Offiziersanwärter aus Hammelburg sammeln für den Volksbund

3 Min
Die Offiziersanwärter Virgina Nickel und Kevin Pabst sammeln für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Fotos: Edgar Bartl
Die Offiziersanwärter Virgina Nickel und Kevin Pabst sammeln für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Fotos: Edgar Bartl
Die kleine, gepflegte Kapelle am Steinacher Kriegsopferfriedhof.
Die kleine, gepflegte Kapelle am Steinacher Kriegsopferfriedhof.
 
Bei Steinach haben 120 Kriegsopfer verschiedener Nationen ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Bei Steinach haben 120 Kriegsopfer verschiedener Nationen ihre letzte Ruhestätte gefunden.
 
Verteidigungsminister Lothar de Maizière weite den letzten großen deutschen Soldatenfriedhof ein.
Verteidigungsminister Lothar de Maizière weite den letzten großen deutschen Soldatenfriedhof ein.
 
Deutsche und russische Soldaten arbeiten gemeinsam auf dem Friedhof Duchowschtschina bei Smolensk.
Deutsche und russische Soldaten arbeiten gemeinsam auf dem Friedhof Duchowschtschina bei Smolensk.
 
Der 500 000. deutsche Gefallene wird auf einem Friedhof in Russland eingebettet.
Der 500 000. deutsche Gefallene wird auf einem Friedhof in Russland eingebettet.
 
Verteidigungsminister Lothar de Maizière (links) im Gespräch mit einem russischen Kriegsveteranen.
Verteidigungsminister Lothar de Maizière (links) im Gespräch mit einem russischen Kriegsveteranen.
 
Umbetter des Volksbundes bergen sterbliche Überreste von Soldaten.
Umbetter des Volksbundes bergen sterbliche Überreste von Soldaten.
 
Viele Denkmale erinnern an den "großen vaterländischen Krieg".
Viele Denkmale erinnern an den "großen vaterländischen Krieg".
 
Galine Chmylkowa leitet bei Rshew ein kleines Museum.
Galine Chmylkowa leitet bei Rshew ein kleines Museum.
 
Der Soldatenfriedhof Rshew kann bis zu 40 000 Gefallene aufnehmen.
Der Soldatenfriedhof Rshew kann bis zu 40 000 Gefallene aufnehmen.
 
Oberstabsfeldwebel Georg Röding koordiniert die Sammlung.
Oberstabsfeldwebel Georg Röding koordiniert die Sammlung.
 
Die russischen Gefallenen des Weltkriegs sind nicht vergessen.
Die russischen Gefallenen des Weltkriegs sind nicht vergessen.
 
Umbetter Uwe Lemke mit einer Grabflasche aus dem Jahr 1942
Umbetter Uwe Lemke mit einer Grabflasche aus dem Jahr 1942
 

Raustreten zum Sammeln: Jetzt schwärmen sie wieder aus, die 450 weiblichen und männlichen Offiziersanwärter des Ausbildungsbataillons in Hammelburg. Sie sammeln im Landkreis Bad Kissingen und nicht nur dort. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist auf Spenden dringend angewiesen.

Wenn ein Fahnenjunker zweimal klingelt, ist das für die Soldatinnen und Soldaten des Offizieranwärterbataillon (OA) Hammelburg in Bad Bocklet quasi ein Heimspiel. Denn der Verband ist dem Markt partnerschaftlich eng verbunden.

Bürgermeister Wolfgang Back (CSU) bittet die Menschen, sich großzügig zu zeigen. Nicht nur weil er die Arbeit des Volksbundes für sinnvoll und notwendig hält.

In Steinach gibt es einen Friedhof mit rund 120 Gräbern: Hier ruhen Kriegsopfer aus mehreren Nationen. Gepflegt werden sie von einem Team aus Helfern um Paul Roth.

Vielleicht läuten in Bad Bocklet auch Gefreite Virgina Nickel und Fahnenjunker Kevin Pabst an. Die künftigen Offiziere sind "natürlich freiwillig" bei der Sache. Es gehe darum, dass die Opfer der Weltkriege nicht in Vergessenheit geraten, sagt Virgina Nickel.

Man müsse ins Gedächtnis der Menschen rufen, was damals passiert ist, so Papst.

Oberstabsfeldwebel Georg Röding ist seit 18 Jahren "Sammlungsleiter" und war bei zwei Einsätzen des Volksbundes - " absolut sinnvoll" - dabei. Im Vorjahr hätten die OAs 31 500 Euro gesammelt und die Eine-Million-Euro-Grenze geknackt.

"Für den richtigen Zweck"
Alle drei Kompanien des Verbandes beteiligen

sich. Sie täten es gern, weil das von ihnen erbetene Geld für einen richtigen Zweck und am richtigen Ort verbraucht werde, sagt Röding. Dass die OAs hier zum Einsatz kommen, findet er gut: Die würden später als Offiziere auch als Multiplikatoren dienen.

Den Segen ihres obersten Befehlshabers haben sie. Verteidigungsminister Lothar de Mai- zière (CDU) hat am 3.

