Orgel und Trompete in Harmonie

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Peter Rottmann (Orgel), Yvonne Düring (Sopran) und Kilian Düring (Trompete) begeisterten das Publikum beim Neujahrskonzert. Foto: Björn Hein
Peter Rottmann (Orgel), Yvonne Düring (Sopran) und Kilian Düring (Trompete) begeisterten das Publikum beim Neujahrskonzert. Foto: Björn Hein

Regionalkantor Peter Rottmann und das Ehepaar Yvonne und Klaus Düring boten eine große musikalische Bandbreite. Am Ende gab es tosenden Applaus.

Das Neujahrskonzert in der Stadtpfarrkirche in Münnerstadt kann auf eine gute und lange Tradition zurückblicken. Seit vielen Jahren ist es für Liebhaber klassischer Klänge ein Pflichttermin, der einen genussreichen Jahresauftakt verspricht. Und auch heuer gelang es den Musikern, auf künstlerisch hohem Niveau die zahlreich erschienenen Besucher zu unterhalten. Neben Regionalkantor Peter Rottmann an der Orgel waren in diesem Jahr auch wieder Kilian Düring (Trompete) und seine Gattin Yvonne Düring (Sopran) mit von der Partie, so dass eine große musikalische Bandbreite geboten wurde. Mit stehenden Ovationen wurde die Darbietung gefeiert, und es war ein wahrhaftig gelungener Jahresauftakt.
Mit Präludium und Fuge D-Dur (BWV 532) von Johann Sebastian Bach zeigte Organist Peter Rottmann die ganze spielerische Wucht, mit der die Klais-Orgel die St.-Maria-Magdalena-Kirche im wahrsten Sinne des Wortes zum Klingen brachte. Er verstand es, die dramatischen Passagen des Stücks gekonnt zu betonen und den Raum mit den vollen Orgeltönen auszufüllen. Es war ein wahrer Klangteppich, der hier gewoben wurde, wobei die einzelnen Töne filigran ineinander übergingen - ein klassischer Beginn, der Lust auf mehr machte. Schon zu Anfang zeigte sich die Vorliebe Rottmanns für die Freiheit der Interpretation. Besonders der individuelle Touch, dem er diesem Stück damit verlieh, war sehr hörenswert.


Majestätische Klänge

Dass die Orgel als "Königin der Instrumente" nicht unbedingt als Monarchin die Vorherrschaft einfordern muss, sondern auch im Duett mit anderen Instrumenten wirken kann, das zeigte das "Voluntary in D" von John Stanley. Hier sorgte vor allem die Trompete von Kilian Düring für majestätische Klänge im Gotteshaus, die sich harmonisch mit denen der Orgel verbanden. Beide Instrumente ergänzten sich sehr gut, wobei jedes es verstand, dem Solopart des anderen genügend Platz einzuräumen. Reizvolle Passagen ließ dieses Stück entstehen, die teilweise wie ein Zwiegespräch zwischen Trompete und Orgel wirkten. Düring wusste mit den kunstvollen Verzierungen und der filigranen Ausarbeitung des Stücks zu gefallen.


