Dem Bürgerverein Klingenbrunn ist sein Festgelände abhanden gekommen. Denn für den Höllenbiergarten hat die Eigentümerin noch keinen Pächter gefunden.
Der über 100 Jahre alte Bürgerverein Klingenbrunn hat nach dem Verlust seines Festgeländes - wegen der Brauhaus-Pleite - nach intensiver Suche beim Sportclub 1900 Unterschlupf gefunden und damit sein Fortbestehen und das seiner zünftigen Kirchweih gerettet. Auf der Kippe steht nun aber der 1920 gegründete Bürgerverein Altstadt, dessen angestammte Kirchweih-Heimat das Höllental ist.
Einen Wirt für die Gaststätte und den Höllen-Biergarten hat die Eigentümerin Flessabank nach dem Abschied des letzten Pächters im Januar 2016 nämlich noch immer nicht gefunden. Vorsitzende Traudl Konior darf nun aber Gebäude und Gelände nutzen. Zumindest die Kirchweih 2016 vom 9. bis 11. Juli ist gerettet. Traudl Konior freut sich über die Zusage, für die sie allerdings auch gekämpft hat.
Viele Male habe sie bei der Immobiliengesellschaft der Flessabank vorgesprochen und immer erfahren, dass noch kein neuer Wirt gefunden sei. Die Suche werde aber fortgesetzt, einen Pächter zu finden sei aber schwierig. Im März erhielt sie die Zusage. Wegen der dauernden Nachfragen von Bürgern, ob die Kirchweih denn überhaupt stattfindet, suchte sie nun den Gang an die Öffentlichkeit.
Es geht auch ohne Wirt
Möglicherweise habe ihr Hinweis gefruchtet, dass der Verein die Kirchweih oft auch ohne Wirt veranstaltet hat, meint Konior zur Zusage. Für den Bürgerverein Altstadt stehen Gebäude und Gelände also offen. Durchführen könne der 120 Mitglieder zählende Verein das Fest aber nur, weil "unser Vereinsmitglied Uwe Speil seine Unterstützung zugesagt hat", räumt Konior ein.
Speil ist der Wirt des Weißen Rössl in der Wolfsgasse, ist also vom Fach, sagt die Vorsitzende mit dem nochmaligen Hinweis, dass Speil als Mitglied hilft.
30 Helfer werden gesucht
Bei der Mitgliederversammlung jüngst hat Konior die gute Nachricht verkündet. Dieser Tage folgt eine außerordentliche Versammlung, Hauptthema Kirchweih.
"Wir benötigen mindestens 30 Helfer, was bei der Altersstruktur nicht so leicht ist", gesteht Konior ein. Sie ist zuversichtlich, hofft auf den ein oder anderen "Außenstehenden". Einige hätten ihre Hilfe schon signalisiert weitere melden sich "hoffentlich wegen des Artikels". Das Markenzeichen, den Hahnentanz zu veranstalten, sei "leider nicht möglich", bedauert Konior.
Sie beerbte ihren 2014 verstorbenen Mann Kurt, der den Bürgerverein zehn Jahre als Vorsitzender und davor fünf Jahre in Stellvertreterfunktion führte und prägte. Traudl Konior richtete im Gespräch mit der Redaktion ausdrücklich ein "herzliches Dankeschön" an die Adresse der Flessabank. Um die Zukunft der Kirchweih und damit des Vereins macht sie sich dennoch große Sorgen.
"Ich hoffe doch und denke, das ist auch im Sinne der Schweinfurter, dass sich recht bald doch ein Pächter findet." Sollte das nicht so sein, wäre es "ewig schade für diese vor allem wegen des Biergartens im Sommer beliebte Gaststätte". Der Höllengarten sei ein "wunderschönes Fleckchen", so die "Bürgermeisterin". Konior berichtet, dass sie sich im Vorstand viele Gedanken für den Fall überlegt haben, dass es die Hölle-Wirtschaft in ihrer
jahrzehntelangen Tradition "wirklich nicht mehr gibt". Man hat im Weingut Dahms auf der Peterstirn nachgefragt, das auf dem herrlichen Gelände oberhalb der Hölle gerade sein Weinfest ausgerichtet hat: Absage. Eine weitere Idee als Veranstaltungsort für künftige Kirchweihen ist die Stadtmauer beim Weißen Turm. "Schließlich tragen wir Altstadt ja im Namen", lächelt Traudl Konior.
Noch aber wollen die Vorsitzende und ihre Mitstreiter das Thema "neuer Standort" nicht vertiefen, sondern setzen alle Hoffnung darauf, dass tatsächlich ernsthaft ein Pächter gesucht und auch gefunden wird. Und wenn es anders kommt? Traudl Konior schließt nicht aus, dass der 96 Jahre alte Bürgerverein Altstadt dann seinen 100. Geburtstag nicht mehr erlebt.
Hannes Helferich