Gerne hätte Franz Kuhn noch einige Projekte zu Ende gebracht, aber die Gesundheit machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Überraschend hatte Franz Kuhn (CSU) im November kurz vor Ablauf der Nominierungsfrist aus gesundheitlichen Gründen auf eine weitere Kandidatur als Bürgermeister der Gemeinde Oerlenbach verzichten müssen. Ebenso überraschend wurde er bereits einen Monat vor offiziellem Ablauf der Wahlperiode schon zum 31. März in den Vorruhestand versetzt. Mit zeitlichem Abstand blickt der 61-Jährige nun auf die Ergebnisse seiner sechsjährigen Amtszeit recht zufrieden zurück.
Fragt man Franz Kuhn nach besonderen Höhepunkten oder Enttäuschungen während seiner sechsjährigen Amtszeit als Bürgermeister der 5000-Einwohner-Gemeinde, antwortet er nüchtern und sachlich: "Es lief eigentlich alles nach Plan." Manches hatte bereits sein langjähriger Vorgänger Siegfried Erhard (CSU) in die Wege geleitet, was Kuhn zum erfolgreichen Abschluss bringen konnte. Dazu zählt er vor allem die über sechs Millionen Euro teure Generalsanierung der Wilhelm-Hegler-Halle, die notwendige Bauhof-Erweiterung und die recht schnelle Unternehmensansiedlung im Gewerbegebiet Oerlenbach/Poppenhausen an der Autobahn-Ausfahrt. Ebenso flott sei es im Gewerbegebiet "Am Kreisel" gelaufen, wo zuletzt noch Ende Oktober der Lebensmittel-Discounter Norma seine Filiale eröffnet hat. Für die dort noch verbleibenden 10 000 Quadratmeter gebe es bereits Interessenten, unter denen nun der neue Bürgermeister Nico Rogge (CSU) die richtige Auswahl zu treffen hat.
Seinem erst 33-jährigen Amtsnachfolger wünscht der 61-Jährige, "dass er seinen eigenen Weg geht". Als junger Mann werde er vielleicht andere Schwerpunkte setzen, vermutet Kuhn. Anfangs mag es Rogge etwas schwerer haben, da er bisher kein Mitglied des Gemeinderats war und somit noch keine praktische Erfahrung in der Führung der Gemeinde hat im Gegensatz zu Kuhn, der vor seinem Amtsantritt 2014 schon zwölf Jahre Bürgermeister-Stellvertreter gewesen war.
"Wichtig wäre es, den Ausbau des Kindergartens Ebenhausen zum Abschluss zu bringen", erlaubt sich Kuhn deshalb eine Empfehlung. Auch müssten bald die Verträge mit den beiden ansiedlungswilligen Unternehmen für das Gewerbegebiet an der Autobahn geschlossen werden. Kuhn: "Dann ist die Fläche voll und man könnte über eine Erweiterung nachdenken." Auch sonst gibt es für den neuen Bürgermeister noch einiges zu tun, was Kuhn gern selbst in einer zweiten Amtsperiode abgewickelt hätte: "Die innerörtliche Infrastruktur muss verbessert, einige Gebäude und Straßen müssen noch saniert werden."
Diese Aufgaben fallen seit 1. April nicht mehr in Kuhns Verantwortungsbereich. Seine Freizeit nutzt der Frühpensionär inzwischen zur Pflege seines über 2000 Quadratmeter großen Grundstücks mit Obstbäumen und Wiese. "Damit habe ich erst einmal genug zu tun." Doch bevor er in den Garten geht, nutzt er die morgendliche Ruhe zur ausführlichen Lektüre der Tageszeitung. Überhaupt liest er wieder mehr Bücher ("Hauptsächlich Belletristik, am liebsten Krimis und Thriller.") oder träumt von weiten Reisen.
Noch immer denkt er an seine Rucksacktour vor drei Jahren mit Freunden nach Thailand. "Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr mit Vietnam - wenn es der Arzt erlaubt."
Zeit genug hat Franz Kuhn künftig auch für seine Familienforschung, die lückenlos bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges zurückreicht. "Der erste Kuhn in Oerlenbach ist im Jahr 1648 erwähnt. Alle heutigen Namensträger in der Gemeinde stammen von ihm ab." Dieser erste Kuhn kam vor 370 Jahren aus Güntersleben nahe Würzburg. Ob er sich wohl in eine Oerlenbacherin verliebt hatte und deshalb seine Würzburger Heimat aufgab? Franz Kuhn will diese offene Frage jetzt endlich klären.