Oerlenbacher Bauernhof wird zum Erlebnisraum

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Rosi Kuhn füttert ihre jungen Ziegen. Die Erlebnisbäuerin hat einen innigen Kontakt zu ihren Tieren, die aber trotzdem Nutztiere sind. Das erfahren Besucher auf einem Erlebnisbauernhof. Heike Beudert
Rosi Kuhn füttert ihre jungen Ziegen. Die Erlebnisbäuerin hat einen innigen Kontakt zu ihren Tieren, die aber trotzdem Nutztiere sind. Das erfahren Besucher auf einem Erlebnisbauernhof. Heike Beudert
Auf einem Plakat ist Rosi Kuhn zu sehen, wie sie eine Kindergruppe über den Hof führt. Reoro Heike Beudert
Auf einem Plakat ist Rosi Kuhn zu sehen, wie sie eine Kindergruppe über den Hof führt. Reoro Heike Beudert
 

Rosi Kuhn ist zertifizierte Erlebnisbäuerin. Sie öffnet ihren Hof auch für Schulklassen. Kinder sollen sehen und verstehen, woher ihr Essen kommt.

Früher gab es gerade in den Dörfern und Kleinstädten viele Nutztiere. Auf den Bauernhöfen standen Kühe und Schweine im Stall. Meistens wurden auch Hühner und ein paar Hasen gehalten. Schon die Kleinsten wussten, das Korn zu Mehl gemahlen wird, dass die Kühe und Ziegen Milch geben und Tiere auf dem Bauernhof nicht als Vergnügungs-, sondern als Nutztiere gehalten werden. Heute ist dieses Wissen nicht mehr selbstverständlich, auch auf dem Land nicht. Rosi Kuhn aus Oerlenbach gehört zu einer Riege engagierter Landwirte im Landkreis und in ganz Bayern, die vor allem Kindern unterhaltsam und abwechslungsreich von ihrem Alltag und ihrer Arbeit erzählen und den Wert von frisch produzierten Lebensmitteln näherbringen wollen. Rosi Kuhn ist zertifizierte Erlebnisbäuerin.

Die Führungen auf dem Hof sind keine Bauernhofromantik für Schulkinder. Rosi Kuhn geht es darum, die Realität zu zeigen. Das soll den Kindern aber Spaß machen und gleichzeitig lehrreich sein. Rosi Kuhn findet es wichtig, dass Kinder auf Bauernhöfe kommen. Denn immer wieder merkt sie, wie fremd vielen Buben und Mädchen diese Welt ist, bei Stadtkindern fällt das Rosi Kuhn noch stärker auf als bei den Kindern, die in Dörfern aufwachsen.

Seit 2014 ist Rosi Kuhn Erlebnisbäuerin. Kindergruppen hat sie allerdings schon vorher im Hof geführt; die Zertifizierung sah sie auch als Möglichkeit, sich ein weiteres finanzielles Standbein zu schaffen. Das bayerische Landwirtschaftsministerium fördert Fortbildungen für Erlebnis-Landwirtschaft zum einen, um Landwirten eine zusätzliche Einnahmequelle zu ermöglichen, zum anderen aber auch, um zu zeigen, was Landwirtschaft heute leisten muss.

"Erlebnis Bauernhof" nennt sich ein ergänzendes staatliches Programm, an dem sich Rosi Kuhn als Erlebnisbäuerin beteiligt. Grundschulkinder der 1. und 2. Klasse sind speziell angesprochen. Ziel ist es, so Christina Weber-Hoch vom Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Bischofsheim, dass jedes Kind einmal in seiner Grundschulzeit einen Bauernhof gesehen hat. Das Angebot werde schon recht gut genutzt, betont sie, aber es könnten sich im Landkreis Bad Kissingen durchaus mehr landwirtschaftliche Betriebe für dieses Projekt finden, um das Netz für die Schulen noch enger zu stricken. Bei ausreichendem Interesse werden Kurse angeboten.

Rosi Kuhn hat als zertifizierte Erlebnisbäuerin eine 15-tägige Ausbildung hinter sich. Neben den Schulbesuchen organisiert sie Kindergeburtstage auf dem Bauernhof. Auch der Kindergärten sind immer wieder zu Gast. Spielerisch werden die Jungen und Mädchen dabei in die Welt eines Bauernhofes herangeführt. Am Ende, sagt sie, wüssten die Kinder, wie aus Ziegenmilch Butter entsteht und sie kennen den Unterschied zwischen Heu und Stroh.