August den letzten großen deutschen Soldatenfriedhof bei Smolensk, in Duchowschtschina, eingeweiht. Er hat Platz für die sterblichen Überreste von  70 000 Gefallenen von 16 bis 60 Jahre.

Einer von ihnen ist Hermann Engelbrecht. Der Kradmelder war 19, als er am 24. Juli 1941 nach einem Monat in Russland fiel. Fünf seiner Schwestern leben noch.

"In der Erinnerung ist er lebendig, er ist nicht vergessen", sagt sein Neffe Gerd Krause, Geschäftsführer des Volksbund-Landesverbandes Bayern.

Das gilt auch für den Vater von Bärbel Dux. Sie ist aus Konstanz angereist, um an seinem Grab zu trauern. Nach 68 Jahren habe ihr Papa, an den sie keine Erinnerungen mehr hat, dank des Volksbundes wieder einen Namen erhalten.

 


Knochen und Kragenspiegel
Richard Sennecke (Stettin), Hugo Blankenburg (Witterda), Günter Ulrich (Berlin), Werner Zupp (Köslin) und ein Unbekannter wurden bei der deutsch-russischen Feierstunde beigesetzt. Einer von ihnen ist der 500 000. deutsche Gefallene, den der Volksbund in Russland, der Ukraine und Weißrussland auf einem Sammelfriedhof eingebettet hat. Weitere folgen.

 

 


An der Fernstraße Moskau-Velikie Luki nahe dem Dorf Jakuschina arbeitet unter Leitung von Uwe Lemke ein Trupp des Umbettungsdienstes. Die Russen suchen in nach den Gebeinen von 37 Toten, die hier 1943 beigesetzt wurden. Sie finden Knochen, ein Gebiss, Koppelschlösser, Kragenspiegel, Erkennungsmarken. Alles wandert in hellblaue Plastiksäcke, die "Umbettungshüllen". Sie liegen in Reih' und Glied. "Es könnte mehr sein", sagt Gruppenleiter Lemke.

 

 


Aber auch diese Gräber seien - "wie fast alle in Russland" - auf der Suche nach Verwertbarem geplündert worden. Das mache die Arbeit des Volksbunds oft unmöglich, bedauert Lemke: "Wir wollen bergen, umbetten und den Gefallenen einen Namen geben. Aber ohne eine Erkennungsmarke..."

Jewgenij Demidow bringt Uwe Lemke eine Grabflasche, "ein seltener Fund". Sie wurde neben den Gebeinen eines Mannes gefunden.

 

Aus dem Behälter fingert Demidow einen maschinengeschriebenen Zettel. Darauf steht, wer der Gefallene ist: Oberschirrmeister Heinz T. von der 10. Kompanie des Transportregiments 602 . Der 27-Jährige ist am 27. Januar 1942 nach einem Kopfschuss gestorben.

Ein Ort zum Trauern
Seine Gebeine kommen samt Umbettungshülle in einen kleinen Pappsarg und in ein Depot. Die Erkennungsmarke wird nach Deutschland geschickt.

Dort wird geklärt, wer der Tote ist und wann er gestorben ist. Dann wird er auf einem Sammelfriedhof beigesetzt, sein Name wird in eine Stele graviert. Die Angehörigen haben - endlich - einen Ort zum Trauern.

Ortswechsel: Galina Chmylkowa (81) kümmert sich um ein kleines Museum am Soldatenfriedhof Rshew 200 Kilometer westlich von Moskau. Dort, in der Gegend um Smolensk, tobten 1943 furchtbare Kämpfe.

26 000 Deutsche haben im "Park des Friedens" in Rshew ihre letzte Ruhestätte gefunden.

"Völker müssen sich verstehen"
Den Besuchern, vor allem Schulklassen, schildert die frühere Deutschlehrerin Galina Chmylkowa ihre Erfahrungen im Krieg - "das Schlimmste war der Hunger und die Bomben" - aber auch in Deutschland. Sie musste 1943 ihre Mutter begleiten, die bei Erfurt Zwangsarbeit leistete.

Dort hütete sie Puten - zusammen mit einem zwölfjährigen Deutschen ("sein Vater liegt auch bei uns" auf dem Friedhof). Nach ihrer Rückkehr in die Heimat wurde sie lange behandelt wie eine Aussätzige. Heute ist sie Vorstandsmitglied des örtlichen Veteranenvereins.
Sie hat viel für die deutsch-russische Versöhnung getan und dabei erkannt: "Die Völker müssen sich nicht lieben, aber sie müssen sich verstehen."

Wann Die flächendeckende Sammlung dauert vom 18. Oktober bis 3. November. Das OA-Bataillon engagiert sich bis einschließlich 28. November im Landkreis Bad Kissingen, in Karlstadt, Gemünden und im Großraum Aschaffenburg.

Wofür Der Volksbund Kriegsgräberfürsorge baut und betreut 832 deutsche Soldatenfriedhöfe mit 2,5 Millionen Toten in aller Welt. Mit zehn Euro kann ein Grab in Russland ein Jahr gepflegt werden. Infos unter www.volksbund.de. ed