Überfließende Spielfreude

Mit dem "Noël" aus der Feder des Barockkomponisten Louis-Claude Daquin eroberte sich die Orgel die Vorherrschaft über den Kirchenraum aber wieder zurück. Hier zeigte sich, zu welch großem Klangumfang dieses Instrument in der Lage ist. Flötenähnliche Töne dominierten über weite Strecken das Stück, ein Glockenspiel verlieh dem Ganzen dabei einen weihnachtlichen Anstrich. Die großen Klangkontraste, die dabei auftraten, zeigten die schier unendlichen Möglichkeiten, die die Orgel dem Spieler lässt. Und hier bewies Rottmann seine schier überfließende Spielfreude, aber gleichzeitig wurde auch die fast verschmitzte Lust sichtbar, die zahlreich anwesenden Zuhörer mit immer wieder neuen Tonlagen augenzwinkernd zu beeindrucken.
Bei dem Ecco: respiro appena ("Ich bin ganz atemlos") von Francesco Cilea aus der Oper "Adriana Lecouvreur" zeigte dann Yvonne Düring, dass sie gerade das nicht ist: nämlich atemlos, wie es der Titel des Stücks als geistreiches Bonmot suggerieren könnte. Mit ihrer Sopranstimme gelang es auf tremolierende Weise, den Kirchenraum zu füllen, wobei ihr Gesang sehr zärtlich, ja fest zerbrechlich wirkte - was nicht nur reizvoll war, sondern auch die Stimmung des Stücks perfekt wiedergab. Die Orgel hielt sich dabei dezent im Hintergrund und untermalte die stimmführende Sängerin.


Laut-Leise-Kontraste

Ganz im religiösen Duktus war dann die Choral-Improvisation "Nun danket alle Gott" von Sigfried Karg-Elert gehalten. Dynamische Laut-Leise-Kontraste überraschten das Ohr der Zuhörer immer wieder, die Töne schienen fast zu verschwinden, bis sie dann im Laufe des Stücks derart impulsiv wurden, dass der ganze Kirchenraum widerhallte.
Rottmanns Vorliebe für außergewöhnliche Komposition zeigte sich beim "pièce héroïque" ("Heldenstück") von Marco Enrico Bossi. Der fast psychodelische Sound dieses Stücks verblüffte die Zuhörer und bildete einen großen Kontrast zum bisher Gehörten. Teilweise schien es hier, als würden die Töne miteinander im Wettstreit liegen - besser hätte man diesen heroischen Kampf, welcher bereits im Titel angekündigt war, nicht zu Gehör bringen können. Der Organist lockte mit dieser kontrastreichen Weise das Publikum auch aus der Reserve. Zum Schluss hin wusste die Komposition jedoch wieder zu besänftigen, mit leisen und ruhigen Tönen klang das Stück aus, kontrastiert ganz am Schluss nur noch einmal durch den tiefen Bass.
Beim "Vissi d'arte, vissid'amore" aus der Oper "Tosca" von Puccini wusste dann Yvonne Düring noch einmal mit ihrer einfühlsamen Sopranstimme zu gefallen. Weitere Stücke schlossen sich an, bei denen auch noch einmal Kilian Düring an der Trompete seinen Auftritt hatte. Der tosende und lang anhaltende Applaus zeigte, dass den Zuhörern das Konzert außerordentlich gut gefallen hatte. Alle drei Musiker hatten sehr gut harmoniert und waren perfekt aufeinander abgestimmt, so dass das Konzert eine wahre Freude war. Gerne gab man auch noch eine Zugabe, die vom Publikum gefordert worden war.


Die Musiker

Peter Rottmann Regionalkantor im Bischöflichen Ordinariat Würzburg für die Region Nord der Diözese, Leiter des Regionalzentrums für Kirchenmusik in Bad Kissingen sowie amtlicher Orgelsachverständiger. Verantwortlich für die Kirchenmusik an der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena in Münnerstadt. Gründung des "Bad Kissinger Orgelzyklus" sowie Organisator und künstlerischer Leiter der Konzertreihe "Klangraum Stadtpfarrkirche Münnerstadt" und des "Rhöner Orgelsommer".
Yvonne und Kilian Düring
Kilian Düring stammt aus Franken. Mit 17 Jahren besuchte er die Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen und schloss sie zwei Jahre später erfolgreich ab. Seinen Abschluss als "Diplom-Musiklehrer" machte er im Jahr 2010.
Seine Frau Yvonne Düring studierte Gesangspädagogik an der Wiesbadener Musikakademie und beendete ihr Studium 2011 mit Bestnote. Im Sommer beendete sie erfolgreich ihr Masterstudium als Opernsängerin. red