Obwohl im Nebenerwerb geführt, präsentiert sich der Oerlenbacher Bio-Betrieb als klassischer Bauernhof mit Ziegen, Hühnern, ein paar Schweinen. Neu dazu gekommen sind die eigene Käserei und der Hofladen. Besucher vom Kindergarten- bis zum Erwachsenenalter können nach Voranmeldung alle Bereiche kennenlernen.

Eine Erlebnisbäuerin muss sich für ihre Besucher gut vorbereiten. Rosi Kuhn orientiert sich dabei gerne an den Wünschen der Lehrer und damit am Lehrplan; bei Geburtstagen bespricht sie das Programm mit den Eltern.Wichtig ist ihr ein abwechslungsreicher, lebendiger Hofgang. "Es soll ja etwas hängenbleiben", sagt die Erlebnisbäuerin. Ideal ist da, dass Rosi Kuhns Tochter Christiane Bieber Lehrerin ist. Beide können sich austauschen, wenn es um lebendigen Unterricht auf dem Hof geht.

Die staatlichen Förderprogramme sieht der Rektor der Hennebergschule in Garitz, Bernd Czelustek, positiv, vor allem, weil die Landwirte bei Fortbildungen didaktisch geschult wurden. Aus der Hennebergschule haben bereits Klassen am Programm "Erlebnis Bauernhof" teilgenommen. Allerdings sei ein Bauernhofbesuch keine neue Erfindung, ergänzt Czelustek. Bereits in seiner Kindheit gab es das schon, erinnert er sich gut. Damals habe es auf dem Land ja überall Bauernhöfe gegeben, die von der Schule aus auch zu Fuß für einen Unterrichtsgang erreichbar waren.

Früher war es auch leichter und unbürokratischer für einen Landwirt, Schüler über den Hof zu führen, weiß Rosi Kuhn. Wer sich heute an einem staatlichen Programm beteiligt, muss Voraussetzungen erfüllen. "Die Auflagen werden immer größer", sagt die Oerlenbacher Erlebnisbäuerin. Mittlerweile gibt es auf dem Kuhn´schen Hof deshalb eine eigene Toilettenanlage und einen Aufenthaltsraum für Führungen an Schlechtwettertagen. Die Bereiche des Betriebs, die zu besichtigen sind, wurden möglichst kindersicher gestaltet. Außerdem hat Rosi Kuhn eine separate Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Dazu wird den Höfen, die sich an solchen Programmen beteiligen, dringend geraten.

Ein wirkliches, finanzielles Standbein sei ihre Tätigkeit als Erlebnisbäuerin nicht, sagt Rosi Kuhn. Dazu müsste sie noch viele Gruppen mehr führen. Doch dazu reicht ihre Zeit kaum, zumal die Schulen sich vor allem im Juni und Juli anmelden, ausgerechnet dann, wenn es in der Landwirtschaft besonders viel zu tun gibt.

Trotzdem gehört der Erlebniszweig fest zum Hof. "Es macht Spaß", sagt die Landwirtin. Und er passt gut ins Konzept des Biobetriebs, der mit den Standbeinen Landwirtschaft, Ziegenhaltung, Käseproduktion, Hofladen und der Erlebnislandbauernhof sich vielseitig für die Zukunft aufstellen will.

Erlebnisbäuerin Im Landkreis Bad Kissingen gibt derzeit zwei zertifizierte Erlebnisbäuerinnen mit einer 15-tägigen Ausbildung (Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft). Es ist neben Rosi Kuhn aus Oerlenbach noch Anja Girz aus Oberbach.

ErlebnisBauernhof Fünf landwirtschaftliche Betriebe in Oerlenbach, Oberthulba, Oberbach, Unterleichtersbach und Mitgenfeld beteiligen sich derzeit am staatlich geförderten Programm "Erlebnis Bauernhof", das speziel für Bauernhofbesuche von Grundschülern aufgelegt wurde.

Infos Nähere Informationen gibt es für interessierte Landwirte beim Amt für Landwirtschaft und Ernährung Bad Neustadt in Bischofsheim (Telefon 09772/9328101).

Allgemeine Informationen über die teilnehmenden Bauernhöfe und die Erlebnisprogramme gibt es im Internet unter: http://www.stmelf.bayern.de/erlebnis-bauernhof