großen Respekt. Joseph Ratzinger habe in seinem Bemühen, die Weltkirche zu leiten und in die neue Gesellschaft hineinzuführen, "Wegmarkierungen hinterlassen". Er glaube nicht, dass wieder ein Italiener zum Bischof von Rom gewählt wird. Das müsse nicht zwingend sein, alles sei offen. Die Kirche sei "international aufgestellt".

Bischof: Sehr mutig

"Sehr, sehr überrascht" hat sich Bischof Friedhelm Hofmann gezeigt. Die Entscheidung des Papstes wertete er als "mutigen Schritt", den dieser aus einer großen Verantwortung heraus tue. Bei seiner Begegnung im September 2012 in Castel Gandolfo habe er den Papst als sehr wach und präsent erlebt.

Pfarrer Christian Müssig (Hammelburg) ließ ausrichten, er könne zu nichts Stellung nahmen, was er nicht kenne. Pater Markus Reis (Münnerstadt): "Ich habe großen Respekt vor dieser Entscheidung".

"Was!? Das ist ein Witz", vermutete Dekan Michael Krammer (Motten), der für Hammelburg und Bad Brückenau zuständig ist. Es handele sich um eine Angelegenheit, die nur der Heilige Vater selbst entscheiden könne". Dieser Schritt sei "beispiellos". Kramer vermutet, dass es in der Kirche "sicherlich einige Orientierungsversuche" gebe. Jeder Spekulation um die Nachfolge sei Tür und Tor geöffnet. Krammer: "Wir können nur hoffen, dass die Kardinäle eine gute Entscheidung treffen" im Konklave "für einen Papst, der die Kirche in eine gute Zukunft führt." Er hoffe, dass es keine Spaltungstendenzen gibt.

Ein "ganz normaler" Schritt

Die Entscheidung des Papstes verdiene Respekt. Für das Amt brauche der Inhaber "die volle mentale und körperliche Stärke", sagte Bad Bocklets Pfarrer Michael Kubatko ("ich bin ein absoluter Benedikt-Fan"). Er vertraue auf den Heiligen Geist, dass es wieder einen guten Papst geben wird. Benedikt XVI. habe seine Entscheidung wohl nicht zufällig am Montag verkündet. Denn der 11. Februar sei der Weltgebetstag der Kranken.

Kubatko sagte, er habe den Papst 2005 beim Weltjugendtag in Köln von ganz nahe gesehen und sei sehr beeindruckt gewesen. Dort habe er, so der fußball-begeisterte Pfarrer, auch Pelé die Hand schütteln können. Das sei für ihn "wie Weihnachten und Ostern an einem Tag" gewesen.

Einem solchen Schritt habe er eigentlich erwartet, sagte Pfarrer Dominik Kesina (Nüdlingen). Denn für ihn sei es "ganz normal", dass jemand zurücktritt, wenn er eine Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr erfüllen kann.

Pastor Markus Vaupel (Bad Kissingen) zeigte sich verwundert: "Ich habe gedacht, Benedikt XVI. macht noch lange weiter." Dass es unter einem neuen Papst zu Fortschritten bei der Ökumene kommen, sei zwar wünschenswert, er glaube aber nicht daran. Denn Benedikts Nachfolger werde wohl nicht "grundsätzlich anders sein".


Kraft hat abgenommen

Benedikt XVI. nannte für seien Entscheidung gesundheitliche Gründe. Er sei zu der Gewissheit gelangt, dass "meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben". Um das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, sei die Kraft des Köpers als auch die des Geistes notwendig. Diese Kraft habe in ihm in den vergangenen Monate derart abgenommen hat, dass er mein Unvermögen erkennen müsse, den ihm anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.

Joseph Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl am Inn geboren. Er studierte in Freising und München, wurde am 29. Juni 1951 in Freising zum Priester geweiht. 1957 wurde er Professor in München. Papst Paul VI. ernannte ihn im März 1977 zum Erzbischof von München und Freisind und am 27. Juni 1977 zum Kardinal. 1982 ging er als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom. Zum 265. Papst wurde Ratzinger als erstes Kirchenoberhaupt aus Deutschland seit 1523 gewählt. ed