Rosi Kuhn ist zertifizierte Erlebnisbäuerin. Sie öffnet ihren Hof auch für Schulklassen. Kinder sollen sehen und verstehen, woher ihr Essen kommt.
Früher gab es gerade in den Dörfern und Kleinstädten viele Nutztiere. Auf den Bauernhöfen standen Kühe und Schweine im Stall. Meistens wurden auch Hühner und ein paar Hasen gehalten. Schon die Kleinsten wussten, das Korn zu Mehl gemahlen wird, dass die Kühe und Ziegen Milch geben und Tiere auf dem Bauernhof nicht als Vergnügungs-, sondern als Nutztiere gehalten werden. Heute ist dieses Wissen nicht mehr selbstverständlich, auch auf dem Land nicht. Rosi Kuhn aus Oerlenbach gehört zu einer Riege engagierter Landwirte im Landkreis und in ganz Bayern, die vor allem Kindern unterhaltsam und abwechslungsreich von ihrem Alltag und ihrer Arbeit erzählen und den Wert von frisch produzierten Lebensmitteln näherbringen wollen. Rosi Kuhn ist zertifizierte Erlebnisbäuerin.
Die Führungen auf dem Hof sind keine Bauernhofromantik für Schulkinder. Rosi Kuhn geht es darum, die Realität zu zeigen. Das soll den Kindern aber Spaß machen und gleichzeitig lehrreich sein. Rosi Kuhn findet es wichtig, dass Kinder auf Bauernhöfe kommen. Denn immer wieder merkt sie, wie fremd vielen Buben und Mädchen diese Welt ist, bei Stadtkindern fällt das Rosi Kuhn noch stärker auf als bei den Kindern, die in Dörfern aufwachsen.
Seit 2014 ist Rosi Kuhn Erlebnisbäuerin. Kindergruppen hat sie allerdings schon vorher im Hof geführt; die Zertifizierung sah sie auch als Möglichkeit, sich ein weiteres finanzielles Standbein zu schaffen. Das bayerische Landwirtschaftsministerium fördert Fortbildungen für Erlebnis-Landwirtschaft zum einen, um Landwirten eine zusätzliche Einnahmequelle zu ermöglichen, zum anderen aber auch, um zu zeigen, was Landwirtschaft heute leisten muss.
"Erlebnis Bauernhof" nennt sich ein ergänzendes staatliches Programm, an dem sich Rosi Kuhn als Erlebnisbäuerin beteiligt. Grundschulkinder der 1. und 2. Klasse sind speziell angesprochen. Ziel ist es, so Christina Weber-Hoch vom Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Bischofsheim, dass jedes Kind einmal in seiner Grundschulzeit einen Bauernhof gesehen hat. Das Angebot werde schon recht gut genutzt, betont sie, aber es könnten sich im Landkreis Bad Kissingen durchaus mehr landwirtschaftliche Betriebe für dieses Projekt finden, um das Netz für die Schulen noch enger zu stricken. Bei ausreichendem Interesse werden Kurse angeboten.
Rosi Kuhn hat als zertifizierte Erlebnisbäuerin eine 15-tägige Ausbildung hinter sich. Neben den Schulbesuchen organisiert sie Kindergeburtstage auf dem Bauernhof. Auch der Kindergärten sind immer wieder zu Gast. Spielerisch werden die Jungen und Mädchen dabei in die Welt eines Bauernhofes herangeführt. Am Ende, sagt sie, wüssten die Kinder, wie aus Ziegenmilch Butter entsteht und sie kennen den Unterschied zwischen Heu und Stroh.
Obwohl im Nebenerwerb geführt, präsentiert sich der Oerlenbacher Bio-Betrieb als klassischer Bauernhof mit Ziegen, Hühnern, ein paar Schweinen. Neu dazu gekommen sind die eigene Käserei und der Hofladen. Besucher vom Kindergarten- bis zum Erwachsenenalter können nach Voranmeldung alle Bereiche kennenlernen.
Eine Erlebnisbäuerin muss sich für ihre Besucher gut vorbereiten. Rosi Kuhn orientiert sich dabei gerne an den Wünschen der Lehrer und damit am Lehrplan; bei Geburtstagen bespricht sie das Programm mit den Eltern.Wichtig ist ihr ein abwechslungsreicher, lebendiger Hofgang. "Es soll ja etwas hängenbleiben", sagt die Erlebnisbäuerin. Ideal ist da, dass Rosi Kuhns Tochter Christiane Bieber Lehrerin ist. Beide können sich austauschen, wenn es um lebendigen Unterricht auf dem Hof geht.