Mindestabstände
Eigentlich stehen im Bundesbedarfsplan für die dort aufgeführten Freileitungsprojekte mit einer Spannung ab 220 Kilovolt Mindestabstände von 200 Metern zur Wohnbebauung im Außenbereich und 400 Metern zu Wohngebäuden in Ortschaften. Hessen habe diese Abstände in seinen Landesentwicklungsplan (LEP) übernommen, weswegen der Vorzugskorridor beispielsweise einen Schlenker um Uttrichshausen macht, so Euba, der auch Mitglied in der Bürgerinitiative "Sinntal gegen die Stromtrasse" ist.
Im bayerischen Landesentwicklungsplan sei das nicht so klar geregelt: "Die Abstandswerte sind ein Grundsatz der Raumordnung, weswegen sie nicht strikt einzuhalten, sondern in Abwägungsentscheidungen zu berücksichtigen sind. Eine Unterschreitung ist also möglich, wenn es gewichtige Sachgründe dafür gibt", heißt es aus dem Münchner Wirtschaftsministerium.
Heißt: Es ist nicht von vornherein ausgeschlossen, dass eine Freileitung näher als 400 Meter an Römershag und weniger als 200 Meter an den beiden Weilern vorbeigeführt wird. Nur überspannt werden darf Wohnbebauung per Gesetz definitiv nicht. Jakob Euba will sogar vom Tennet-Mitarbeiter gehört haben, dass man dort genau auf diese Lücke setze. Auch für die Engstelle bei Elfershausen könnte das eine Option werden.
Arten-, Boden- und Gewässerschutz noch nicht geprüft
Cindy Schemmel, Referentin für Bürgerbeteiligung und Kommunikation bei Tennet, möchte "genaue Trassen-Verläufe noch nicht erklären". Dazu sei die planerische Flugebene noch zu hoch, in dem 1000 breiten Vorzugskorridor viel möglich. Noch stehe nicht einmal fest, ob die vorgeschlagene Variante an der A7 die endgültige werde.
Im jetzigen Planungsschritt wurde laut Schemmel geprüft, ob die Fulda-Main-Leitung entlang der Autobahn technisch machbar sei. Dazu seien zum Beispiel Wohngebiete und Naturschutzräume abgeprüft worden, aber noch nicht der Arten-, Boden- und Gewässerschutz. "Vertieftere und detailliertere Ergebnisse kommen im nächsten Schritt, der Planfeststellung", verspricht Schemmel . In dem Zusammenhang dürfte es interessant werden, wie das Bad Brückenauer Wasserschutzgebiet bewertet wird, das die Fernstraße durchschneidet.
Die Tennet-Mitarbeiterin schreibt: "Eine direkte gesetzliche Vorgabe für einen Mindestabstand von Freileitungen zu Wohnbebauungen gibt es nicht." Im hessischen LEP seien die 400 und die 200 Meter als Ziel der Raumordnung festgelegt. "In Bayern ist dies als Grundsatz der Raumordnung nicht beschrieben."
Cindy Schemmel verweist auch auf die Option, die auch Fulda-Main-Leitung genannte P43 über einige Kilometer als Erdkabel zu führen. Um Internet unter https://gis.arcadis.nl/age_prod/Mecklar-Bergrheinfeld/Map finden sich sogenannte "Prüfstellen". Dort sehen die Planer große Probleme, mit einer Freileitung inklusive 55 bis 65 Meter breitem Schutzstreifen auf der gesamten Korridorbreite von 1000 Metern technisch durchzukommen. Und ziehen daher eine Erdverkabelung in Betracht.
Ein solcher Punkt läge demnach an der Grenzwaldbrücke bei Speicherz, die ein Naturschutzgebiet an der Kleinen/Schmalen Sinn überspannt. Weiter in Richtung Süden kämen die Engstellen oberhalb von Römershag, aber auch an der Sinntalbrücke bei Riedenberg. Den weiteren Verlauf an der A7 sehen die Planer offensichtlich nicht so problematisch. "Prüfstellen" gibt es erst wieder am Schwedenberg bei Elfershausen und an der Anschlussstelle Hammelburg.
Für die unterirdische Trassenführung dürften "Kabelübergangsanlagen" zwischen Freileitung und Erdkabel nötig werden. Sie fressen einen halben bis eineinhalb Hektar Fläche. Wo diese stehen könnten, kann Schemmel nach jetzigem Planungsstand nicht sagen.