Offenheit beim runden Tisch in Bad Kissingen

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Joanna Kielan trägt sich beim Runden Tisch zum Thema Asyl als ehrenamtliche Helferin ein: "Ich könnte die Deutsche Sprache vermitteln." Foto: Werner Vogel
Joanna Kielan trägt sich beim Runden Tisch zum Thema Asyl als ehrenamtliche Helferin ein: "Ich könnte die Deutsche Sprache vermitteln." Foto: Werner Vogel
In der Garitzer Baptist-Hoffmann-Straße ist eine Unterkunft für Asylbewerber geplant. Foto: Benedikt Borst
In der Garitzer Baptist-Hoffmann-Straße ist eine Unterkunft für Asylbewerber geplant.  Foto: Benedikt Borst
 
 
Stadträtin Martha Müller
Stadträtin Martha Müller
 
Stefan Seufert vom Landratsamt
Stefan Seufert vom Landratsamt
 
Sozialreferent David Rybak
Sozialreferent David Rybak
 
Ana Maria Benevides Werner vom Integrationsbeirat
Ana Maria Benevides Werner vom Integrationsbeirat
 

Beim Runden Tisch zum Thema Asyl suchten die Verantwortlichen der Stadt Bad Kissingen am Mittwoch ehrenamtlich Engagierte. Außerdem steht fest, wo in Garitz die ersten Asylbewerber untergebracht werden sollen.

Stadt und Landkreis bereiten sich intensiv auf die Ankunft der Asylbewerber vor. Der Runde Tisch im Jugendzentrumzeigt, dass es gemeinsamer Anstrengungen bedarf, die enormen Herausforderungen zu bewältigen. Der Saal im Jugend- und Kulturzentrum ist gut gefüllt, fast 90 Teilnehmer wollen Informationen zum Thema Asyl, und es sind nicht nur Verantwortliche von Stadt, Landkreis und Sozialverbänden gekommen.
Viele Stadträte und Mitglieder des Integrationsbeirats, aber auch Bürger wollen erfahren, wie sie sich ehrenamtlich einbringen können.

So wie Manfred Stenke, vom Vereinsbeirat der Stadt, der überzeugt ist, dass die Vereine viel zur Integration beitragen können und Ludmilla Vogel -selbst vor vielen Jahren aus Tschechien gekommen -, die ihre Erfahrungen im Integrationsbeirat einbringen will. "Unsere Botschaft an die Asylbewerber ist: Ihr seid willkommen", sagt Oberbürgermeister Kay Blankenburg und fährt fort: "Wir ducken uns nicht weg und warten was passiert. Bevor die ersten Fremden bei uns ankommen, wollen wir vorbereitet sein und ein funktionierendes Netzwerk zwischen den vielen Beteiligten geknüpft haben".

In der Baptist-Hoffmann-Straße

David Rybak, Leiter des Sozialreferates der Stadt, nahm den Gedanken auf und möchte eine Willkommenskultur leben, die Vielfalt als Bereicherung sieht und den Zuzug der Fremden als Potenzial für die Stadt. Die Stadt habe ihre eigenen Liegenschaften daraufhin überprüft, ob sie für die Unterbringung von Asylbewerbern geeignet ist, und auch Besitzer leer stehender Immobilien gefragt. "Die Immobilien sollten weder im Niemandsland, noch in der Kurzone liegen", sagt Rybak, der mit 20 ankommenden Bewerbern im Landkreis pro Woche rechnet. Für Anfang Dezember kündigt er eine erste Unterbringung von 35 Personen in der Garitzer Baptist-Hoffmann-Straße an.

Stefan Seufert, der die Koordinierungsstelle beim Landratsamt leitet, zeigte sich bestens vorbereitet. Neben der Verantwortlichkeit für die dezentrale Unterbringung im Landkreis, ist das Amt auch für eine mögliche Notfallplanung als Erstaufnahmelager in Turnhallen zuständig. Derzeit seien fast 400 Flüchtlinge in Volkers, Hammelburg, Ebenhausen und Münnerstadt untergebracht. Er sieht die Aufnahme der Flüchtlinge als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur in Zusammenarbeit der Kommunen mit den Sozialverbänden und dem bürgerlichen Ehrenamt gelinge.

Die Diskussion, von Rybak moderiert, nahm mit den Erfahrungsberichten aus den Asylunterkünften in Hammelburg und Ebenhausen Fahrt auf. Beate Ritter-Schilling berichtete von den guten Erfahrungen, die man mit einem "Kernteam" für die Betreuung der Asylbewerber in Hammelburg gemacht habe. Jeder sei für eine Aufgabe, wie Deutschunterricht oder Behördengänge für alle Migranten zuständig. Dies fördere die Begegnungen und fordere ein Sich-kümmern um die Angelegenheiten bei den Neubürgern.

Einen anderen Weg musste man in Ebenhausen gehen, berichtete Ludwig Sauer aus der dortigen Unterkunft. Er bedauerte, dass Sozialpädagogen sich erst Monate später um die Flüchtlinge kümmern konnten. In dieser Zeit haben Paten die Familien in Gesamtheit betreut. Dass das Ehrenamt nahezu unverzichtbar sei, belegte er an vielen Beispielen. So habe man in Ebenhausen einen wöchentlichen Fahrdienst zur Kissinger Tafel organisiert. Ein pensionierter Lehrer gebe Förderunterricht in Deutsch. Sportverein und Trachtentanzgruppe haben einige Neuankömmlinge integrieren können. Die Bevölkerung habe keine Vorbehalte. Er könne als Nachbar sagen: "Das sind ordentliche Leute."

Jugend intensiv fördern

Stadträtin Martha Müller wollte von Stefan Seufert wissen, welche Voraussetzungen gegeben sein müssten, um Wohnraum für Asylbewerber zur Verfügung zu stellen. "Muss jede Familie ein eigenes Bad haben?" Sie erfuhr von Seufert, dass Luxus für die Ankömmlinge ein Fremdwort sei, sie müssten sich etwa mit sieben Quadratmetern Schlafraum pro Person begnügen. Karin Reinshagen, Integrationsbeauftragte im Stadtrat, fragte Beate Ritter-Schilling: "Was ist das dringendste, was sie brauchen, wenn sie ankommen?" Ana Maria Benevides Werner, Sprecherin des Integrationsbeirats der Stadt Bad Kissingen schlug vor, pensionierte Lehrer für den Deutschunterricht zu gewinnen: "Besonders die Jugendlichen sollten eine intensive Förderung erfahren, sie sind Teil unserer Zukunft."

David Rybak kündigte für den 24. November in der Berufsschule Garitz ein Treffen an, bei dem die Ankunft der Asylbewerber, die wenig später nach Garitz kommen, vorbereitet werden soll. Er forderte dazu auf, sich als ehrenamtliche Helfer einzubringen. Auf der Tafel für Deutschkurse trug sich Joanna Kielan ein. Die gebürtige Polin ist Fremdsprachenkorrespondentin, lebt seit vier Jahren in Bad Kissingen und will mithelfen, den Ankommenden das Wichtigste, die deutsche Sprache zu vermitteln.